England gegen Italien - künftig nur noch bei der WM?
Wie gleich mehrere englische Zeitungen heute übereinstimmend berichten (u.a. die Daily Mail und der Guardian), steht Italien 22 Jahre nach der ersten Teilnahme vor dem Aus bei den Six Nations. Das Team, welches seit 2015 auf einen Sieg im traditionsreichen Turnier wartet, soll den Berichten zufolge ab 2025 durch Südafrika ersetzt werden.
Finanzinvestor CVC, der sich sich für 365 Millionen Pfund einen 14,3% Anteil am Turnier gekauft hatte, soll die treibende Kraft dahinter sein. Denn mit Südafrika wäre ein absoluter Publikumsmagnet bei den Six Nations dabei und man könnte das bewährte Format behalten.
Die Gespräche über eine Inklusion der Springboks seien im fortgeschrittenen Stadium. Das Jahr 2025 wird deshalb anvisiert, weil die Boks noch bis dahin rechtlich an die Rugby Championship gebunden sind. Erst nach dem Auslaufen des TV-Vertrages wäre ein Wechsel möglich.
Viele Verlierer, kaum Gewinner
Rein sportlich würden die Boks das Turnier durchaus aufwerten, angesichts einer zu vernachlässigenden Zeitverschiebung und den guten Verbindungen zwischen dem Land am Kap und Großbritannien wäre die Organisation derweil auch kein Problem. Selbst die hochsommerlichen Temperaturen um diese Jahreszeit an der Südspitze Afrikas wären zu verkraften, immerhin spielen die dortigen Top-Teams mittlerweile auch in der United Rugby Championship.
Das italienische Rugby wiederum stünde vor einer Klippe. Ohne die Spiele gegen die Top-Teams sähe die Zukunft für den Verband finanziell düster aus. Die nachkommenden Generationen von jungen vielversprechenden Spielern würde abgesehen von der WM die Perspektive fehlen. Aber auch Australien und Neuseeland hätten ein Problem – nicht nur würde ein großer Gegner abhanden kommen, es würden auch wichtige Einnahmen vom südafrikanischen Pay-TV-Riesen SuperSport fehlen.
Die Six Nations wären dann endgültig als geschlossene Privatveranstaltung etabliert und hätten den geographischen Bezug zu Europa damit ebenso verloren. Für eine seit langem diskutierten Auf- und Abstiegsregelung mit der Rugby Europe Championship wäre das der Sargnagel.
Ist die Story eventuell nur ein Testballon?
Die einzige Hoffnung für die vielen Gegner könnte eine ähnliche Meldung von vor zwei Jahren sein. Damals galt es als bereits ausgemacht, dass die Six Nations komplett hinter der Pay-TV-Schranke verschwinden. Die Story stellte sich als gezielter Testballon heraus, der von den Organisatoren des Turniers lanciert wurde, um die Popularität einer solchen Maßnahme zu diskutieren.
Der sich bereits formierende Widerstand könnte auch in diesem Fall dafür sorgen, dass die Turnier-Manager sich von ihren Plänen abbringen lassen. Sollte Südafrika weiterhin in der Rugby Championship spielen, dürften die derzeitigen Spekulationen bei einer künftigen TV-Rechte-Verhandlung mit Neuseeland und Australien als Faustpfand dienen.
|