Heusenstamm-Routinier Tobias Apelt dürfte wohl erstmals auf der 10 starten. Foto (c) Kessler
Das erste Punktspiel der deutschen Rugby-Nationalmannschaft seit knapp 18 Monaten steigt am morgigen Samstag in Litauen. 13 Uhr deutscher Zeit (Livestream bei Rugby Europe) treten unsere Adler in Šiauliai an und trotz Verletzungssorgen und der ungeklärten Verbinder-Frage strebt Nationalcoach Mark Kuhlmann einen Sieg an.
Es wird ernst für die schwarzen Adler an diesem Wochenende. Im nordlitauischen Šiauliai bestreitet das Team von Nationaltrainer Mark Kuhlmann das erste Spiel der neuen Saison der Rugby Europe Trophy. Mehr als anderthalb Jahre nach der Heimpleite gegen die Schweiz, kurz vor dem ersten Corona-Lockdown im Spätwinter 2020, geht es also wieder um EM-Punkte.
Die Aufgabe im herbstlich kühlen Norden Litauens ist sowieso nicht uedingt eine angenehme, angesichts der starken Gastgeber, des tiefen Geläufs und der langen Anreise. Erschwerend kommt hinzu, dass mit Verbinder Nikolai Klewinghaus, den Erste-Reihe-Stürmern Anthony Dickinson und Jordan Gogo, sowie Innen Luke Wakefield gleich vier Spieler kurzfristig ausfallen, mit denen Coach Kohlmann eigentlich geplant hatte.
Bereits zuvor hatten Tim Biniak und Pierre Mathurin, beim Testspiel in Tschechien beide noch im Kader, nach in der Bundesliga erlittenen Blessuren absagen müssen. Doch Trainer Kuhlmann, der auf einen Kader zurückgreift, der mit einer Ausnahme aus Bundesliga-Spielern besteht, will das nicht als Ausrede gelten lassen.
Der Kader für das Litauen-Spiel
RG Heidelberg: Tim Schiffers, Jordan Gogo
RK Heusenstamm: Tobias Apelt
TSV Handschuhsheim: Paul Schüle, Antony Dickinson, Justin Renc, Emil Schäfer
SC Neuenheim: Alexander Biskupek, Mick Burisch, Timo Vollenkemper, Robert Lehmann, Oliver Paine, Felix Lammers, Luke Wakefield, Nikolai Klewinghaus, Leo Becker, Samy Füchsel (nachnominiert)
SC Germania List: Nico Windemuth
Berliner RC: Mathis Blume, Anton Gleitze
SC Frankfurt 1880: Hassan Rayan
Hannover 78: Maximilian Kopp (nachnominiert)
Heidelberger RK: Jörn Schröder (c)
München RFC: Oliver Stein
Beauvais RC (FRA): Zani Dembele
Man wolle natürlich in der oberen Tabellenhälfte mitspielen und es müsse der Anspruch sein, jedes Spiel in dieser Gruppe der EM gewinnen zu wollen. Was allerdings nicht heißt, dass man die Aufgabe auf die leichte Schulter nehme, wie Kuhlmann gegenüber TR erklärt: „Es mag abgedroschen klingen, aber zunächst richtet sich unser Fokus zu 100% auf Litauen und die Aufgabe dort, dann können wir weiterdenken.“
Der Gegner sei athletischer und fitter einzuschätzen, als die Tschechen, die das deutsche Team relativ klar besiegen konnte. Litauen hatte bereits am letzten Woche ebenso in Šiauliai das erste Trophy-Spiel gegen die Ukraine absolviert und dabei einen absoluten Rugby-Krimi mit 37-39 verloren.
Ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist, wird man wohl erst nach der Partie wissen. Denn die gewonnene Spielpraxis dürften die Litauer mit schweren Beinen bezahlen. Mark Kuhlmann erwartet von seinen Spielern eine konzentrierte Leistung und vor allem Präzision.
Gegen die Ukraine mussten die Litauer eine knappe 37-39 Pleite einstecken
Mit einer noch besseren Gasse und einem soliden Gedränge könne man die Basis für den Auswärtssieg im Nordosten Europas machen. Immerhin konnten schon die Ukrainer vor einer Woche mit ihrem schweren Sturm wichtige Meter und Punkte machen.
Gleichwohl habe auch die Dreiviertelreihe noch Potenzial, wie Trainer Kuhlmann nach dem Sieg in Tschechien bereits analysierte. Jedoch ist die Verbinder-Frage noch nicht geklärt. Routinier Raynor Parkinson ist nicht im Kader und Nikolai Klewinghaus fällt aus persönlichen Gründen kurzfristig aus.
Deswegen wird wohl Tobias Apelt zu seinem ersten Start als Verbinder der DRV XV kommen. Der Heusenstammer Routinier hat zwar international noch nicht gespielt, blickt aber auf zehn Jahre Erfahrung in der Rugby-Bundesliga zurück.
Die Bedingungen für ein schnelles Spiel sind zumindest gegeben, bei trockenem, sonnigen und kühlem Wetter. Doch auch die Litauer haben ihre Stärken im schnellen Spiel mit der Dreiviertelreihe. Sollte sich das deutsche Team auf einen offenen Schlagabtausch einlassen, könnte es eine ansehnliche Partie werden.
Ein Erfolg wäre allerdings ein wichtiges Zeichen, denn die beiden Auftaktpartien in Osteuropa sind sicherlich mit viel Stolperpotenzial verbunden. Mit einem Sieg am Samstag und einem weiteren in zwei Wochen in Gdingen wären die Weichen für eine erfolgreiche Trophy-Saison gestellt.
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