Konnte in Malaga überzeugen: Wolfpack-Neuling Jack Hunt.
Deutschland trotzt Australien ein Unentschieden im Rugby ab. Was vor Jahren undenkbar schien, ist nun Realität. Nach drei Tagen World-Series-Rugby in Malaga ist nicht alles perfekt rund um das deutsche Team, es gibt noch viel Luft nach oben. Dennoch steht das Team aktuell besser da denn je und kann die kommenden Aufgaben mit breiter Brust angehen.
Es ist gerade mal gut zehn Jahre her, dass das deutsche Nationalteam noch nicht mal in Europa erstklassig war und gegen Teams wie Israel peinliche Pleiten kassierte. Seitdem hat das DRV-Wolfpack einen weiten Weg zurückgelegt – damals schienen Träume von Olympia und der Siebener-WM wie Utopien, heute kann das deutsche Team nun auch unter schwierigen Bedingungen in der Lage mit der Weltspitze mitzuhalten.
Der Abschluss war sicherlich enttäuschend, denn Gegen Wales wäre deutlich mehr drin gewesen, als die knappe Niederlage aufgrund von zwei späten Versuchen des Gegners. Dennoch war das Turnier in der andalusischen Metropole ein Beweis dafür, wie sehr sich das Team in den letzten Jahren weiter entwickelt hat und mittlerweile mit der absoluten Weltspitze mithalten kann.
Das 12-12 Unentschieden gegen die Australier am Freitag sorgte international für Aufsehen, hatten doch die Australier noch in Dubai Anfang Dezember das Endspiel erreicht und schafften es in Malaga schlussendlich auch bis ins Halbfinale. Wie Fabian Heimpel und Tim Lichtenberg mit der letzten Aktion unter Druck noch den Versuch zum Unentschieden herausholten, nötigt einem Respekt ab.
Einer von vielen stark herausgespielten Versuchen des deutschen Teams
Dass es nach der Gruppenphase nur für die untere Tableauhälfte reichte, war nach einem Sieg, einer Niederlage und dem Australien-Remis unglücklich. Das deutsche Team zeigte trotz einer extrem kurzen Vorbereitung und später Corona-bedingter Ausfälle viele sehr gute spielerische Ansätze, auch gegen die derzeit besten Teams im Welt-Siebener. Das wohl wichtigste Zeichen war aber der deutliche 29:0 Sieg mit fünf Versuchen in Durchgang zwei über Japan – eben jenes Team, das von World Rugby während der Coronapause in die World Series befördert wurde.
Bereits die damalige Entscheidung war mindestens enttäuschend und objektiv unfair. Die Japaner, die bei der Challenger Series 2020 gegen das deutsche Team verloren hatten, haben seit ihrem Aufstieg auch wenig bis kaum etwas auf der Series gezeigt. Das deutsche Team wäre ein würdigerer permanenter Vertreter auf der Series, sicherlich dürfte diese Botschaft auch bei den Offiziellen von World Rugby angekommen sein.
Insgesamt kann man Dank dieser Leistungen dem Quali-Prozess für die World Series und die Siebener-WM in den nächsten Monaten positiv entgegensehen. Die im Turnierverlauf immer wieder mal bei den Standards aufgetretenen Schwächen, die beispielsweise auch gegen Wales den Sieg kosteten, waren für das Team eher untypisch und dürften im regulären Trainingsbetrieb für das Trainerteam um Damian McGrath zu beheben sein. Dafür gelang es dem Team trotz minimaler Vorbereitung mehrmals mit eingeübten Kombinationen zu punkten.
In Sachen Personal sieht es für das deutsche Team ebenfalls gut aus. Nachdem sich einige Leistungsträger, wie Robert Haase und Sebastian Fromm zuletzt umorientiert haben, konnten die Lücken ohne Probleme geschlossen werden. Jack Hunt lieferte ein tolles Turnier ab und zählt wie Chris Umeh und Niklas Koch noch zu den sehr jungen Spielern im Wolfpack-Kader.
In Sevilla trifft das deutsche Team kommendes Wochenende auf die extrem starken Argentinier
Kommendes Wochenende wird sich das Team erneut mit der Weltspitze messen dürfen, wenn im nur 200 km entfernten Sevilla das zweite World-Series-Turnier in Spanien stattfindet. Die Aufgaben werden dabei jedoch nicht leichter: Malaga-Finalist Argentinien mit dem derzeit überragenden Marcos Moneta, sowie Irland und erneut Jamaika heißen die Gruppengegner.
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