Auch wenn die deutschen Fans außen vor sind, die Six Nations bleiben ein ovales Monument
Geschrieben von TotalRugby Team
Freitag, 4. Februar 2022
Der Bruderkampf zwischen England und Wales gehört zu den ganz besonderen Duellen der Six Nations. Foto (c) Kessler
Heute ist es endlich soweit, die Six Nations 2022 beginnen mit zwei großartigen Spielen (zur TR-Vorschau). Nach zwei langen Jahren der Pandemie endlich auch wieder vor vollen Rängen. Auch wenn deutsche Fans in diesem Jahr ohne TV-Partner gewissermaßen außen vor sind, bleiben diese Wochen im Februar und März doch etwas Besonderes für jeden Rugby-Fan.
139 Jahre ist es her, als die vier sogenannten Home Nations, die damals noch das Vereinigte Königreich bildeten, im Jahre 1883 erstmals zu dem Turnier zusammenkommen sollten, was heute als Six Nations Championship weltbekannt ist. Zum Vergleich: Die deutsche Fußballnationalmannschaft absolvierte erst ein Vierteljahrhundert später im Jahr 1908 ihre erste offizielle Partie gegen die Schweiz.
Kein Wettbewerb, abgesehen vom erst 104 Jahre später erdachten Rugby World Cup, fasziniert die Fans des ovalen Leders dermaßen. Das einfache Prinzip, jeder gegen jeden, die riesigen Arenen, die Leidenschaft, mit der die Fans hinter ihren Teams stehen und vor allem die Spannung – bis auf Italien ist auch in diesem Jahr jedem Team der Titel zuzutrauen – all dies macht die Six Nations dermaßen besonders.
Die Six Nations sind schlicht ein ovales Monument, das unter Artenschutz gehört. In Großbritannien konnten sich die Verantwortungsträger nach langem Zögern vor kurzem darauf einigen, dass das Turnier im Free TV bleibt, auch wenn eine Bezahlschranke zumindest kurzfristig für höhere Einnahmen für die von der Pandemie gebeutelten Verbände geführt hätte.
Sechs bis zwölf Millionen Menschen verfolgen die Spiele allein in Großbritannien, mehr als jeder dritte Haushalt in der Spitze bei wichtigen Entscheidungsspielen. Ähnliches gilt für Frankreich, wo derzeit eine junge Mannschaft um Stars wie Antoine Dupont und Romain Ntamack sich anschickt, im kommenden Jahr endlich den ersten WM-Titel für die XV de France zu holen.
Das macht dieses Turnier so besonders: Der friendliche Wettstreit zwischen den größten Rugby-Nationen Europas
Da können wir als deutsche Rugby-Fans nur neidisch auf die andere Rheinseite schauen. Denn in diesem Jahr wird das Turnier erstmals seit langem hierzulande nicht übertragen. Deutsche Fans können die Six Nations deshalb in der Regel nur schwer verfolgen, nicht mal wenn man bereit ist zu zahlen, wird es wirklich einfacher.
Diejenigen, die über Kabel den französischen öffentlich-rechtlichen Sender France 2 empfangen, können sich glücklich schätzen und bekommen obendrein noch die Begeisterung der Franzosen für ihr Team gratis frei Haus. Über Satellit lassen sich darüber hinaus auch BBC und ITV empfangen, deren gratis Online-Streams nur mit einer britischen IP-Adresse oder einem VPN zu empfangen sind.
Schließlich bleibt noch der gute alte Irish Pub, oder das lokale Vereinsheim – beides ist in Zeiten der Pandemie sicher nicht für jeden eine Option. Trotzdem sollten wir uns in den kommenden Wochen über die ovalen Feiertage freuen. Denn direkt bei uns vor der Haustür gibt es bereits in zwei Wochen Deutschlands beste Rugger zu sehen. Wenn die schwarzen Adler in Heidelberg gegen Belgien antreten.
In Rugby-Kreisen macht sich so langsam Optimismus breit, Zeit für uns alle diese Renaissance zu genießen.