Frankfurt musste in Handschuhsheim die erste Saisonniederlage einstecken, was die Liga noch ein wenig spannender machen dürfte.
Ein Spitzenspiel, das sich diesen Namen bis in die allerletzte Sekunde verdient hatte. Fast die ganz große Überraschung im Norden, allerdings auch wieder zwei Spielabsagen, eine Corona-bedingt, eine dürfte mit dem Aus eines Bundesligisten einhergehen. Die Rugby-Bundesliga bleibt spannend jetzt wo nur noch zwei Runden bis zur Winterpause anstehen.
Süd/West
TSV Handschuhsheim 32-31 SC Frankfurt 1880
Drama bis zur letzten Sekunde. Erneut gab es die Entscheidung beim Spiel des TSV erst in allerletzter Sekunde, doch dieses mal zu Gunsten der Handschuhsheimer. Mit dem knappsten aller Vorsprünge siegten die Löwen und holten sich ganz nebenbei die Tabellenführung zurück.
Doch von Beginn an: Die Frankfurter kamen ungeschlagen und favorisiert im Lions Park an, hatten sie sich doch bisher keinerlei Blöße gegeben. Gleich zu Beginn zeigte sich Frankfurt druckvoll und schnürte den TSV in dessen Hälfte ein. Doch nach nur fünf gespielten Minuten folgte eine Szene, die den Spielverlauf stark beeinflussen sollte.
Frankfurts Außen Adrian Mazare erwischte TSV-Stürmer Jaco Otto mit dem Ellbogen am Kopf und sah eine unstrittige rote Karte. Frankfurt war geschockt und die Gastgeber wussten das zu nutzen: Nach einem starken Angriff der Löwen war es Außen Christopher Korn, der in die Lücke spritzte und den nötigen Speed hatte, um bis ins Malfeld zu sprinten.
Damit nicht genug, Verbinder Rhys Williams per Straftritt und danach per Assist zum Versuch von Marius de Giacomoni sorgten für eine 17:0 Führung. Wer nun aber mit einem Auseinanderbrechen des Meisters glaubte, sah sich getäuscht.
Nach einer Phase der Verunsicherung war es Raynor Parkinson, der die 1880er wieder in die Spur brachte. Erst narrte er zwei Verteidiger mit einem Dummy, um dann doch Edu Stella durch die Lücke zum 5:17 zu stecken.
Als dann noch Löwen-Spielertrainer Max Stelling beim Versuch einen Frankfurter Ball in höchster Not rauszufangen Gelb sah und Parkinson drei weitere Punkte per Straftritt auf das Frankfurter Konto packte, war es plötzlich wieder ein Duell auf Augenhöhe, bei dem die Gäste nun leichte Vorteile hatten.
Doch die Löwen konnten sich in die Pause retten und starteten Durchgang zwei mit einigen Verstärkungen auf dem Feld in beeindruckender Manier. Verbinder Rhys Williams, nach seiner Zeitstrafe wieder auf dem Feld, kam nach einem angetäuschten Pass durch die Linie und legte selbst zum 24:10 ab.
Was dann folgte, war die mit Abstand beste Phase der Frankfurter, die gleich 21 unbeantwortete Punkte in wahrhaften Sturmlauf machten. Marcel Becker nach Gassepaket, Kapitän Henn mit einem starken Lauf und du Plessis wieder nach Gasse drehten das Spiel in nur zehn Minuten völlig auf den Kopf.
Die rund 500 Zuschauer in Handschuhsheim sollten allerdings noch eine Wende in diesem Spiel erleben und zwar zu Gunsten ihrer Löwen. Erst verkürzte Rhys Williams per Straftritt auf 27:31 aus Löwen-Sicht und dann war es Eigengewächs Kevin Heising, der guter Kombination an der Eckfahne unter Druck ablegen konnte.
Es sollte der Schlusspunkt in einem dramatischen Topspiel sein, das Frankfurt 1880 ohne die frühe Schwächung wohl gewonnen hätte. 1880-Trainer Byron Schmidt zeigte sich dennoch als guter Verlierer und betonte gegenüber TR: „Glückwunsch an den TSV, sie haben das gut gemacht und ihre Chancen genutzt. Es war ein verdienter Sieg, aber gleichzeitig freuen wir uns natürlich Sie in der Rückrunde bei uns empfangen zu dürfen!“
Analysierend fügte er hinzu: „Natürlich war der Platzverweis ein Nackenschlag, da wir sie eigentlich laufen lassen wollten. Wir hätten das Spiel dennoch gewinnen können, haben dafür aber zu viele Fehler gemacht und beispielsweise neun eigene Gassen verpasst, was wir uns nicht erlauben können.“
Heidelberger RK 23-20 SG Pforzheim
Es war ein echter Krimi am Harbigweg an dessen Ende der erhoffte Befreiungsschlag des Klub stand, mit die Klubberer die rote Laterne wieder loswerden konnten. In einer ausgeglichenen ersten Hälfte hatte Pforzheims Hakler de Bruyne früh Gelb gesehen, was der HRK schnell zu nutzen wusste: Achter Aversa legte nach einer langen Druckphase an der Eckfahne ab.
Doch Pforzheim war nicht nur als Sparringspartner gekommen und konnte mit 10 eigenen Punkten antworten, allesamt durch Tafadzwa Chitokwindo, der zuerst aus langer Distanz per Penalty traf und dann selbst einen Versuch nachlegte. Kurz vor der Pause verkürzte HRK-Kicker Steffen Liebig auf 8-10 aus Klub-Sicht und besorgte noch vor dem Pausentee ebenso vom Tee die Führung.
Nach der Pause sollte es eine Weile dauern, bis die ersten Punkte fielen. Doch der Klub-Sturm besorgte dann gleich zwei rasche Versuche: Wieder war es Achter Aversa und Zweite-Reihe-Stürmer Michels, die die Punkte zum 23:13 besorgten. Trotzdem sollte es in der absoluten Schlussphase noch einmal hochspannend werden.
Pforzheim bäumte sich erneut auf und schob ein Paket in guter alter Klub-Manier ins Malfeld, wonach beide Teams nur noch drei Pünktchen trennten. Es folgten nervenaufreibenden Minuten für den Heim-Anhang, der dann aber schlussendlich doch den ersten Heimsieg der Saison feiern durfte.
Für den Klub war der Sieg essenziell, stehen doch bis Weihnachten noch zwei Spiele gegen die Heidelberger Konkurrenten TSV und SCN an, in dem als Underdog starten wird.
RK Heusenstamm 24-41 SC Neuenheim
Am Ende war es ein Ergebnis, mit dem beide Teams leben konnten. Der Favorit aus der Neckarstadt hatte den erhofften Bonuspunktsieg eingefahren und die Heusenstammer konnten Dank vier Versuchen ebenso ein Pünktchen fürs Konto sammeln. Doch der Reihe nach.
Die auf sieben Positionen gegenüber dem Derbysieg veränderte Mannschaft zeigte sich in Durchgang eins kompromisslos, besonders Nationalspieler Felix Lammers, der einen Hattrick hinlegte. Zusammen mit dem Stürmer-Versuch von Robert Lehmann bedeutete das kurz vor der Pause bereits eine 24:0 Führung.
Doch ein ganz klein wenig Hoffnung konnten die Füchse bereits vor der Halbzeit schöpfen, als sie den 5:24 Anschluss herstellten und nur noch drei Versuche vom Offensiv-Bonus entfernt waren. Der Versuch von Pepe Piano sollte noch wichtig werden.
Denn in Durchgang zwei wurde ein munterer Schlagabtausch aus der Partie, in dem beide Teams mit offenem Visier agierten. Zunächst konnte RKH-Verbinder Tobi Apelt nachlegen, bevor SCN-Eigengewächs Jakob Dipper zum Premieren-Versuch kam.
In der Manier sollte es bis zum Schlusspfiff weitergehen und erst mit der allerletzten Aktion belohnte sich der RKH für seine kämpferische Leistung mit dem Offensiv-Bonus. Das ist auch deswegen wichtig, weil weitere Punkte bis zur Winterpause schwierig zu holen sein dürften, da die Gegner der Heusenstammer Handschuhsheim und Frankfurt heißen.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
TSV Handschuhsheim |
6 |
26 |
+198 |
2 |
SC Frankfurt 1880 |
6 |
26 |
+176 |
3 |
SC Neuenheim |
6 |
25 |
+144 |
4 |
RK Heusenstamm |
6 |
13 |
-68 |
5 |
RG Heidelberg |
5 |
10 |
-52 |
6 |
SG Pforzheim |
6 |
7 |
-149 |
7 |
Heidelberger RK |
6 |
6 |
-131 |
8 |
RC Luxemburg |
5 |
5 |
-118 |
Nord/Ost
Rugby Club Leipzig 17-21 Hannover 78
Hannover 78s ungeschlagene Serie in der Bundesliga-Nordstaffel hätte in Leipzig fast unerwartet ein jähes Ende gefunden. Der klare Favorit war bei den Leipzigern, die bisher lediglich einen Saisonsieg gegen den VfR Döhren hatten einfahren können, nur mit 18 Spielern angereist.
In einer ersten Hälfte, die vor allem durch harten Kampf geprägt war, gab es für das Publikum lediglich drei magere Pünktchen zu bewundern. Leipzigs georgischer Verbinder Daviti Gobejishvili hatte die Sachsen bereits nach 120 Sekunden vom Tee mit 3:0 in Front gebracht, eine weitere Kick-Chance aber vergeben.
Zwischenzeitlich spielten beide Teams in Unterzahl, nachdem der Unparteiische jeweils einen Prop für wiederholt kollabierende Gedränge zur Zwangspause schickte. Erst nach der Pause dann die ersten Punkte für 78: Gleich zwei schnelle Versuche durch Brosowski und Haase und ein Straftritt bedeuteten 15 Zähler für 78, doch so schnell war Leipzigs Wille nicht gebrochen.
Harter Kampf über 80 Minuten in Leipzig
Die Gastgeber erzielten selbst den ersten Versuch nach einigen Anläufen. Hakler Koridze tauchte mit dem Ball unter dem Arm am Ende eines Pakets ins Malfeld der Gäste ein. 10-15 nach Erhöhung von ganz außen und nun war alles angerichtet für eine spannende Schlussphase.
In der legte erst Hannover 78 vor und zog auf 22:10 davon, nur um sich dann in der nächsten Szene selbst zu schwächen: 78-Innen Hünefeld tacklete hart und hoch und konnte froh sein, dass die Farbe des Kartons nur Gelb war. Die letzten Minuten entwickelten sich danach zu einem Leipziger Sturmlauf.
Es sollte aber noch bis in die Nachspielzeit dauern, bis Zweite-Reihe-Stürmer Maxi Michel die entscheidenden Meter ins Malfeld der 78er per Brechstange machte. Leipzig hatte sich einen Bonuspunkt erkämpft, auch wenn man im Nachhinein ein wenig haderte, war hier doch eine noch größere Sensation drin.
78-Coach Benjamin Krause gab sich dennoch selbstbewusst und betonte: „Ich hatte nie Angst, das wir verlieren. Es war ein reines Kampfspiel und wir haben zu viele kleine Fehler gemacht und Straftritte kassiert, die uns zurückgeworfen haben.“
SC Germania List 39–14 Hamburger RC
Noch am Dienstag hieß es für Germanias Recken PCR-Test statt Gassetraining und nachdem alle Aktiven nachweislich negativ waren, konnte am Samstag in der List Rugby gespielt werden. Den besseren Start erwischte dabei der HRC, der in Durchgang eins druckvoll agierte und lange vorne lag.
Das 6-14 zur Pause aus Germania-Sicht gegen die zuletzt immer selbstbewusster auftretenden Hamburger ließ die Alarmglocken bei Trainer Rainer Kumm läuten. Doch nach der Pause drehte Germania mächtig auf und kam zu gleich fünf Versuchen: Siebener-Ass Niklas Koch mit gleich zwei von der Bank kommend, sowie Alexander Prieß, Ben Caister und Maurice Riege mit jeweils einem Versuch besorgten den schlussendlich ungefährdeten Sieg.
Hamburg punktete nach der Pause gar nicht mehr und hat nun daheim gegen Leipzig und Hannover 78 zwei schwere Aufgaben vor der Brust. Germania List hingegen spielt noch gegen den BRC und den RK03 und hat noch das Nachholderby gegen 78 auf dem Spielplan.
RK 03 Berlin – VfR Döhren
In der Hauptstadt freute man sich über das letzte Heimspiel des Jahres und für den RK-Anhang sollte es nach dem Derbysieg eine Feier mit dem Team werden. Doch am Vorabend des Spiels erreichte die Berliner die ganz späte Absage. Am späten Freitag hatte es wohl einen positiven Coronatest bei den Döhrenern gegeben und deshalb wurde die Partie in allerletzter Minute verschoben.
Berliner Rugby Club - RC Berlin Grizzlies
Gespielt wurde in der Berliner Jungfernheide und es standen sich zwei Berliner Teams gegenüber, eines in Farben des BRC, das andere mit dem Grizzlies-Logo auf der Brust. Um Punkte ging es dabei jedoch nicht mehr, denn die Berlin Grizzlies hatten kein vollzähliges Team mehr stellen können, wollten die Chance aber dennoch nutzen, um einen gemeinsamen Abschied zu finden vor dem nun anstehenden Zwangsabstieg. Außerdem wollte man dem BRC bei seinem Herbstfest nicht die Hauptattraktion nehmen. Mehr Infos darüber, wie es mit den Grizzlies weitergeht, findet ihr balf auf TR.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78
|
5 |
24 |
+154 |
2 |
Berliner RC |
6 |
21 |
+151 |
3 |
SC Germania List |
5 |
20 |
+151
|
4 |
RK 03 Berlin |
5 |
20 |
+61 |
5 |
Hamburger RC |
6 |
10 |
+18 |
6 |
RC Leipzig |
5 |
6 |
-52 |
7 |
RC Berlin Grizzlies |
5 |
1 |
-190
|
8 |
VfR Döhren |
5 |
0 |
-257
|
|