Rugby wird schneller und härter, das belastet auch die Spieler vermehrt.
Rugby wird immer schneller und härter. Was den Sport für den Zuschauer attraktiver macht erhöht gleichwohl das Verletzungsrisiko für die Aktiven. World Rugby hat das Thema Spielerschutz seit Jahren auf der Agenda und nun will der Weltverband die Trainingszeit unter Vollkontakt regulieren. In Deutschland hat die Initiative ihre Fans, eine Umsetzung ist aber dennoch fraglich.
Nur noch 15 Minuten Vollkontakt in der Woche im Training? Diese Meldung schreckte Teile der Rugby-Welt Ende letzter Woche auf, als World Rugby neue Richtlinien bekanntgab, die die Kontaktbelastungen für Profi-Spieler zwischen Spielen künftig limitieren sollen.
Grundlage der Empfehlung von World Rugby ist eine Studie im Profi-Bereich, sowie eine Umfrage in Kooperation mit der Spieler-Gewerkschaft RUPA. Ein Gremium, unter anderem mit Ex-All-Black Conrad Smith hat daraus seine Schlussfolgerung gezogen. Laut der Empfehlung von World Rugby soll künftig maximal:
- 15 Minuten pro Woche unter Vollkontakt trainiert werden
- 40 Minuten mit kontrolliertem Kontakt (mit Tackle-Shields, oder geringerer Intensität)
- 30 Minuten Gedränge und Paket
- Außerdem sollten diese Einheiten ausschließlich Dienstags bis Donnerstags stattfinden, sofern jeweils Spiele für den Samstag angesetzt sind
All diese Vorgaben sollen zunächst nur für den Profi-Bereich gelten und kommen eher einer freiwilligen Selbstverpflichtung gleich, als einer strikten Regel. Unter anderem auch deshalb, weil sich dies angesichts der Fülle an Profi-Klubs um den Globus gar nicht nachhalten oder erst recht kontrollieren ließe.
Bereits bisher ging der Trend im Profi-Bereich zu kürzeren Einheiten mit hoher Intensität. Schon vor Jahren hatte der ehemalige Premiership-Coach Steve Diamond (zuletzt Sale Sharks) erklärt, dass er unter der Saison versuche zwischen Spieltagen komplett auf Vollkontakt-Einheiten zu verzichten, um seine Spieler frisch zu halten und unnötige Verletzungen zu vermeiden.
Für das deutsche Rugby und die Bundesliga gelten die Regeln erst einmal nicht, da die World-Rugby-Guidelines im Amateurbereich nicht verpflichtend sind. Jedoch hat die Initiative auch hierzulande ihre Anhänger.
DRV Cheftrainer Athletik & Medizin, Colin Grzanna, hält den Vorstoß für sinnvoll und auch in Deutschland anwendbar: „Die angegebenen Zeiten für den Vollkontakt und Halbkontakt sind richtig, so dass man die Belastung am Wochenende zumindest zum Teil abdeckt.“ Außerdem könne man so den Fokus auf technische Skills legen und weniger darauf, rein körperlich zu dominieren.
1880-Coach Schmidt unterstützt die Initiative
Frankfurts Meister-Trainer Byron Schmidt findet die Initiative ebenso positiv und verweist auf die Beispiele American Football und MMA. Auch dort werde die Kontaktzeit im Training beschränkt und zwar mit Erfolg. Außerdem müsse man bedenken, dass Rugby-Spieler zuletzt immer fitter wurden, besonders im Spitzen-Bereich, so dass die Belastungen im Spiel zugenommen haben.
„Ich bin ein Fan davon meine Spieler unter der Woche nicht überzubelasten - Saracens zum Beispiel haben das jahrelang so gemacht und sie waren trotzdem unglaublich erfolgreich“, so Schmidt im Gespräch mit TR.
Gleichzeitig sei es aber weiterhin wichtig die Spieler auf den Kontakt am Wochenende vorzubereiten. „Ich unterstützte diese Initiative und mit den Zeiten hat man bei World Rugby eine vernünftige Lösung gefunden“, wie der Trainer von 1880 Frankfurt weiter erläutert.
In Deutschland wäre eine Umsetzung vielleicht in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Bundesliga-Klubs denkbar. Doch ob es dafür genug Fürsprecher gibt, ist zu diesem Zeitpunkt fraglich.
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