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Vier Tage vor dem Start der Six Nations: Da wäre noch die Sache mit den Importspielern
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 1. Februar 2022

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Das schottische Team ist zuletzt sportlich immer stärker geworden, jedoch wird der Vorwurf geäußert dieser Erfolg sei nur mit Importspielern möglich. Foto (c) Ripke

Samstag gehen die Six Nations los: Uns stehen Rugby-Festwochen bevor, die Fans des ovalen Leders Jahr für Jahr begeistern. Die Tradition, die riesigen Arenen, der harte aber faire Wettbewerb, die Spannung über fünf Spieltage hinweg und besonders die Identifikation der Fans mit ihren Teams machen dieses Turnier so besonders. In den letzten Jahren intensivierte sich allerdings auch die Diskussion um sogenannte Projektspieler, die eben jene Identifikation untergraben.

Die Six Nations sind auch deswegen ein dermaßen besonderes Turnier, weil die Spiele ein freundlicher Wettstreit zwischen den größten europäischen Rugby-Nationen sind. Die Rivalität zwischen den Ländern wird auf friedliche Art ausgelebt. Wenn vor den Spielen beispielsweise die Marseillaise, Flower of Scotland, oder die walisische Hymne Hen Wlad Fy Nhadau gespielt wird, ist das für viele bereits ein Highlight und ein besonderer Moment für die Fans des Teams.

Doch im 21. Jahrhundert verschwimmen die Grenzen nationaler Zugehörigkeit zunehmend, nicht nur im Rugby. Viele Spieler haben mehr als nur eine Heimat - man denke beispielsweise an Wolfpack-Ass Jack Hunt, der mit australisch-irischen Eltern zunächst von Geburt bis ins Teenager-Alter in Düsseldorf lebte und dann in ein Rugby-Internat nach Dublin wechselte. Solche Biographien sind in diesem Kontext aber weniger kontrovers.

Irland was das erste Land, das gezielt Spieler verpflichtete, um sie einzubürgern

Vielmehr geht es bei der Diskussion um sogenannte „Project Players“, manchmal auch abschätzig Importspieler genannt. Irland hatte bereits vor über zehn Jahren damit begonnen, gezielt Spieler zu verpflichten, die internationales Niveau aber keinerlei Einsätze für ihre Geburtsländer hatten. Bundee Aki, CJ Stander, James Lowe oder Jamison Gibson Park sind nur einige Beispiele. Aktuell hat Irland aber nur sechs im Ausland geborene Spieler im Kader, wovon drei aufgrund der Residency Rule in grün auflaufen, während die anderen drei irische Vorfahren haben.

Wie schon im Vorjahr weist Schottland mit 23 im Ausland geborenen Spielern im 39 Mann umfassenden Kader mit Abstand den Spitzenwert auf. Wobei man gerade im Fall der Schotten differenzieren sollte: Die Südafrikaner Pierre Schoeman und Duhan van der Merwe beispielsweise hatten keinerlei Beziehung zu Schottland, kamen nur wegen eines Vetrags-Angebots ins Land und spielen aufgrund der sogenannten Residency Rule für das Team.

Der talentierte junge Schottland-Innen Cameron Redpath wurde zwar in Frankreich geboren, aber nur, weil sein Vater Brian, der selbst schottischer Nationalspieler war, zu der Zeit als Profi in Frankreich spielte. Ähnlich verhält es sich mit einer Reihe von Spielern, deren Vorfahren zumindest zur Hälfte schottisch sind. Wales wiederum hat mit 12 Spielern auch ein größeres Kontingent, wobei die enge Bindung zwischen England und Wales als Teilnationen desselben Staates die Sache erheblich verkompliziert.

Nationalmannschaft Im Ausland geborene Spieler
England 2
Wales 12
Schottland 23
Irland 6
Frankreich 4*
Italien 14

*Bei Frankreich zählt ein Artikel einer englischen Rugby-Publikation den Hakler Mauvaka Yoram Moefona mit - beide sind jedoch auf französischem Überseegebiet geboren und damit von Geburt an französische Staatsbürger

Am anderen Ende der Skala befindet sich aktuell England, zumindest im diesjährigen Ranking. Lediglich Bevan Rodd (Schottland) und Marcus Smith  (Philippinen) wurden im Ausland geboren, repräsentieren aber das Mutterland, jeweils weil zumindest ein Elternteil englisch ist. Vorbei sind die Zeiten, als England mit Spielern, wie Ex-Wolfpack-Coach Mouritz Botha, den Vunipola-Brüdern, oder Ex-Kapitän Dylan Hartley Erfolge feierte - allesamt im Ausland geboren und ohne direkten England-Bezug. Auch deshalb zeigen Englands Fans nun häufiger mit dem Finger auf andere Teams.

Vorteilnahme oder ganz normal im Jahr 2022?

Unterschwellig schwingt dabei immer der Vorwurf mit, dass man mit der Inklusion von „ausländischen“ Spielern Erfolg einkaufen wolle. Wie beispielsweise im Fall der katarischen Handball-Nationalmannschaft die 2015 bei der Heim-WM Silber holte, dabei zu mehr als 2/3 aus Importspielern bestand und seitdem nicht mehr in die Nähe dieses Erfolges kam. Denn nachhaltig war das damalige Investment keineswegs.

Auch das deutsche Rugby National-Team war zwischenzeitlich stark südafrikanisch geprägt, was manch einem in Rugby-Deutschland ein Dorn im Auge war. Dem sportlichen Erfolg der schwarzen Adler war dies zweifelsohne zuträglich, man denke nur an die Siege über Rumänien oder Uruguay, bei denen neben Spielern wie Chris Hilsenbeck und Eric Marks vor allem auch Jaco Otto, Jarryd Els und Sean Armstrong entscheidenden Anteil hatten.

Duhan van der Merwe ist einer von 23 im Ausland geborenen Spielern, die für Schottland bei den Six Nations spielen

Schlussendlich führt diese Diskussion aber zu nichts. Niemand würde die Leidenschaft, mit der Sean Armstrong für die Adler aufgelaufen ist, in Frage stellen. Den Regeln entsprach diese Nominierung allemal. Doch zumindest im Kontext der Six Nations, wo es um Millionenbeträge geht und der Vorwurf der Vorteilsnahme schnell gemacht ist, wird diese Diskussion nicht enden.

Zumindest mit der Veränderung der Residency Rule, wonach ein Rugby-Ausländer fünf Jahre am Stück in seiner neuen ovalen Heimat spielen muss, um für diese dann auch spielen zu dürfen, hat das Thema ein wenig entschärft.

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