Von den Orange Hearts nie zu stoppen. SC80-Kapitän Henn marschiert vorneweg. Foto (c) Seufert-Chang
Der noch immer amtierende deutsche Meister steht nach dem fünften Spieltag Dank eines hochverdienten Kantersieges über die RGH wieder an der Spitze im Süden. Am anderen Ende trägt mit dem Heidelberger Ruderklub der einstige Abomeister nun die rote Laterne. Doch die Highlights dieses Spieltags waren zwei hochdramatische Derbys.
Süd/West
SC Neuenheim 26-20 TSV Handschuhsheim
Rekordnationalspieler Alexander Widiker hat in seinem Leben schon so einiges gesehen, aber selbst für ihn war dieses Derby eine besondere Angelegenheit: „Ein verrücktes Spiel, Drama pur, Drama ohne Ende, ich habe seit langem nicht mehr ein so aufregendes Spiel gesehen!“
Der SCN hatte auf einem sehr gut besuchten Museumsplatz früh die Führung übernommen. Manasah Sita hatte sich auf seine unwiderstehliche Weise zum Versuch durchgesteppt und Ex-Löwen Klewinghaus hatte kurz darauf mit einem Straftritt nachgelegt und Königsblau eine verdiente 8:0 Führung beschert.
Die Löwen konnten noch vor der Pause selbst einen Versuch nachlegen und verkürzen. Doch Nikolai Klewinghaus, erst vor wenigen Wochen zum zweiten Mal zwischen den beiden Erzrivalen gewechselt, legte noch zweifach vom Tee nach, so dass es mit 14:8 in die Pause ging.
Nach der Pause hatte der TSV Handschuhsheim dann seine stärkste Phase und belagerte minutenlang die SCN-Linie. Zwei Versuche, einer erzielt vom Spielertrainer Max Stelling selbst, drehten die Partie auf den Kopf. Plötzlich führten die Gäste mit 20-14 und schienen auf dem Weg zum Derbysieg.
Doch dann bewies das SCN-Team Charakter, wie es Coach Widiker nach dem Spiel beschreiben sollte. Dazu stachen zwei Joker des königsblauen Trainerteams: Der 39-jährige Routinier Shalva Didebashvili, der einzige verbliebene Meister von 2004, konnte sich außen über die Linie tanken. Doch die Erhöhung von Klewinghaus klatschte nur an das Gebälk, so dass der TSV weiter mit 20-19 führte.
Dann kam der große Auftritt eines zweiten Einwechselspielers. Nachdem Manasah Sita wichtige Meter bis in die Löwen-22 geschafft hatte, war es der frisch auf den Platz gekommene Prop Markus Brausam, der die letzten Meter mit dem Messer zwischen den Zähnen über die Linie schaffte.
Der Jubel unter den über 1.000 Zuschauer kannte keine Grenzen, doch noch waren wenige Minuten zu spielen. Die Löwen griffen ihrerseits noch einmal an, bissen sich jedoch an der eisenharten Defensive der Neuenheimer die Zähne aus, die auch den bisher unaufhaltsamen Jaco Otto unter Kontrolle bekamen.
Neuenheim bleibt mit dem Sieg zwar weiterhin Dritter, bleibt aber im Rennen an der Spitze und kann bereits kommende Woche mindestens einen Platz gutmachen. Denn während die Königsblauen beim RK Heusenstamm favorisiert sind, treten 1880 und Handschuhsheim im direkten Duell miteinander an.
RC Luxemburg 31-10 Heidelberger RK
Vor drei Jahren feierte der Heidelberger Ruderklub noch nach einer überlegen gespielten Saison die deutsche Meisterschaft. Mehr als ein Jahrzehnt waren die Zebras das Maß aller Dinge im deutschen Rugby und jetzt findet sich der Klub tatsächlich auf dem letzten Rang in der Bundesliga Süd wieder.
In Luxemburg wollten sich die Klubberer eigentlich den ersten Saisonsieg holen und noch zur Pause sah es für den HRK gut aus. Agustin Aversa per Versuch, sowie Steffen Liebig per Erhöhung und Straftritt hatten dem Klub eine 10-3 Führung beschert.
In Durchgang zwei fiel der Klub förmlich auseinander und kassierte zunächst eine Gelbe für wiederholte Vergehen am Offenen, später dann einen Platzverweis. Dazu musste Neuner Pierre Mathurin verletzt vom Feld. Luxemburg nutzte die Lücken gnadenlos und punktete zunächst mit drei Straftritten und legte noch drei Versuche nach.
Wie RCL-Flanker Amelung spricht gegenüber TR von einem verdienten Luxemburger Sieg. Sei die Chancenverwertung in Durchgang eins noch das Problem gewesen, habe man dies nach der Pause dann deutlich verbessert können. Einziger Wermutstropfen aus Luxemburger Sicht: Eine Gasse in der HRK-22 mit der letzten Aktion konnte nicht mehr zum Bonuspunkt verwertet werden, sonst hätte man auch Pforzheim hinter sich lassen können.
SC Frankfurt 1880 57-19 RG Heidelberg
„Wir haben einige Baustellen in den Griff bekommen und über 80 Minuten eine konstante Leistung gezeigt“, so das trockene Fazit von 1880-Trainer Byron Schmidt nach dem hohen Sieg seiner Jungs gegen eine RGH, die sich durchaus Chancen an der Feldgerichtsstraße ausgerechnet hatte.
Doch der Meister ließ von Beginn an wenig Zweifel an den spielerischen Intentionen. Bei besten Bedingungen sicherten sich die 80er innerhalb von 26 Minuten den Offensiv-Bonus: El Chami, Mandanawa, Elias Haase und Anton Rupf legten im Minuntentakt ab und sorgten für einen Auftakt nach Maß.
Es sollte bis zur 35. Minute dauern, bis die RGH zu den ersten Punkten kam. Wolfpack-Ass Tim Lichtenberg bahnte sich den Weg durch die Defensive und konnte zum Pausenstand von 24:7 verkürzen. Auch nach dem Pausentee waren die 80er aber nicht an einem ruhigem Nachmittag interessiert: Zweite-Reihe-Stürmer Hassan Rayan eröffnet mit einem wuchtigen Vorstoß und Frankfurts Versuch Nummer fünf den zweiten Durchgang.
Selbst in Unterzahl ließen sich die 80er nicht stoppen und legten, während Daniel Wolf für ein Ruck-Vergehen eine Pause einlegte, gleich zwei Versuche durch Listmann und Tagiaia. Zwei weitere Versuche durch Schröter und Kapitän Marcel Henn bedeuteten die letzten Punkte. Henn musste wenig später vorzeitig duschen, nachdem er auch Gelb gesehen hatte.
Die RGH kam in Überzahl noch zu zwei schnellen Versuchen, schrammte aber knapp am Offensiv-Bonus vorbei und nahm so nichts mit auf die kurze Rückreise in die Neckarstadt. Frankfurt dagegen zeigt sich gut vorbereitet auf das Topspiel mit den Löwen am kommenden Wochenende.
RK Heusenstamm 18-13 SG Pforzheim
Dem RK Heusenstamm gelingt im Abstiegskampf der nächste Big Point. Die Füchse schlagen daheim auch die Gäste aus Pforzheim Dank eines späten Versuchs von Benni Polheim. Denn nach der frühen RKH-Führung durch Eigengewächs Yüce hatte Pforzheim das Geschehen lange dominiert und war beim Stand von 13:8 kurz vor dem Ende drauf und dran diese Partie zu gewinnen.
Bis sich der Erste-Reihe-Stürmer Polheim mit aller Wucht durchtankte und den vielumjubelten Versuch legte. Pascal Schuster stellte mit der Schlusssirene per Straftritt noch auf 18-13 stellte. Heusenstamm rückt damit auf Rang vier und hat nunmehr schon einen soliden Vorpsrung von zehn Zählern auf den HRK. Beruhigend für die Füchse-Seele!
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
5 |
24 |
+177 |
2 |
TSV Handschuhsheim |
5 |
21 |
+197 |
3 |
SC Neunheim |
5 |
20 |
+127 |
4 |
RK Heusenstamm |
5 |
12 |
-51 |
5 |
RG Heidelberg |
5 |
10 |
-52 |
6 |
SG Pforzheim |
5 |
6 |
-146 |
7 |
RC Luxemburg |
5 |
5 |
-118 |
8 |
RC Luxemburg |
4 |
1 |
-134 |
Nord/Ost
Berliner RC 25-28 RK 03 Berlin
Dramatischer als dieses Hauptstadt-Duell können Derbys eigentlich kaum sein. Die Zuschauer in der Berliner Jungfernheide bekamen bei herbstlichen Bedingungen einen großartigen Kampf zu sehen, der erst mit der allerletzten Aktion des Spiels entschieden wurde.
Diejenigen, die es mit dem Gastgeber hielten, mussten eine herbe Enttäuschung hinnehmen, während der Jubel bei den gelb-schwarzen Gästen keine Grenzen kannte. RK-Außen Robin Knüpfer machte sich selbst in der Nachspielzeit zum Derbyhelden, indem er mit seinem Versuch die Partie drehte.
Dabei dachten die RK-Rugger die Partie bereits aus der Hand gegeben zu haben. Die Gäste aus dem Nordosten der Hauptstadt waren zunächst stärker in die Partie gestartet und mit 5:0 in Führung gegangen, als ‚Neuner Reinhardt Engelbrecht in Minuten elf nach einem Gedränge bis über die Linie spurtete und an der Eckfahne zum Versuch ablegte.
Doch nach mehreren Straftritten gegen den RK im Gedränge und am Kontaktpunkt mussten die Gäste plötzlich an der eigenen Mallinie verteidigen. Aus kürzester Distanz schaffte es Erste-Reihe-Stürmer Richard Streng das Leder ganz tief zu platzieren und so zum 8:8 Ausgleich zu kommen - mit dem erfolgreichen Kick von BRC-Verbinder Albert Jürgen lagen die Hausherren nach 20 Minuten erstmals vorn.
Aber noch vor der Pause konnte der RK nachlegen. Nach einer längeren Druckphase wechselte Neuner Engelbrecht schnell die Richtung und der italienische Gäste-Verbinder Caramella nutzte die unsortierte Defensive aus. Mit seinem angetäuschten Pass narrte er die Defensive und konnte fast schon über die Mallinie spazieren.
Doch die 18-10 Pausenführung gab den Gästen nicht wie erwartet mehr Ruhe. Die ersten 20 Minuten des zweiten Durchgangs waren die stärkste Phase des BRC, der im Gedränge überlegen war und mit viel Druck auf die RK-Defensive Straftritte von Schiedsrichterin Latos zugesprochen bekam.
Der BRC hatte in dieser Phase über weite Strecken den Ball und kam zu 15 Punkten, ohne dass der RK auch nur in die Nähe des BRC-Malfelds kam. Zuerst powerte sich der BRC-Sturm per Paket über die Mallinie. Dann war es wenige Minuten später Erste-Reihe-Stürmer Matthis Blume, der dem BRC den zweiten Versuch per Pick and Go bescherte.
Zusammen mit einem weiteren Jürgen-Straftritt schien der BRC beim Stand von 25-18 auf der sicheren Siegerstraße zu sein. Aber es sollte noch nicht die Entscheidung sein, denn der RK hatte sich noch nicht ganz aufgegeben, obwohl nur noch gute fünf Minuten zu spielen waren.
In einer vogelwilden Schlussphase konnte sich der RK nach einem schnell angekratzten Straftritt noch einmal bis tief in die 22 des BRC vorarbeiten, wo man einen weiteren Abseits-Straftritt zu den Stangen setzte. Selbst ein verwandelter Versuch hätte zu diesem Zeitpunkt nur noch zum Remis gereicht, weswegen die drei Punkte die Siegchance bedeuteten.
Kicker Andrew Oakden zeigte sich zielsicher und verkürzte auf 21-25 aus RK-Sicht. Dann gab es spät in einem bis dahin fairen Derby die ersten Karten. RK-Hakler Müller-Rettstedt und BRC-Prop Baro beharkten sich auf dem Boden nach einem Ruck gegenseitig, was ein Handgemenge auslöste und von der Unparteiischen mit Gelb geahndet wurde.
Der RK warf nun alles nach vorne und schaffte es mit wütenden Angriffen bis in die 22 des leidenschaftlich verteidigenden BRC. Nach zwei weiteren Straftritten und etlichen Versuchen mit der Brechstange zu erzwingen, waren es drei lange Pässe, die den eingewechselten Außen Knüpfer die Einlaufchance gaben.
Der Jubel beim zahlreich vertretenen Gäste-Anhang war entsprechend groß und für den RK war es die Wiedergutmachung nur sechs Tage nach der Niederlage bei Hannover 78. Die beiden kommenden Partien daheim gegen den VfR Döhren und bei den Grizzlies könnten weitere Punkte für den Rugby Klub 03 bedeutet.
VfR Döhren - Hamburger RC
Weitere Infos folgen!
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78
|
4 |
20 |
+149 |
2 |
RK 03 Berlin |
5 |
20 |
+61 |
3 |
Berliner RC |
5 |
16 |
+101
|
4 |
SC Germania List |
4 |
15 |
+126 |
5 |
Hamburger RC |
5 |
10 |
+7 |
6 |
RC Leipzig |
4 |
5 |
-47 |
7 |
RC Berlin Grizzlies |
4 |
0 |
-140
|
8 |
VfR Döhren |
5 |
0 |
-257
|
|