Jack Hunt ist einer der Neulinge, die 2020 ins Team vorgestoßen sind und jetzt zu Leistungsträgern werden könnten.
Das Jahr 2021 war aus Sicht des DRV-Wolfpack ein kurioses. Ein gutes halbes Jahr ging pandemiebedingt nicht viel im internationalen Siebener, bevor mit der verändeten EM und dem Gastspiel auf der World Series dann doch noch zwei Highlights folgten. Kommendes Jahr könnte für das Siebener-Team des DRV ein großes Jahr werden - sofern es die Pandemie zulässt, könnte es in den kommenden sechs Monaten zwei große Quali-Chancen geben: In der Challenger Series für die World Series und im Juni für die Siebener-WM in Kapstadt - beides durchaus realistische Ziele.
Diese Tradition ließ sich das DRV-Wolfpack auch in diesem Jahr nicht nehmen. Die letzte Trainingseinheit des Jahres wurde, wie schon seit rund zehn Jahren üblich, im „fancy Dress“ abgehalten. Ganz im Stile des Siebeners schwitzten die Wolfpack-Stars an ihrer Heidelberger Basis in Karnevalskostüm, wie die Zuschauer bei den großen Turnieren auf der World Series.
Das ist aber im aktuellen Alltag der deutschen Siebener-Nationalmannschaft neben dem regelmäßigen Training eine der wenigen Konstanten, wie für so viele während der globalen Pandemie. Allein in den letzten Monaten folgte zunächst die Einladung für gleich vier World-Series-Turniere, von dem das DRV-Wolfpack aber schlussendlich nur zwei spielte.
Bei diesen beiden Events in Kanada zeigte das Team sehr viel Licht und sicherlich auch ein wenig Schatten. Dennoch lud World Rugby das DRV-Team für die Turniere drei und vier kurzerhand wieder aus, so dass es mit der Premiere im Hauptturnier der Dubai 7s nichts wurde. Stattdessen durfte sich ein Pespektiv-Team des DRV beim International Inviational beweisen – eine der Erkenntnisse: Die Arbeit an der Tiefe im Kader zahlt sich aus und die Verjüngung des Teams ist im vollen Gange.
2022 viele Chancen, aber auch Risiken und neue Konkurrenten
Der Blick auf das kommende Jahr ist kompliziert. Zunächst stehen bereits bald weitere World-Series-Turniere an – zunächst Ende Januar in Malaga und Sevilla, als Ersatz für die Events in Sydney und Hamilton, die aufgrund der strengen Einreiseregeln in Australien und Neuseeland nicht stattfinden können.
Auch hier ist das deutsche Team laut TR-Informationen wie zuletzt als erster Nachrücker eingeplant, nachdem man dahingehend für Dubai wegen der kurzfristigen Anfrage noch dankend abgelehnt hatte. Angesichts der momentan grassierenden Omikron-Variante ein gar nicht mal so abwegiges Szenario, das dem Team weitere Spielpraxis auf der World Series verschaffen könnte.
Denn: Mit der Challenger Series und der WM-Quali stehen zwei Events an, die dem Team einen größeren Erfolg bescheren könnten. Wie im Jahr 2020, soll auch im kommenden Jahr eine Challenger Series über den Aufstieg auf die Sevens World Series entscheiden. Damals war Japan der Hauptkonkurrent und Deutschland das einzige Team, welches das Nippon-Team schlagen konnte.
Dieses Mal wären erneut Uruguay, Hongkong, Chile sowie ein Team, das mit einem alten Bekannten wieder zu alter Größe finden will, die Hauptkonkurrenten. Die Rede ist von Russland, deren neuer Trainer Vuyo Zangqa ist. Der Südafrikaner hatte bis 2019 das DRV-Team trainiert, war dann in seine südafrikanische Heimat zu den Kings gegangen und wurde zuletzt Trainer der Narwskaya Zastawa, einem russischen Profi-Team aus Sankt-Petersburg.
Russland wird mit Coach Zangqa erneut zum großen Konkurrenten
Auch im Wolfpack-Management rechnet man nun wieder mit dem Russen, die seit ihrem Abstieg aus der World Series eine wahrhaftige Talsohle durchschritten haben. Denn mit Zangqas Know-How und den Ressourcen der russischen Olympia-Förderung, sowie dem Milliardär hinter dem Sputnik-Impfstoffs, der zuletzt massiv in das russische Siebener investierte, könnte das russische Team wieder zu einem ernsthaften Kandidaten werden.
Neben dem Aufstieg in die World Series, der angesichts der Konkurrenz alles andere als utopisch ist, bleibt das andere große Ziel die WM-Quali. Im Juni werden die vier übrig gebliebenen europäischen Plätze vergeben - Frankreich, England und Schottland sind bereits qualifiziert. Was aus deutscher Sicht bedeutet, dass man von den Haupt-Konkurrenten Irland, Wales, Spanien, Portugal und Russland zwei hinter sich lassen muss.
Auch dieses Ziel ist alles andere als unrealistisch und dem DRV-Team würde Ende 2022 ein Auftritt bei der Siebener-Weltmeisterschaft winken. Diese wird im großartigen Cape Town Stadium ausgetragen, das zwischen Atlantik und Tafelberg gebaut, kaum malerischer gelegen sein könnte. Dazu werden an den drei WM-Tagen jeweils 60.000 verrückte Blitzboks-Fans in der Arena anwesend sein.
All das sind Ziele, die die Wolfpack-Asse in den nächsten Monaten erreichen können. Sollte es bei Tim Lichtenberg, Carlos Soteras-Merz und Co. an Motivation gefehlt haben, dürfte dies wohl kein Thema mehr sein.
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