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Regeln und wie sie interpretiert werden: Saracens dehnen das Law Book erneut
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 2. Dezember 2021

Der fünffache englische Meister Saracens gilt schon lange als hervorragend trainertes Team, das taktisch Trends setzt. Einer davon war das sogenannte Raupen-Ruck, mit dem Gedrängehalbspielern einfacherere Boxkicks ermöglicht wurden. Jedoch hatte die künstliche Verlängerung von Rucks, nur um besser defensiv kicken zu können, nicht nur Freunde. Nun haben die Sarries e ine Gegentaktik zu ihrer eigenen Innovation entwickelt, die auf den ersten Blick noch kurioser wirkt: Das sogenannte Krabben-Ruck.

Vor etwa fünf Jahren brachten die Saracens dem Rugbysport eine Innovation, auf die viele Anhänger der reinen Rugby-Lehre und des schönen Spiels gerne verzichtet hätten. Das sogenannte Caterpillar-Ruck, also das künstlich um drei bis vier Spieler verlängerte Ruck, um sicherere Boxkicks vorzubereiten, war eine Saracens-Erfindung, die weltweit Schule machte.

Bis heute ist das Raupen-Ruck jedoch kontrovers, verlangsamt es doch das Spiel, macht es für die meisten Fans unattraktiver und sorgt dafür, dass sich eine konservative Defensiv-Taktik mit vielen Kicks lohnt. Denn ein Boxkick von einem um mehrere Spieler verlängerten Ruck ist kaum zu blocken.

Dazu wird die Fünf-Sekunden-Regel, laut der der Ball ab dem Moment, ab dem er spielbar ist, innerhalb dieser fünf Sekunden gespielt werden muss. Das Resultat: Gegner und Zuschauer sind gelangweilt. England-Prop Joe Marler brachte es während eines Spiels seiner Harlequins gegen Exeter auf den Punkt, als Exeters Neuner Nick White lange brauchte und Marler laut hörbar rief: „Du langweilst mich verdammt noch mal (im Englischen wählte er jugendfreie Worte)“.

Bereits die Raupen-Taktik der Sarries war sehr kontrovers, wie hier im Spiel Exeter-Harlequins "du langweilst mich"

Saracens wurden zunehmend Opfer ihrer eigenen Taktik

Wie in Goethes Zauberlehrling scheinen die Saracens aber nun nicht glücklich zu sein mit den Geistern, die sie einst riefen. Das Londoner Team, nach seinem Wiederaufstieg in die Premiership momentan auf Rang zwei der ersten englischen Liga, präsentierte am vergangenen Wochenende das Gegengift zum Raupen-Ruck. Die neue Taktik hat einen ebenso einprägsamen Namen erhalten: Das Krabben-Ruck.

DAS VIDEO ZUR KRABBEN-TAKTIK DER SARRIES

Das kam am vergangenen Wochenende im Spiel gegen die Sale Sharks genau dann zur Anwendung, wenn der Gegner die ursprüngliche Saracens-Taktik des Raupen-Rucks anwenden wollte. Im Endeffekt kreierten die Sarries eine künstliche Verlängerung des Rucks auf der Defensiv-Seite, nur damit sich diese Wurmfortsatz dann seitwärts bewegt, wie eine Krabbe dies kann, um den Neuner beim Boxkick besser blocken zu können.

Entweder diese Taktik wird künftig abgepfiffen, oder das Beispiel der Sarries macht Schule

Tatsächlich sah dieser Versuch alles andere als legal aus, wurde vom Unparteiischen aber nicht gepfiffen. Denn tatsächlich gingen alle Sarries-Spieler „durch das imaginäre Törchen“ und bewegten sich erst dann seitwärts, als man bereits gebunden war. Diese Taktik sieht zwar stark nach Abseits aus, scheint laut dem Regelbuch aber nicht per se illegal.

Deshalb dürfte es bald nur noch zwei Optionen geben: Entweder Schiedsrichter pfeifen dieses Vorgehen künftig ab, da es zumindest klar gegen den Sinn der Regeln verstößt, oder bald werden fast alle Profi-Teams die Krabben-Taktik nutzen. Dann würde sich zumindest der Kreis schließen: Saracens haben das Raupen-Ruck einst geschaffen und nun haben die Londoner das passende Gegenmittel entwickelt. Bis dahin dürfte die Diskussion anhalten.

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