Im Derby gegen den SCN gelang dem HRK die Sensation des Spieltags. Foto (c) Rück
Bis auf drei Nachholspiele in den kommenden Wochen ist die Hinrunde in der Rugby-Bundesliga beendet. Im Süden steht der TSV Handschuhsheim als Herbstmeister fest, doch die größere Überraschung gab es am Samstag, wenige hundert Meter von der Heimat der Löwen: Der SCN stolperte über den Lokalrivalen HRK und fing sich eine völlig unerwartete Derbyschlappe ein. Im Norden siegte Germania List auf beeindruckenden Art und Weise gegen den BRC und meldet sich damit zurück im Playoff-Kampf.
Süd/West
SC Neuenheim 15-16 Heidelberger RK
Es war die Überraschung dieses siebten und letzten Spieltags der Hinrunde im Süden. Der Heidelberger RK erkämpfte sich einen völlig unerwarteten Sieg gegen den Rivalen von der anderen Neckarseite. Als Neuner Leo Becker das Leder mit der allerletzten Aktion beim Versuch einer Erhöhung vom Tee neben die Stangen setzte und der Sieg der Gäste feststand, kannte deren Jubel keine Grenzen.
Heim-Trainer Clemens von Grumbkow hatte lobende Worte für die Leistung des Siegers: „Der HRK hat sehr sehr gut verteidigt, sie haben über 80 Minuten gekämpft und dagegengehalten und sicherlich verdient gewonnen.“ Man selbst habe derweil das eigene Trikot und den Gegner nicht respektiert und sei 80 Minuten weit unter den eigenen Möglichkeiten geblieben.
Doch der Reihenfolge nach: Zunächst begann das Spiel wie erwartet. Der Sportclub drückte den HRK minutenlang tief in dessen Hälfte, ohne zunächst Zählbares mitzunehmen - das verhinderte die leidenschaftliche Klub-Defensive. Ein Doppelschlag gegen Ende der ersten Hälfte schien den SCN dann endgültig auf die Siegerstraße zu bringen.
Der früh für den verletzten Luke Wakefield eingewechselte Felix Meesmann hatte als erster die Klub-Defensive auf der Außenbahn überwunden, bevor der SCN per Paket nachlegen konnte. Erste-Reihe-Routinier Paul Weiß ging an dessen Ende mit dem Leder unter dem Arm über die Linie und sorgte so für die 10-0 Führung.
Das Erfolgserlebnis im bisherigen Saisonverlauf: Der unerwartete Derbysieg des HRK beim SCN
Doch noch vor der Pause konnte der Klub völlig überraschend zurückschlagen. Nach einer großartigen Kombination war es der Schweizer Außen Floegl-Shetty, der den Ball an der Eckfahne ablegen konnte. Da sich Klub-Kapitän Steffen Liebig vom Tee von ganz außen zielsicher zeigte, stand es kurz vor der Pause nur noch 7-10 aus Gästesicht.
In der zweiten Hälfte wurde es dann ein Kampfspiel, in dem sich der Klub weitaus besser zurechtfand. Sicherlich auch, da SCN-Verbinder Klewinghaus ebenso mit einer Knöchelblessur vom Feld musste. Der HRK baute derweil sukzessive den Punktestand aus: Dank dreier erfolgreicher Kicks von Kapitän Liebig zog der Klub auf 16-10 davon.
Der Sportclub startete in der Schlussphase einen regelrechten Sturmlauf, den der Klub mit viel Leidenschaft und manchmal zu viel Einsatz verteidigte. Mit Jörn Schröder und Arthur Zeiler mussten zwischenzeitlich gleich zwei Props mit Gelb vom Feld. Doch dem SCN gelang erst mit der allerletzten Aktion der vermeintlich entscheidende Versuch.
Doch die Erhöhung von halblinks ging bekanntlich daneben, was dem HRK den so wichtigen zweiten Saisonsieg einbrachte. Damit hat sich der Klub erstmals der gröbsten Abstiegssorgen entledigt, während die Neuenheimer nun im Dreikampf um die Spitze fünf Zähler hinter dem Lokalrivalen TSV und Frankfurt 1880 sind.
TSV Handschuhsheim 76-0 RK Heusenstamm
Hatten die Füchse noch gegen den SCN noch viel Einsatz gezeigt und sich trotz Niederlage einen verdienten Bonuspunkt gesichert, ergaben sie sich in Handschuhsheim gegen gnadenlose Löwen früh ihrem Schicksal.
Emil Schäfer setzte früh eine erste Duftmarke, indem er die Füchse-Defensive mit einem cleveren Bodenroller überwand und selbst zum ersten Versuch ablegte. Weitere Versuche durch Otto, Williams und Adler-Flanker Renc bedeuteten schon früh im ersten Durchgang den Bonuspunkt für die Gastgeber.
Bis zur Pause erhöhten Kößler und Williams bereits auf 40:0, was tatsächlich auch leistungsgerecht war, zumal die Löwen im offenen Spiel und bei den Standards hochgradig überlegen waren. Nach der Pause fielen dann weitere Versuche durch Korn, Leimert und gleich drei Mal durch Spielertrainer Stelling zum 76:0 Endstand.
Für die Löwen war es schlussendlich eine mit Bravour erfüllte Pflichtaufgabe, bevor gegen den Klub das letzte Spiel des Rugby-Jahres ansteht. Beim RK Heusenstamm dürfte man nicht allzu lange mit dem Ergebnis hadern, wurden doch bereits in den letzten Wochen wichtige Punkte gegen den Abstieg geholt.
RC Luxemburg 8-87 SC Frankfurt 1880
Auch ohne Spielmacher Raynor Parkinson konnte 1880 in Luxemburg einen Kantersieg einfahren, mit dem die 80er weiter im Gleichschritt mit Handschuhsheim an der Spitze marschieren, aber mit dem verlorenen direkten Vergleich und der schlechteren Punktedifferenz trotz Punktgleichheit „nur“ Zweiter sind.
Zu Gast bei den Ruggern im Großherzogtum war von Beginn an ein Klassenunterschied sichtbar und die Männer aus der Bankenstadt nahmen bis zum Schlusspfiff den Fuß nicht vom Gas. In der Form dürfte auch das letzte Spiel des Jahres, das Derby bei den Füchsen, für Frankfurt lediglich Formsache sein.
Luxemburg dagegen steht nach dem Zwischenhoch wieder auf dem letzten Rang der Tabelle und muss nun noch bei Pforzheim und bei der RGH antreten. Vor allem das Duell mit den Rhinos dürfte für die Himmelblauen entscheidend werden, könnte man doch in zwei Wochen die rote Laterne an den direkten Konkurrenten übergeben.
SG Pforzheim 22-55 RG Heidelberg
Zumindest eine Halbzeit lang bekamen die Zuschauer in der Goldstadt eine ausgeglichene und gleichwohl wilde Partie zu sehen. 22-30 stand es beim Pausentee, nachdem Kamkwindo, Ralton, Reintges und Spielertrainer Broughton gleich vier Mal für Pforzheim abgelegt hatten und somit den Offensiv-Bonus zur Pause sicherten.
Doch zu diesem Zeitpunkt hatte die RGH ihrerseits bereits fünf Versuche gelegt und war auch nach der Pause nicht gewillt, den Fuß vom Gas zu nehmen, im Gegenteil. Nach der Pause zeigte die RGH ihre überlegene Fitness und bessere Bank - während Pforzheim keine weiteren Punkte mehr machen konnte
Unter dem Strich war es ein klarer Kantersieg der Orange Hearts, mit dem sich die RGH endgültig in der Tabelle ein wenig mehr nach oben orientieren kann. Pforzheim wiederum droht in zwei Wochen ein Abrutschen auf den letzten Tabellenrang, wenn die Luxemburger in der Goldstadt gastieren. Das Hinspiel war mit 29:26 der bisher einzige Sieg der Pforzheimer.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
TSV Handschuhsheim |
7 |
31 |
+274 |
2 |
SC Frankfurt 1880 |
7 |
31 |
+251 |
3 |
SC Neuenheim |
7 |
26 |
+143 |
4 |
RG Heidelberg |
6 |
15 |
-19 |
5 |
RK Heusenstamm |
7 |
13 |
-144 |
6 |
Heidelberger RK |
7 |
10 |
-130 |
7 |
SG Pforzheim |
7 |
8 |
-182 |
8 |
RC Luxemburg |
6 |
5 |
-193
|
Nord/Ost
SC Germania List 28-12 Berliner RC
Überraschend deutlich setzte sich Germania List daheim gegen den Berliner RC durch. Die Lister dominierten die Hauptstädter im ersten Durchgang mit ihrem Spiel fast nach Belieben, während bei den Gästen Frust herrschte, der laut vernehmbar war.
Im ersten Durchgang waren es Maik Hartleb, Ruben Pollakowski und Wolfpack-Ass Niklas Koch, die die Versuche für die Gastgeber besorgten. Zusammen mit einem Straftritt ergab das eine klare 18:0 Pausenführung.
Symboldbild: Kein Durchkommen für die BRC-Offensive in Hannover
Nach dem Intervall kamen die Berliner mit viel Wut im Bauch aus der Kabine und konnten zwischenzeitlich mit zwei Versuchen auf 12:18 verkürzen. Doch die Hoffnung der Berliner währte nur kurz: Ein Straftritt und ein 80-Meter-Konter der Germanen, abgeschlossen durch Henrik Meyer, beendete alle Berliner Hoffnungen.
In den letzten Spielminuten passierte nicht mehr viel, auch wenn es noch ein zwei mal ruppig wurde. Unter dem Strich war es ein klarer Sieg der Germania mit dem so wichtigen Offensiv-Bonus. Germania-Kapitän Mau betonte gegenüber TR: „Das Ergebnis fiel am Ende vielleicht etwas zu deutlich zu unseren Gunsten aus, aber der Sieg war dennoch verdient.“
Germania hat nun zwei Wochen, um sich auf zwei richtungsweisende Spiele vorzubereiten. Erst kommt der RK 03 Berlin zu Gast an die Schneckenburgstraße, direkt danach ist es der Erzrivale Hannover 78. Der BRC wiederum beendet das Rugbyjahr in Leipzig.
Hamburger RC 37-25 RC Leipzig
Der Hamburger RC steht im Spätherbst 2021 in der Liga komfortabel da. Der erste Durchgang in der Hamburger Rugby-Arena ließ am Samstag noch einiges zu wünschen übrig - bei nasskaltem Wetter brauchen beide Teams ein wenig, um sich einzuspielen. Auch eine zwischenzeitlich Unterzahl der Gastgeber änderte nichts am engen Spielverlauf ohne Versuche.
Das sollte sich dann kurz vor der Pause dann aber ändern: zwei schnelle Versuche für Leipzig und einer für Hamburg nach Defensiv-Fehlern sorgte für den 13-15 Pausenstand zu Gunsten der Leipziger Gäste. Diese setzten sich dann zwischenzeitlich auf 25-16 ab und wähnten sich 25 Minuten vor dem Ende damit schon auf der Siegerstraße.
Doch ein epischer Schlussspurt der Hanseaten drehte die Partie. Erst war es Zweite-Reihe-Stürmer Henning Brockmann, der mit aller Wucht über die Linie kam, bevor Innen Alex Galushkin und Außen Nils Kannegießer in kurzer Folge nach schönem Spiel mit der Dreiviertelreihe ablegen konnten.
Fitness und der unbedingte Wille im vorletzten Heimspiel des Jahres noch Punkte mitzunehmen bescherten den Hanseaten einen wichtigen Sieg. Ohne das Grizzlies-Spiel in der Wertung haben die Hamburger nun wieder 10 Zähler auf dem Konto, wie vor dem Wochenende. In einer solchen Form dürfte der HRC auch in zwei Wochen gegen Hannover 78 nicht chancenlos sein.
Hannover 78 46-25 VfR Döhren
Der Nord-Tabellenführer Hannover 78 ging nach 80 Minuten auf tiefem Geläuf am schnellen Graben als Sieger vom Feld und sicherte sich auch den erwünschten Bonuspunkt. Angesichts des bisherigen Saisonverlaufs ist das vergleichsweise knappe Ergebnis aber schon eine Überraschung, zumal spielerisch bei 78 erstaunlich wenig lief, vor allem die Überlegenheit bei den Standards sorgte schlussendlich für den 21-Punkte-Abstand beim Schlusspfiff.
78-Coach Benni Krause zeigte sich dementsprechend mit gemischten Gefühlen und betont gegenüber TR: „Wir haben gewonnen und den Bonus geholt, aber insgesamt war das nicht zufriedenstellend, wir haben nicht toll gespielt, es war etwas ideenlos.“ Das mag sicherlich auch daran gelegen haben, dass Verbinder Max Kopp fehlte, sowie eine Reihe weiterer Leistungsträger.
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Für den Gegner hatte Krause dagegen nur lobende Worte übrig, denn dieser habe leidenschaftlich verteidigt und sich dafür ein Lob verdient. Zählbares durften die Döhrener zwar nicht mitnehmen, da nur drei Versuche gelegt wurden. Aber mit dem Zwangsabstieg der Grizzlies dürfte ein Platz in der Liga in der kommenden Saison weitaus wahrscheinlicher sein.
Bis zur Winterpause steht nun lediglich noch das Gastspiel beim RK 03 kommende Woche an, das zuvor aufgrund eines Coronafalles abgesagt worden war. Hannover 78 hat noch das Nachholderby und das Gastspiel beim Hamburger RC vor der Brust.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78
|
5 |
24 |
+118 |
2 |
SC Germania List |
5 |
20 |
+117 |
3 |
RK 03 Berlin |
5 |
20 |
+61
|
4 |
Berliner Rugby Club |
6 |
16 |
+85 |
5 |
Hamburger RC |
6 |
10 |
-46 |
6 |
RC Leipzig |
6 |
7 |
-64 |
7 |
VfR Döhren |
5 |
0 |
-271
|
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