Der Krieg in Europa hat auch Auswirkungen auf den Rugbysport.
Russland führt den ersten großflächigen Angriffskrieg in Europa seit 1945 und die Sportwelt reagiert. Innerhalb weniger Tage wurde das Land, sowie der Komplize Belarus, fast vollständig aus dem Weltsport verbannt. World Rugby und Rugby Europe zögerten relativ lange und waren dann aber doch konsequent. Was nun passiert und was die sportlichen Auswirkungen im Rugby sind.
Am frühen Morgen des 24. Februars begann mit Raketenbeschuss, Bombenangriffen und einrückenden Panzern das, was Bundeskanzler Olaf Scholz rund 72 Stunden später eine Zeitenwenden nennen sollte. Der unprovozierte militärische Überfall eines europäischen Landes auf ein anderes, erstmals seit dem zweiten Weltkrieg, der bereits in den ersten Stunden zivile Opfer forderte.
Seit knapp einer Woche dominieren die Bilder des Krieges die Medien, den öffentlichen Diskurs und auch die Sportwelt. Nicht viel ist seitdem mehr so, wie es zuvor war, auch im Sport. In kürzester Zeit wurden Sport-Events in Russland und Belarus abgesagt, russische Teams und Athleten ausgeschlossen – das Land in der Welt des Sports geächtet, obwohl viele Athleten selbst keine Schuld trifft.
World Rugby und Rugby Europe zögerten länger, als so manch anderer Spitzenverband im Weltsport und das obwohl es sich hierbei nicht um einflussreiche Mitglieder handelt: Russland und Belarus wurden gestern Abend dann aber doch als aktive Kriegsparteien nach ihrem unprovozierten Einmarsch in die Ukraine von allen Wettbewerben ausgeschlossen.
Druck auf Rugby Europe zeigt Wirkung
Zuvor hatte es bereits vorgestern einen offenen Brief an den rumänischen Rugby-Europe-Präsident Octavian Morariu und den RE-Vorstand gegeben, der ihm zum Ausschluss beider Länder aufforderte. Unterzeichner waren 16 Landesverbände, darunter Österreich, zahlreiche mittel- und osteuropäische Nationalverbände, aber auch der schottische. Der DRV wurde laut Pressesprecher Beeskow hierbei nicht kontaktiert, sonst hätte man sich der Initiative auch angeschlossen. Außerdem betont Beeskow gegenüber TR den Ukrainern früh Unterstützung zugesichert habe, sowie Rugby Europe signalisiert habe weder in Russland noch gegen Russland anzutreten.
Russland weiter an den Wettbewerben teilnehmen zu lassen widerspreche schlicht den Werten, mit denen sich der Rugby-Sport rühme, so der Tenor des offenen Briefes. Die Rolle des Kontinentalverbands war zuvor bereits unglücklich bis unrühmlich. Man hatte es den Georgiern Mitte letzter Woche untersagt, ihre Mannschaftsaufstellung in den sozialen Medien auf ukrainisch zu publizieren – entsprechende Posts wurden gelöscht, das Spiel danach zunächst verschoben.
Der Eishockey-Weltverband war hingegen einen ganzen Tag schneller, als die Rugby-Verbände und das obwohl Russland und Belarus in diesem Sport zur Weltspitze zählen und beide schon Weltmeisterschaften ausgerichtet und im Falle von Russland sogar gewonnen haben.
Selbst die FIFA, die zunächst nur russische Heimspiele verboten hatte und dem Nationalteam das Kürzel RFU geben wollte (wogegen der englische Rugby-Verband protestierte) war den Rugby-Verbänden mit ihrem Ausschluss zuvorgekommen – und das obwohl Präsident Gianni Infantino Berichten zufolge eine sehr enge Bindung zu Russlands Autokraten Putin hat.
Die sportlichen Auswirkungen
Die russischen Herren sind damit aus dem Rennen um die Qualifikation um die WM 2023 in Frankreich, wo die Ausgangslage sowieso eine schwierige war. 2019 waren die Russen noch im Eröffnungsspiel gegen Japan und hatten den allerersten Versuch des Rugby World Cups gegen die Gastgeber erzielt.
Die Fünfzehner-Damen hatten bereits die Quali für die diesjährige Weltmeisterschaft in Neuseeland verpasst und die Siebener-Mannschaft, immerhin ein Core Team auf der World Series, wird bei den kommenden Turnieren nun durch Mexiko ersetzt.
Die Siebener-Herren wiederum, derzeit trainiert von Ex-DRV-Coach Vuyo Zangqa, dürften mit dem Anschluss als Konkurrent für unser DRV-Wolfpack um die Quali für die WM in Kapstadt im September wegfallen, sofern Russland nicht doch noch seine Truppen aus der Ukraine abzieht.
Davon dürfte auch abhängen, ob das Länderspiel unserer schwarzen Adler am 16. April gegen die Ukraine stattfinden kann. Aktuell dürften Männer im wehrfähigen Alter das Land überhaupt nicht verlassen, was natürlich die gesamte Mannschaft betrifft.
Nachdem bereits mehrere Profi-Fußballer bei Luftangriffen und Kampfhandlungen umgekommen sind, ist auch zu befürchten, dass es unter den rund 3.000 registrierten Rugbyspielern des Landes Opfer zu beklagen geben wird. Es bleibt zu hoffen, dass es so wenige wie möglich sind und dass das sinnlose Morden bald aufhört.
|