In den Regional- und Verbandsligen könnte die World-Rugby-Reform durchaus helfen, um Spielabsagen zu vermeiden.
Es soll mehr Rugby gespielt werden, das Spiel zugänglicher gemacht werden. So die Beweggründe des Weltverbands World Rugby, der zum neuen Jahr Regel-Variationen im Amateur-Bereich zulässt, die so manchen Traditionalisten zur Weißglut bringen dürften, aber gleichwohl die Durchführung von Spielen an der Basis erleichtern. Weniger Spieler, mehr Flexibilität und Gestaltungsmöglichkeit, je nach Fähigkeiten und Ressourcen - so das Credo.
Insgesamt zehn mögliche Abweichungen vom Standard-Regelwerk können ab dem 1.1.2022 Anwendung finden. Sie betreffen alle möglichen Aspekte des Rugbysports: Angefangen bei der Mannschaftsstärke, der Feld- und Ballgröße, sowie den Feinheiten bei Kicks und Gedrängen.
In Absprache mit Vertretern von der Basis in mehreren Ländern habe man das Konzept entwickelt, was bereits zum neuen Jahr in die Praxis umgesetzt werden kann. Die Hauptintention dahinter sei mehr Rugby-Wettbewerb an der Basis zu fördern und Spielabsagen zu vermeiden, was zuletzt selbst in vielen Rugby-Kernländern zum Problem wurde.
Die wichtigsten Neurungen, die als Regel-Variationen gespielt werden können, aber nicht müssen, sind:
- Die Teamgröße kann im regulären Betrieb auf bis zu 10 Spieler pro Team heruntergesetzt werden
- Entsprechend kann die Anzahl an Spielern im Gedränge auf bis zu fünf gesenkt werden
- Spiele können nun auch gekürzt werden, bis auf ein Minimum von 40 Minuten
- Dazu sind die Aufteilung in drei Drittel oder vier Viertel möglich
- Teams können sich darauf einigen, dass in Gassen nicht gegengesprungen wird
- Teams können sich darauf einigen, dass Straftritte nur aus der eigenen Hälfte zur Gasse getreten werden und Erhöhungstritte immer von vor den Stangen durchgeführt werden
- Künftig können offizielle Ligen mit Gewichts-Limit im Jugendbereich eingeführt werden, optional auch mit einer strengeren Regel bezüglich hoher Tackles
- Dazu können künftig auch kleinere Bälle eingesetzt werden, als die Standardgröße 5 (Männer) und 4 (Frauen)
Der Weltverband dürfte mit dieser neuen Flexibilität so manch einen Puristen des ovalen Ballsports vergraulen, werden im Rugby doch Traditionen besonders hochgehalten. Ähnliche Regelungen sind im Fußball sicherlich weniger denkbar.
Jedoch sollte man Bedenken, dass World Rugby explizit die Basis und damit die untersten Ligen anspricht, wo ein Spiel schnell mal an Spielermangel, oder anderen Banalitäten scheitern kann. Gerade in den deutschen Verbands-Ligen dürften solche Ansätze zum Teil heute schon an der Tagesordnung sein und künftig auch mit dem Segen der World-Rugby-Entscheider stattfinden.
Denn viel mehr als der American Football lebt der Rugbysport davon, dass er in den wichtigsten Rugby-Nationen landauf und landab gespielt wird. Davon könnten auch Vereine hierzulande profitieren. Denn ein Spiel mit zehn oder zwölf Spielern und kleinen Regelabweichungen dürfte immer noch besser sein, als gar keins.
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