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TR-Review Rugby-Bundesliga: Ein hitziges Derby und ein unerwarteter Superstar in Handschuhsheim
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 22. November 2021

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Der SC Frankfurt 1880 war am Ende eine Klasse besser, jedoch lieferten sich beide Rhein-Main-Rivalen einen erbitterten Kampf. Foto (c) Seufert-Chang

Der letzte reguläre Bundesliga-Spieltag des Kalenderjahres 2021 hatte noch einige Highlights zu bieten. Bevor sich Rugby-Deutschland in den fast viermonatigen Winterschlaf verabschiedete, gab es in Heidelberg noch einen ungewohnten Superstar zu sehen, der für Aufsehen sorgte. Rund eine Autostunde entfernt lieferten sich Frankfurt 1880 und der RK Heusenstamm ein sehr hitziges Derby, das eine Kartenflut zur Folge hatte.

Süd/West

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 TSV Handschuhsheim 8 36 +328
2 SC Frankfurt 1880 8 36 +295
3 SC Neuenheim 8 29 +151
4 RG Heidelberg 7 15 -27
5 RK Heusenstamm 8 13 -188
6 Heidelberger RK 8 10 -184
7 RC Luxemburg 7 10 -191
8 SG Pforzheim 8 9 -184

TSV Handschuhsheim 54-0 Heidelberger RK

Dass es ein derart deutliches Derby war, nachdem der TSV noch vor zwei Wochen dem SC Neuenheim eine völlig unerwartete Niederlage zugefügt hatte, war bei weitem nicht die größte Überraschung dieses herbstlichen Nachmittags im Heidelberger Norden. Als der geneigte Zuschauer im Lions Park der Hendsemer Löwen auf die Aufstellung schaute, fand sie oder er einen ungewohnten Namen.

Daniel Norton lief im Löwen-Trikot mit der elf auf dem Rücken auf. Während der 1,82 große schlaksige Engländer in Handschuhsheim ein Neuling sein mag, bedarf er um den Globus in den meisten Rugby-Ländern keinerlei Vorstellung. Der 33-jährige Außendreiviertel ist Silber-Medaillen-Gewinner in Rio 2016 mit dem Team UK und ganz nebenbei der erfolgreichste Versuche-Sammler in der Geschichte der Sevens World Series.

Norton ist eine Legende des Englischen Siebeners und heuerte letzte Saison kurzfristig bei London Irish an, als die World Series abgebrochen wurde und erzielte auch in der Premiership seine Versuche. Wir von TR erfuhren auch erst kurz vor Anpfiff dieser Partie vom Transfer-Coup der Löwen und mussten zunächst selbst an einen Scherz denken.

Ja, tatsächlich dieser Dan Norton lief am Samstag für den TSV auf - bis zur vergangenen Saison spielte die englische Siebener-Legende noch bei London Irish in der Premiership

Doch Norton wurde tatsächlich unter der Woche regulär beim TSV registriert und erhielt einen Spielerpass, wie jeder andere Bundesligaspieler auch. Wie der Deal genau zustande kam recherchieren wir gerade, was wir bereits in Erfahrung bringen konnten: TSV-Spielertrainer Max Stelling, Ex-Premiership-Profi bei Worcester, hat wohl den Kontakt hergestellt.

In dieser Saison ist „Dan the Man“ also definitiv ein Löwe, wenn auch abzusehen sein wird, wie oft Norton im Löwen-Dress auflaufen wird. Seine Premiere feierte er direkt mit einem Versuch gegen den HRK. Dieser hatte in der ersten halben Stunde sehr solide gegen den TSV mitgehalten, war aber nicht zu eigenen Punkten gekommen.

Doch aus dem 7:0 aus TSV-Sicht durch einen Versuch von Verbinder Rhys Williams nach 30 Minuten wurde bis zur Pause ein 28:0. Erst Spielertrainer Stelling, dann Dan Norton mit einem blitzschnellen Antritt und schließlich TSV-Topscorer Jaco Otto besorgten zur Pause bereits den Offensiv-Bonus.

Der Widerstand des HRK, der noch gegen Neuenheim dermaßen leidenschaftlich gegengehalten hatte, war nun weitestgehend gebrochen. Zwei Mal Jaco Otto, Heising und einmal der Sturm per Paket ließen die Anzeige im Lions Park heißlaufen.

Dieser Kantersieg sicherte den Löwen die Tabellenführung über die Winterpause hinweg, jedoch punktgleich mit dem SC Frankfurt 1880. Der Kampf um die Spitze im Süden verspricht sehr viel Spannung, auch wenn der SCN nunmehr sieben Zähler hinter dem Spitzenduo liegt und schon Siege gegen beide Top-Konkurrenten bräuchte, um sicher in die Playoffs einzuziehen.

RK Heusenstamm 10-54 SC Frankfurt 1880

Sportlich gesehen war dieses Derby eine klare Angelegenheit. Der noch immer amtierende deutsche Meister und haushohe Favorit sicherte sich einen standesgemäßen Sieg mit Offensiv-Bonus beim Nachbarn. Jedoch hatte das Geschehen am Martinsee ein Nachspiel. Denn die Füchse waren mit dem Auftreten der Gäste alles andere als zufrieden und verkündete dies in den sozialen Medien über den offiziellen Vereinsaccount auch so. Ein nicht gerade üblicher Vorgang.

In dem Posting heißt es, dass die „mit Profispielern aus Neuseeland und Australien gespickten“ Frankfurter mit „übertriebener Härte agiert“ hätten. Konkret heißt es, dass man Faustschläge und unsaubere Cleanouts teils am Hals kassiert habe - Spielertrainer Howells sei kurz davor gewesen seine Spieler vom Feld zu nehmen, um sich zu schützen.

Das Resultat dieses waren vier gelbe und eine rote Karte, wobei zwei der Gelben auch an die Füchse gingen. Bei den Frankfurtern sieht man das Spiel erwartungsgemäß anders. Coach Byron Schmidt bemängelt eher die unsauberen Ruck-Taktiken der Heusenstammer, die versucht hätten das Spiel der Frankfurter mit illegalen Mitteln zu zerstören. „Ich weiß nicht worüber die Heusenstammer sich beschweren, wir haben versucht unser Spiel durchzuziehen und wenn überhaupt, ging es von ihnen aus“, so der Südafrikaner gegenüber TR.

Schlussendlich war Frankfurts Sieg deutlich, doch zur Halbzeit hatte es lediglich 5-14 gestanden und kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit 10-21. Tatsächlich hatte Heusenstamm den Frankfurtern das Spiel zeitweise schwer gemacht, doch mit müder werdenden Beinen ergaben sich für Frankfurt mehr und mehr Lücken - das Resultat waren vier Versuche im letzten Viertel des Spiels, die das Ergebnis am Ende noch mal deutlich nach oben schraubten.

SC Neuenheim 22-14 RG Heidelberg

Das letzte Duell des Bundesliga-Samstags zwischen der RG Heidelberg und den königsblauen Gastgebern vom SC Neuenheim war eine enge Angelegenheit - auch weil das Spiel laut Coach Clemens von Grumbkow aufgrund von 13 Ausfällen ein echter Test für die Tiefe des Kaders gewesen sei. Die Orange Hearts waren unter Flutlicht am Museumsplatz früh in Führung gegangen und hatten den Heim-Anhang eine erneute Derbypleite fürchten lassen.

Doch bereits in Durchgang eins schlug der SCN mit einem Versuch von Nationalstürmer Timo Vollenkemper, sowie einem weiteren Oliver Paine, der das Spiel zur Pause drehte - 14-7 aus Sicht der Gastgeber. In Durchgang zwei dann zunächst der Ausgleich für Orange, bevor Felix Lammers mit einem Versuch und Oli Paine per Penalty das Spiel für den SCN entschieden.

Nach der Partie resümierte Trainer von Grumbkow: „Nach der Niederlage gegen den HRK war dieses Spiel auch eine Charakterfrage und unsere Jungs haben tatsächlich Charakter bewiesen.“ Man sei glücklich, das Spiel auch ohne eine Reihe von vermeintlichen Leistungsträgern gewonnen zu haben, auch wenn es nur vier Zähler für den Sieg mit drei Versuchen gab.

Ex-Nationalmannschafts-Kapitän von Grumbkow ergänzt mit Blick auf den Kampf um die Playoffs: „Mit diesem Ergebnis ist die Tür noch nicht komplett zu, auch wenn es nach der Niederlage gegen den HRK schwer wird“. Tatsächlich ist die Ausgangslage suboptimal, bevor es Ende März weiter geht - mit sieben Zählern Rückstand auf Frankfurt und Handschuhsheim muss man in Neuenheim auf Stolperer, oder beide Duelle gegen die Top-Konkurrenten gewinnen.

SG Pforzheim 27-29 RC Luxemburg

Einen echten Rugby-Krimi bekamen die Zuschauer in der Goldstadt zu sehen, auch wenn kaum jemand am Samstag mit dem Ergebnis glücklich sein dürfte. Denn durch die 27-29 Pleite der Rhinos muss das Team mit der roten Laterne überwintern und schwebt in akuter Abstiegsgefahr.

Vor der Partie hatte Spielertrainer Fabian Broughton das Motto „gewinnen um jeden Preis“ ausgegeben und tatsächlich lagen die grünweißen Gastgeber zur Pause Dank eines Versuches von Tafadzwa Chitokwindo und eines Straftritts mit 10:7 vorne. Auch nach dem Pausentee war es ein Duell auf Augenhöhe, in dem zunächst der Gäste-Sturm, dann der Rhinos-Sturm per Paket zu Punkten kam.

Beim Stand von 20:17 für Pforzheim ging es dann in die vogelwilde Schlussphase in der noch drei Versuche in weniger als sechs Minuten fallen sollten. Nur einer davon für die Gastgeber und derer zwei für die Gäste, die sich mit der allerletzten Aktion am Rattachweg den so wichtigen Auswärtssieg holten.

Nord/Ost

Tabelle

Rang Team Spiele Punkte Differenz
1 Hannover 78 6 28 +127
2 RK 03 Berlin 6 24 +129
3 SC Germania List 5 20 +117
4 Berliner Rugby Club 7 17 +80
5 RC Leipzig 7 12 -59
6 Hamburger RC 7 10 -55
7 VfR Döhren 6 0 -339

Hamburger RC 16-25 Hannover 78

Es war ein hartes Stück Arbeit für Spitzenreiter Hannover 78, der in Hamburg einen hart erkämpften Sieg einfahren konnte und so weiter an der Spitze der Tabelle im Norden bleibt. „Wir hatten uns mehr vorgenommen und eigentlich auch einen stark besetzten Kader“, wie 78-Trainer Benjamin Krause nach der Partie gegen über TR erklärte.

Jedoch habe der HRC mit allen Mitteln dagegengehalten: „Hamburg hat alles dafür getan, um uns das Leben schwer zu machen, sie haben gut verteidigt und waren in den Standards gut, das hat uns vor allem in der Gasse wehgetan“ wie Krause erläutert.

Der doppelte Kopp gegen den anlaufenden HRC

Das werde man kommende Woche im Nachhol-Derby besser machen müssen, denn gegen Germania gehe man nicht unbedingt als Favorit ins Spiel. Und das, obwohl Rang eins über den Winter mit der Absage des RK03-Spiels bereits gesichert ist.

RC Leipzig 24-19 Berliner RC

Der RC Leipzig verabschiedet sich mit einem hart erkämpften Sieg daheim über den BRC in die Winterpause. Dabei war der Spielverlauf kurios: Nachdem der RC Leipzig über Kock, Venter und Mahoney zu drei schnellen Versuchen und einer 19:0 Führung gekommen war, roch es in Leipzig-Stahmeln zwischenzeitlich gar nach einem Kantersieg.

Doch noch vor der Pause schlug der BRC zurück und stellte mit dem Sturm den 7:19 Anschluss her. Die Leipziger konterten sich Anfangs des zweiten Durchgangs durch einen weiteren Versuch zum 24:7 und mussten am Ende trotzdem noch mal zittern. Zwei weitere BRC-Versuche mit dem Sturm bedeuteten, dass es mit 19-24 in die Schlussphase ging aus Gästesicht.

Diese versuchten noch einmal alles, doch der Berliner Sturmlauf war am Ende nicht von Erfolg gekrönt. Leipzig konnte den Sieg über die Zeit retten und so zumindest den HRC überholen. Der BRC dagegen muss so langsam die Playoff-Hoffnungen begraben, angesichts des klaren Rückstands auf das Spitzenduo.


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