Im Jahr nach seiner Verurteilung für die Schläge gegen seine damalige Partnerin, wurde Sevu Reece erstmals bei den All Blacks eingesetzt. Foto (c) Perlich
Ausgerechnet zum Weltfrauentag leisten sich die All Blacks einen großen Fauxpas und posten ein Foto von einem Spieler, der bereits wegen häuslicher Gewalt verurteilt wurde und der Botschaft "wir sind dankbar für diese Frauen, die uns ermöglichen, das Spiel zu spielen, welches wir lieben".
Es sollte das Jahr des neuseeländischen Frauen-Rugbys werden. Im Oktober findet mit anderthalbjähriger Verspätung endlich der Rugby World Cup 2021 statt, eröffnet von Schirmherrin Jacinda Ardern, der neuseeländischen Premierministerin. Künftig verzichtet World Rugby bei den Turnieren auf den Zusatz mit dem Hinweis, dass es eine WM der Frauen ist. Ein wichtiges Signal, das jedoch nicht jedem Rugby-Fan und Experten gefiel.
Doch ausgerechnet zum Weltfrauentag leistete sich die Social-Media-Abteilung der All Blacks einen riesigen Fauxpas. Mit rund neun Millionen Followern auf den großen vier sozialen Netzwerken, in etwa doppelt so viele wie Neuseeland Einwohner hat, ist das neuseeländische Team mit Abstand der größte Player im Welt-Rugby
Doch trotz aller Professionalität posteten die All Blacks heute ausgerechnet ein Foto von Sevu Reece zum Weltfrauentag, wie er neben seiner Frau stehend sein Kind küsst. Reece war 2018 im Alter von 21 Jahren verurteilt worden, nachdem er seine damalige Freundin in Neuseelands Hauptstadt Wellington in betrunkenem Zustand nachts die Straße entlang verfolgte, schlug und über den Asphalt zerrte - alles dokumentiert auf einer Überwachungskamera.
Ein liebevolles Bild, doch die Vorgeschichte von Sevu Reece stößt vielen sauer auf
Reece kam damals mit einer 750 NZ$ (aktuell rund 468€) Geldstrafe davon, unter anderem weil seine Partnerin ihm im Zeugenstand vergeben hatte und seine Rugby-Karriere durch eine Vorstrafe gefährdet sei. Tatsächlich machte Reece danach erst richtig Karriere, als er 2019 seinen Durchbruch bei den Crusaders feierte und von den All Blacks erstmals nominiert und zur WM mitgenommen wurde.
Bereits damals hagelte es Kritik an der Tatsache, dass die All Blacks Reece nominierten - ihn jetzt zum Gesicht einer Frauentags-Botschaft zu machen, empfanden viele in Neuseeland und anderswo als blanken Hohn. Die Debatte über den Stellenwert des Frauen-Rugby in Neuseeland jedenfalls hat auch deshalb nur noch mehr an Fahrt gewonnen. Statt über das eigene Frauen-Team, die Black Ferns und ihre fünf WM-Titel zu posten, nutzten die All Blacks ein Foto eines verurteilten Frauen-Schlägers.
Für World Rugby war der Boom des Frauen-Rugbys jahrelang ein Segen, während die Mitgliederzahlen bei den Herren in traditionellen Rugby-Ländern stagnierten. Das Finale der diesjährigen WM im ausverkauften Eden Park in Neuseeland sollte nicht nur alle Rekorde brechen, sondern auch als Signal dafür dienen, dass Frauen-Rugby dem männlichen Pendant in nichts mehr nachsteht.
Mit diesem Eigentor haben die All Blacks sich jedoch keinerlei Gefallen getan. Es bleibt zu hoffen, dass dies nur ein Ausrutscher des Verbands auf dem Weg zu einer erfolgreichen WM ist.
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