In weniger als drei Wochen gilt in ganz Frankreich: Impfpflicht für alle Vereinssportler, im Profi-, wie im Amateurbereich. Das wiederum wird schon bald Konsequenzen für ungeimpfte Rugger haben, schon bei den bald beginnenden Six Nations.
Frankreichs Premierminister Jean Castex hat am gestrigen Montag eine Reihe von Maßnahmen zur Eindämmung der durch Frankreich schwappenden Omikron-Welle verkündet. Über 100.000 Neuinfektionen an einem einzigen Tag hatte es zuletzt gegeben. Selbst wenn, wie bisher in Südafrika und Großbritannien beobachtet, bei Omikron im Schnitt weniger schwere Verläufe auftreten und deshalb weniger Patienten im Krankenhaus und in den Intensivstationen landen, bleibt die Infektionswelle eine Gefahr für das Gesundheitssystem als Ganzes.
Das angekündigte Maßnahmenpaket betrifft auch den Sport, im Amateur- wie im Profi-Bereich. Anders, als in Deutschland, sind Geisterspiele bei unserem westlichen Nachbarn kein Thema. 2G, wohl aber schon. Laut Castex dürfen ab dem 15. Januar nur noch vollständig geimpfte am organisierten Vereinssport im Land teilnehmen, das betrifft Zuschauer und Spieler, in allen Bereichen und Sportarten, drinnen wie draußen.
Frankreichs rund 2.000 Rugby-Klubs bleiben also nur rund drei Wochen zur Vorbereitung. Angesichts dessen, wie streng die bisherigen Maßnahmen in Frankreich umgesetzt wurden, dürfte auch hier von einer strikten Einhaltung auszugehen sein. Laut dem französischen Gesundheitsministerium sind derzeit 91% der erwachsenen Bevölkerung vollständig geimpft. Auch in den Rugby-Hochburgen im Süden Südwesten des Landes, also den Regionen Aquitaine und Occitaine, liegt die Impfquote noch einmal etliche Prozentpunkte höher, als in Deutschland.
Prominenter Impfskeptiker: England-Innen Henry Slade
Jedoch sind Konflikte bereits vorprogrammiert, da auch in Frankreich der Widerstand der Impfverweigerer zuletzt zugenommen hat und Teils in Gewalt mündete. Gerade die Profi-Vereine in Frankreichs drei professionellen Ligen dürften aber aufatmen, nimmt ihnen diese Regelung doch eine größere Sorge. Beispiele von prominenten Sport-Stars, die wegen COVID längerfristig ausgefallen sind, gibt es auch in Frankreich zuhauf.
Montpellier-Fußballprofi Junior Samba war 2020 mit nur 23 Jahren mit Corona auf der Intensivstation gelandet und kämpfte wochenlang um sein Leben. Bei Stade Francais hatten mehrere Spieler nach einem Corona-Ausbruch im Kader wochenlang mit Folgeschäden an der Lunge zu kämpfen. Mit einer künftigen Impfquote von 100% wird das Risiko weiterer Ausbrüche reduziert - die schwere der Verläufe bei Impfdurchbrüchen ist nachweislich weitaus milder.
Was machen impfskeptische Rugby-Stars nun?
Zahlreiche Rugby-Profis, wie Alex Goode, oder Marland Yarde haben sich bei der Kampagne der britischen Regierung für die Corona-Impfung engagiert. Doch auch wenn, wie in der Gesellschaft die überwältigende Mehrheit für die Impfung ist, gibt es auch im Rugby einige prominente Impf-Skeptiker. Für diese könnten die Folgen künftig gravierend sein, denn die neue Regelung käme für sie einem Berufsverbot gleich.
In Frankreich betrifft das derzeit nur wenige Spieler, darunter jedoch auch einige Topspieler, wie Ex-All-Black George Moala sowie die Fidschi-Stars Peceli Yato und Waisea Nayacalevu. Einer der prominenteren Impfskeptiker ist England-Innen Henry Slade, der trotz seiner Diabetes-Erkrankung, mit der sein Risiko für einen schweren Verlauf erhöht ist, mehrmals durch impfkritische Äußerungen aufgefallen war.
Er vertraue der britischen Regierung nicht und glaube, dass die Impfung vor dem Einsatz hätte besser getestet werden müssen. Slade, der einige Semester Sport studierte, aber keinerlei medizinische Qualifikation hat, begründet seine Impfskepsis im Herbst nicht weiter und hat sich seitdem nicht dazu geäußert.
Sollte Slade weiterhin ungeimpft sein, wovon aufgrund seiner Äußerungen auszugehen ist, dürfte er beispielsweise nicht beim womöglich entscheidenden letzten Six-Nations-Spiel am 19. März in Paris auflaufen, denn die Regelung gilt natürlich auch für gastierende Teams im Europacup und bei den Six Nations.
Laut Englands Verband RFU seien bei den November-Länderspielen noch fünf Spieler im erweiterten Kader ungeimpft gewesen. Noch bliebe Slade und den anderen Impfskeptikern mehr als genug Zeit, sich impfen zu lassen. Zudem ist eine ähnlich konsequente Regelung anderswo nicht angedacht.
Wäre eine Impfpflicht auch in Deutschland denkbar?
Gesundheitsschutz ist und bleibt in Deutschland Ländersache, weswegen die Regelungen während dieser Pandemie oftmals stark voneinander abwichen, je nach Bundesland. Eine bundeseinheitliche Regel, wie in Frankreich, erscheint deshalb unwahrscheinlich. Jedoch hat beispielsweise NRW seinen Amateurklus 2G angeordnet, sofern die Inzidenz in der jeweiligen Region einen gewissen Schwellenwert erreicht hat.
Bevor es zu einer flächendeckenden Impfpflicht für Sportler kommt, dürfte eher noch die Diskussion um eine allgemeine Impfpflicht Fahrt aufnehmen. Zuletzt hatte sich der Ethikrat der Bundesregierung für eine Impfpflicht unter gewissen Umständen ausgesprochen.
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