Ist Rugby zu altbacken? Maro Itoje meint, dass man sich beim American Football etwas abschauen könnte. Foto (c) Perlich
Ist Rugby zu altbacken? Aussagen von England-Star Maro Itoje haben im Vereinigten Königreich eine Diskussion ausgelöst. Dieser meint, dass sich unser Sport ein Beispiel am American Football nehmen könnte. Doch ist das überhaupt so einfach machbar?
Maro Itoje ist einer der Superstars im Welt-Rugby und wird am Samstag im Twickenham Stadium vor über 80.000 Zuschauern und Millionen vor den Bildschirmen mit England gegen Wales antreten. Dabei zählt Itoje mit seinem Saracens-Gehalt, den Matchprämien für England-Einsätze, sowie zahlreichen persönlichen Sponsoring-Deals zu den bestverdienensten Rugbyspielern der Welt.
Dennoch sieht der Zweite-Reihe-Stürmer weitaus mehr Potenzial im kommerziellen Bereich, wie er in einem Interview am Wochenende erklärt hat. Mit Blick auf den Super Bowl erklärt er: „Ich habe das Spiel nicht gesehen, jedoch habe ich mir die Halbzeitshow angesehen – wenn wir sowas im Rugby haben könnten, wäre das großartig!“
Beim Super Bowl in Los Angeles waren in der Pause eine Reihe von Stars des Rap und R&B aufgetreten, darunter Mary J Blige, Eminem, Snoop Dogg und 50 Cent. Das würde, so Itojes Vermutung, mehr Menschen zum Rugby locken und so zum Wachstum des Sports beitragen.
Die Halbzeit-Show beim Super Bowl hatte acht mal so viele Views auf YouTube, wie die Highlights des Spiels
Itojes Aussage hat in Rugby-Kreisen eine Diskussion ausgelöst. Kommt der ovale Ballsport wirklich zu altbacken daher und könnte man von ein wenig mehr Shot profitieren? Die Traditionalisten haben im Rugby definitiv ein gewichtiges Wort und die Werte des Sports werden allerorts wie ein Mantra hochgehalten.
Maro Itoje wird bereits heute von einer Entertainment-Agentur namens Roc Nation betreut, die von Rapper Jay Z gegründet wurde und in der Musikbranche Stars wie Rihanne und Shakira repräsentiert.
Bei Roc Nations Sports sind unter anderem die Fußballer Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku unter Vertrag. Im Rugby versucht die Agentur die Spieler über den traditionellen Dunstkreis im Rugby hinaus zu vermarkten. Denn besonders in England gilt Rugby als Sport der gutsituierten Mittelschicht, der in den Arbeiterviertel und Migranten-Communities nicht ankommt.
Itoje wird von der Entertainment-Agentur Roc Nation von Jay Z repräsentiert
Ob mehr Show-Elemente rund um das Geschehen auf dem Rasen dazu beitragen, dass Rugbys Anhängerschaft diverser wird, muss man abwarten. Auch in Deutschland unternehmen selbst unterklassige American-Football-Teams mehr Anstrengungen, um einen gewissen Entertainment-Faktor zu bieten – seien es Cheerleader, Glitterkanonen, oder Einläufe mit überdimensionierten Fahnen auf Plätze, die selbst wenig Glamour versprühen.
Doch beim American Football scheint dieser Entertainment-Faktor Teil der DNA und bei deutschen Fans kommt dies scheinbar an. Jedoch hat American Football auch den "Vorteil" zahlreiche Unterbrechungen im Spiel zu haben, die geradezu dazu einladen, die Lücke mit Entertainment zu füllen.