10 Tage vor dem Start der Six Nations: Die vielversprechendsten Neulinge
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 26. Januar 2022
Der Countdown läuft: Nur noch zehn Tage bis zum Start der Six Nations!
Irland und Wales eröffnen die diesjährigen Six Nations bereits in zehn Tagen und am selben Tag steigt der Klassiker Schottland - England. In Teil zwei unserer Vorschau stellen wir euch einige der vielversprechendsten Debütanten vor, die bereits bei diesem Turnier eine große Rolle spielen dürften.
Alfie Barbeary (21, Flanker, England)
Als hätte England in der dritten Sturmreihe nicht schon genug Optionen, da explodiert Alfie Jack Barbeary förmlich in den letzten Wochen und Monaten. Der 21-jährige Wasps-Spieler fühlt sich sowohl auf der Sechser- als auch auf der Achter-Position heimisch. Seine größte Stärke hat er mit dem Ball unter dem Arm - denn als Ballträger kann der 1,85-Mann die harten Meter im Kontakt machen und läuft fleißig Unterstützung wenn die gegnerische Linie einmal gebrochen ist.
So hat Barbeary, der mit 117 kg ein absoluter Brocken von einem Mann ist, seine Wasps zu Siegen gegen Leicester und Toulouse in den letzten Wochen geführt. England-Coach Eddie Jones zieht Barbeary nun Billy Vunipola vor, der nicht mal im Kader ist. Sollte Jones Barbeary, der bisher keinen einzigen Einsatz für England hat, eher als Achter sehen, müsste er sich mit Alex Dombrandt um den Startplatz streiten.
Jedoch kann Barbeary genauso gut Flanker spielen, wo mit Courtney Lawes zuletzt ein gelernter Zweite-Reihe-Stürmer spielte. Gesetzt scheint lediglich Tom Curry, der seit langem als Jones-Liebling gilt und den Vertrauensvorschuss mit Leistung zurückzahlt. So oder so, wenn England in zwei Wochen im Murrayfield gegen den alten Rivalen Schottland nach Rache sinnt, wird das Mutterland einen monströse dritte Sturmreihe aufbieten.
Kaum zu stoppen: Englands Nachwuchs-Flanker Alfie Barbeary
Mike Lowry (23, Schluss, Irland)
Micheal „Mike“ Lowry hat mit seinen gerade einmal 1,70 nicht unbedingt Gardemaß. Doch der Mann aus Ulster, der laut Webseite seines Vereins an den 80 kg kratzt, hat dafür umso mehr Speed und einen kaum zu verteidigenden Step. Mit 23 Jahren ist die laufende Saison sein richtiger Durchbruch, obwohl er schon seit mehr als drei Jahren im Ulster-Aufgebot steht.
Im Champions Cup konnte er immer wieder Verteidiger im Eins-zu-Eins aussteigen lassen und die Defensiv-Linien der europäischen Konkurrenz durchbrechen. Für das Irland-Trainerteam dürfte Lowry noch zusätzlich wertvoll sein, da er sich auch auf der Verbinder-Position heimisch fühlt und als sicherer Kicker gilt.
Die einzige Frage ist, ob Lowry auch mit den schwierigeren Bedingungen im internationalen Rugby klarkommt, wo die Defensivreihen noch weniger Platz lassen und wo er als Schluss mit noch mehr schwierigen Kicks zu rechnen hat. Außerdem wäre da noch ein gewisser Hugo Keenan - der Ex-Siebener-Nationalspieler hatte zuletzt das 15er-Shirt für sich beansprucht.
Klein und unglaublich wendig: Mike Lowry ist schwer zu Boden zu bringen
Leo Berdeu (23, Verbinder, Frankreich)
Ein weiterer aus der goldenen Generation. Frankreich hat sowieso schon den jüngsten Kader aller Six-Nations-Teams und der Neuaufbau mit Blick auf die Heim-WM im Herbst nächsten Jahres kann schon längst als Erfolg gelten. Was dabei besonders beeindruckt, ist die unfassbare Tiefe des Frankreich-Kaders.
Mit Mathieu Jalibert fällt einer der beiden großartigen jungen Frankreich-Verbinder aus. Trainer Fabien Galthié zieht nun mal ebenso den statistisch gesehen besten Spielmacher der Top 14 aus dem Hut. Leo Berdeu spielt beim Top-Team Lyon und hat in der laufenden Saison mehr Punkte erzielt, als alle anderen Top-14-Stars.
Der 23-jährige Strippenzieher von Lyon ist aber nicht nur vom Tee absolut zielsicher. Er attackiert auch gerne selbst die Linie und erzielt Versuche auf diese Art und Weise, oder als Support-Läufer. Zunächst dürfte Berdeu als Backup für Romain Ntamack eingeplant sein, jedoch könnte dies noch verdammt wichtig werden im Turnierverlauf. Gerade da dürfte Berdeus Treffsicherheit vom Tee eine Rolle spielen.
Andy Christie (22, Dritte-Reihe-Stürmer, Schottland)
Der Dritte-Reihe-Stürmer mit der schottischen Mutter und dem nigerianischen Vater hätte theoretisch auch für England spielen können. Doch der für seine Saracens zuletzt stark aufspielende Flanker entschied sich für das Land seiner Mutter und dürfte im Kader von Gregor Townsend direkt eine wichtige Rolle spielen.
Denn wenn den spielfreudigen Schotten zuletzt was gefehlt hat, dann die Sturmhärte nach dem Vorbild der Sarries, die seit Jahren mit ihrem gefürchteten Sturm ihre Siege einfahren. Für Christie, der mit seinen 105 kg wichtige Meter im Kontakt macht, könnte es direkt in zehn Tagen zum Duell mit Sarries-Kollege Maro Itoje kommen.
Darüber war Christie dermaßen froh, dass er gleich die gesamte Familie nacheinander per Facetime anrief und dabei die Reaktionen dokumentierte. Die Freude in Christies Gesicht und dem seiner engsten Verwandten dürfte auch die Diskussionen um die zahlreichen schottischen Spieler, die nicht in Schottland geboren wurden, im Keim ersticken.
Marcus Smith (22, Verbinder, England)
Während die restlichen Spieler auf dieser Liste noch kein einziges Spiel für ihr Land absolviert haben, steht Marcus Smith lediglich vor seinem Six-Nations-Debüt. Jedoch wurde ein solches Debüt selten derart sehnlichst erwartet, wie in diesem Jahr. „Gebt ihm die Schlüssel, er soll den Laden übernehmen“, so Ex-England-Verbinder Andy Goode, der sich in seinem Podcast als riesiger Fan von Smith geoutet hat.
Das ist allerdings auch nicht schwer. Im letzten Sommer durfte Smith erstmals für England auflaufen, nachdem er Harlequins quasi im Alleingang zur Meisterschaft geführt hat. Der nur 1,75m große in Manila geborene Verbinder hat die Fähigkeiten, die Instinkte und das Spielverständnis, um Partien eigenhändig zu entscheiden.
So zuletzt gleich mehrfach im Europacup und in der Premiership. Vor allem seine unglaublich akkuraten Cross-Kicks sind eine absolute Waffe, doch auch sonst bringt der 22-jährige alles mit, um das England-Spiel zu lenken. Eddie Jones vertraut Smith scheinbar scheint gewillt zu sein, Smith tatsächlich das England-Spiel lenken zu lassen.
Er zieht die Strippen, bereits in so jungen Jahren: Marcus Smith