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Drei TR-Thesen zu den November Internationals
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 23. November 2021

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Zwei Jahre vor der WM wirken die Franzosen wie ein waschechter Titelkandidat.

Spannung, Drama und Weltklasse-Rugby in vollen Stadien. Die November-Länderspiele boten so ziemlich alles, was das Rugby-Herz begehrt. Zwei Jahre vor der WM ist die wichtigste Botschaft: Uns steht ein großartiger Rugby World Cup bevor und tatsächlich stehen die Chancen der europäischen Teams besser denn je. Allen voran die Franzosen wirken nach ihrer Demontage der All Blacks wie ein echter Titelfavorit.

Frankreich macht es vor, Offensiv-Rugby ist en vogue

Das WM-Finale 2019 wurde mit England und Südafrika von zwei Teams bestritten, die sich vor allem über die Defensive definierten und ihre Gegner mit harten Tackles und taktischem Kickspiel dominierten. Auch deshalb war das Endspiel zwischen den Boks und England nicht unbedingt die allerbeste Werbung für den Sport, auch wenn die Springboks am Ende zwei sehenswerte Versuche produzierten.

Die Engländer selbst versuchen seitdem ihr Spiel weiterzuentwickeln und haben mit Verbinder Marcus Smith (22) und Schluss Freddie Steward (20) zwei großartige Talente in der Dreiviertelreihe, die für aufregendes Offensiv-Rugby stehen und das gegen Australien und Südafrika zumindest zeitweise unter Beweis stellen konnten.

Noch mehr sieht man bei den Franzosen, wie sehr sich die Spielweise in den letzten Jahren hin zum bedingungslosen Offensiv-Rugby entwickelt hat. Neuner Antoine Dupont und Zehner Romain Ntamack, sowie eine Reihe weiterer Youngster zaubert seit mittlerweile zwei Jahren und nehmen die Defensiv-Reihen im internationalen Rugby auseinander.

Risiko und Offensivgeist sind en vogue und wurden in dieser Szene belohnt

Eine Szene vom Samstag, die das noch mehr verkörpert, als die vier Versuche der Franzosen gegen den dreimaligen Weltmeister, ereignete sich in der 63. Minute. Die All Blacks hatten nach einem 6-24 Rückstand eine fulminante Aufholjagd gestartet und waren bis auf 25-27 an die Franzosen herangekommen.

Dann platzierte Jordy Barrett nach einem Turnover einen cleveren Kick, der bis ins Malfeld der Franzosen rollte. Verbinder Romain Ntamack sprintete zurück und las das Leder unter Druck von gleich drei All Blacks auf. Statt den Ball sofort per Kick wegzubefördern, setzte Ntamack zum Konter an und entledigte sich zweier All Blacks per Step und Handoff im Malfeld.

Gute 20 Meter weiter bediente er dann Schluss Melvin Jaminet per No-Look-Pass und dieser wiederum dann Antoine Dupont. Fast wäre daraus der Versuch des Jahrhunderts geworden, jedoch verpasste es Cameron Woki außen die Überzahl auszuspielen. Jedoch war diese Szene der Wendepunkt, Aufholjagd der Neuseeländer war beendet und Frankreich schaukelte das Spiel nach Hause.

Das Risiko und der Offensivgeist von Frankreich und Ntamack wurde belohnt. Es bleibt zu hoffen, dass die WM 2023 genau in diesem Spirit gespielt wird. Im Eröffnungsspiel werden Frankreich und Neuseeland an gleicher Stelle aufeinandertreffen.

Die Nordhemisphäre ist nicht nur zurück, der WM-Titel 2023 dürfte an ein europäisches Team gehen

Gerade mal wenige Jahre ist es her, da wurde von Rugby-Experten um den Globus die ewige Dominanz der Süd-Teams prognostiziert. 2015 standen im WM-Halbfinale mit Argentinien, Südafrika, Australien und Neuseeland ausschließlich Teams aus der südlichen Hemisphäre.

Seitdem hat sich so einiges entwickelt und tatsächlich haben die europäischen Teams nicht nur die Lücke zu den Süd-Teams geschlossen. Am Wochenende haben alle vier Nationalteams aus der Rugby Championship mehr oder minder deutlich verloren.

Die Iren fegten Argentinien in einem denkwürdigen Spiel in Dublin nahezu vom Platz. Eben jene Gauchos, die die Iren noch 2015 im Viertelfinale aus dem Turnier kegelten. Südafrika verlor trotz guter Leistung in Twickenham, Australien zog in Wales unglücklich den Kürzeren und die All Blacks wurden bekanntermaßen von Frankreich demontiert.

England gelingt knapp die Revanche gegen Südafrika

Der WM-Titel 2023 in Frankreich könnte, Stand heute, aller Voraussicht nach sehr gut an ein europäisches Team gehen. Was aus heutiger Sicht gar nicht mal dermaßen utopisch erscheint, ist seit 1987 nur ein einziges Mal geschehen.

2003 holten die Engländer ihren einzigen Titel in Sydney, es war der einzige für ein europäisches Team überhaupt – alle anderen Weltmeisterschaften gingen an Australien (1991 und 1999), Neuseeland (1987, 2011, 2015) und Südadrika (1995, 2007, 2019).

Vor allem die Franzosen, der dreimaliger Vizeweltmeister, hoffen endlich auf den Premieren-Titel. Vor heimischen Publikum und mit dieser Mannschaft wirkt das alles andere, als unrealistisch.

Die Six Nations 2022 sind spannender denn je

Nach den November Internationals ist vor den Six Nations. Bereits in zehn Wochen, am 5. Februar 2022 steht die erste Runde der Six Nations an. Angesichts der starken Leistungen der europäischen Teams im November fällt es schwer, einen Favoriten auszumachen.

Sicherlich dürfte Frankreich als leichter Favorit gelten, nach der Demontage der All Blacks und mit drei Heimspielen. Jedoch hat Irland mindestens genauso gute Titelchancen und auch Schottland kann jedes Six-Nations-Team schlagen, wie wir letztes Jahr sehen konnten.

Am 19. März endet das Turnier am Super Saturday und die allerletzte Partie der Six Nations 2022 wird das Duell der Franzosen um 21 Uhr am Samstag-Abend im Stade de France unter Flutlicht gegen England sein. „Le Crunch“ ist immer ein besonderes Spiel, im März kommendes Jahr könnte dieses Duell auch die Six Nations entscheiden.

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