78 stürmt im Norden weiter an der Spitze nach dem Sieg über den Berliner RC. Foto (c) Uwe Menzer
Das Rennen um Spitzenpositionen in der Rugby-Bundesliga geht weiter. Im Süden marschieren der Meister Frankfurt 1880, sowie die beiden Nord-Heidelberger Top-Klubs SCN und TSV im Gleichschritt. Alle drei Teams haben bisher eine perfekte Bilanz. Im Norden sind es derweil nur noch zwei Teams die ungeschlagen sind. Hannover 78 konnte dem Berliner Rugby Club die erste Niederlage zufügen, bevor es in zwei Wochen gegen den anderen ungeschlagenen Klub im Norden geht, den RK 03 Berlin.
Nord/Ost
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78
|
3 |
15 |
+129 |
2 |
RK 03 Berlin |
3 |
15 |
+78 |
3 |
Berliner RC |
3 |
10 |
+48
|
4 |
SC Germania List
|
2 |
5 |
+58 |
5 |
RC Leipzig |
3 |
5 |
-29 |
6 |
RC Berlin Grizzlies |
2 |
5 |
-50 |
7 |
VfR 06 Döhren |
3 |
0 |
-134
|
8 |
Hamburger RC |
3 |
0 |
-100 |
Berliner RC 6 - 28 Hannover 78
Es war ein echtes Spitzenspiel auf hohem Niveau, das sich der Berliner RC und Hannover 78 lieferten. Vor allem in der ersten Halbzeit nahmen sich die favorisierten Gäste aus der Leinestadt und die Hauptstädter kaum etwas, die Defensivreihen waren dominant.
Beide Teams waren im bisherigen Saisonverlauf ungeschlagen und zeigten hier auch zu Spielbeginn, dass man jeweils die weiße Weste behalten wollte. Berlins frühe Führung per Penalty konnten die Gäste mit einem Versuch kontern und kurz vor der Pause selbst per Straftritt nachlegen.
Die Berliner trafen ihrerseits auch noch Mal vom Tee, so dass beide Teams zum Pausentee nur zwei mickrige Pünktchen trennte. In Durchgang zwei allerdings konnte 78 das Spiel dann mehr und mehr an sich reißen.
„In der zweiten Hälfte hatte man das Gefühl, dass Berlin langsam müde wurde und wir hatten den Luxus Spieler einzuwechseln, die noch Mal Impulse gebracht haben“, so 78-Trainer Bennie Krause, der damit vor allem auf Ruhan Oosthuizen anspricht.
Der südafrikanische Sturmtank war vor wenigen Wochen nach Hannover gekommen, um Gunter Jager den Sturm der 78er zu verstärken. Er kam von der Bank und legte in Durchgang gleich zwei der drei 78-Versuche und trug maßgeblichen Anteil daran, dass 78 nicht nur mit einem Sieg, sondern dem Bonuspunkt zurück auf die A2 ging.
Mit dem Sieg untermauert 78 den eigenen Anspruch auf die Spitzenposition im Norden eindrucksvoll. Dank des weiterhin besseren Punkteverhältnis hält sich 78 an der Tabellenspitze und hat auch nach 240 Minuten Bundesliga-Rugby in dieser Saison noch keinen einzigen Versuch kassiert.
Gegen den RK 03 wird es in zwei Wochen das Duell der einzigen beiden ungeschlagenen Teams geben. Auch in dieses dürfte Hannover 78 favorisiert gehen - denn wer will diese 78er aktuell schlagen.
RK 03 Berlin 34 - 7 Hamburger RC
Auch der RK 03 konnte wie Hannover 78 am Samstag den dritten Bonuspunkt-Sieg in Folge einfahren. Die Hauptstädter hatten den Hamburger RC zu Gast, der nach einer Autobahnsperrung verzögert in der Buschallee ankam.
Die Berliner erwischten gleich zu Beginn der Partie den besseren Auftakt und setzten sich auch Dank mehrere hergegebener Straftritt der Hanseaten in der 22 fest. Den ersten Versuch legten die Hausherren als Veteran Christian Lill bei seinem ersten Start-XV-Einsatz der Saison tief in der 22 auf die kurze Seite wechselte.
Dort bekam Aushilfs-Flanker Denis Frank das Leder, setzte sich aus kurzer Distanz durch und legte per Teleskop-Arm auf der Linie ab. 5:0, da die Erhöhung von Kicker Raphael Hackl knapp danebensegelte. Fast hätten die Berliner kurz danach den zweiten Versuch gelegt, doch kurz vor der Linie ging das Spielgerät verloren.
Doch Hamburg fand über die gute Gasse zunehmend in die Partie, kombinierte zuweilen gefällig und konnte sich auch Dank häufigerer RK-Fehler tief in der Gastgeber-22 festsetzen. Auch bei Hamburg war es ein Dauerbrenner, der den Versuch einleitete.
Der Ire Tom Barry, seit gut sechs Jahren der Verbinder der Hanseaten, machte das Spiel schnell und zwei Offloads später war Außen Melcher plötzlich im Malfeld der Berliner. Als Barry dann von ganz außen auch noch das Leder zwischen die Stangen jagte lagen die Gäste plötzlich 7:5 vorne. Es sollte aber die einzige Führung der Partie bleiben.
Denn Berlins starker Sturm nahm nun zunehmend das Heft des Handelns in die Hand. Aus rund zehn Metern drückte sich ein RK-Paket bis ganz nah an die Linie, wo Kapitän Chritopher Sackfofsky sich bis hinter die Linie durchtanken konnte.
Noch vor der Pause dann der dritte Streich des RK: Neuner Christian Lill machte nach einem langen Konter der Berliner über viele Stationen die letzten Meter mit dem Ball und legte somit zu 17:7 Pausenführung der Gastgeber ab. Für die Hanseaten, die gerade Mitte des ersten Durchgangs gut in der Partie waren, ein Nackenschlag zur Unzeit.
Im zweiten Durchgang schwanden gerade bei Hamburgs starken Jungs im Sturm dann zunehmenden die Kräfte. Zunächst konnten noch zwei Angriffe tief in der eigenen 22 abgewehrt werden, doch dann folgte eine Serie mit einem halben Dutzend Scrums, die jeweils mit RK-Straftritt endeten, bis Hamburgs Einser Mc Morrow wegen wiederholter Vergehen 10 Minuten verschnaufen musste.
Der RK nutzte diese numerische Überzahl und sicherte sich zehn Punkte: Erst per Straftritt durch den eingewechselten Andrew Oakden, dann als Achter Peter Collis nach einem Durchbruch clever auf den Unterstützung laufenden Christian Lill ablegte, der den Doppelpack perfekt machte.
Wenig später zeigte sich Lill dann aber ein wenig zu gierig und wenig regelkundig. Als sich der im zweiten Durchgang starke RK-Sturm bis auf wenige Zentimeter an die Linie herankämpfte, legte Lill das Leder gegen die Polsterung der Stangen ab. Die Folge war ein Ballverlust in vielversprechender Lage, die der ebenso als U20-Nationaltrainer fungierende RK-Neuner mit Unverständnis quittierte.
Dennoch hatte der RK noch einen Pfeil im Köcher: Nach schneller Seitenverlagerung bediente Verbinder Vincent Ifrah den eingewechselten Waliser Oakden per Schere - Oakden kam mit derart viel Speed, dass die HRC-Defensive ihm nur noch beim Ablegen des Spielgeräts zuschauen konnte.
Unter dem Strich ein verdienter RK-Sieg mit Bonuspunkt, auch wenn Hamburg über weite Teile der Partie das RK-Tempo mitgehen konnte. Beim HRC war man immerhin mit dem Auftreten in Durchgang eins zufrieden, wie Kapitän Josh Harvey unterstreicht: „Das war noch nicht die Leistung, die wir in uns haben und auf die wir als Team stolz sein können.“
VfR 06 Döhren 10 - 45 RC Leipzig
Der Rugby Club Leipzig feiert beim VfR Döhren im dritten Anlauf den ersten Saisonsieg und springt damit auf Rang fünf der Tabelle im Norden. Gegen verbesserte Döhrener, bei denen der neue venezuelanische Coach Aponte Dezzo direkt zum Spielertrainer und Verbinder mutierte, gab es am Ende fünf Punkte mit auf den Weg nach Leipzig.
Entscheidenden Anteil daran hatte auch Pule Sibiya, der erstmals in dieser Saison wieder für Leipzig aufgelaufen war, nachdem der Südafrikaner zuletzt vor dem Lockdown für Leipzig spielte. Er sorgte mit seinen starken Läufen wieder und wieder für Probleme der Döhren-Defensive. Neu im Team ebenso Neuner Riandre v.d. Merwe und Ruwan du Plessis.
Die Anfangsphase konnten die Döhrener noch ausgeglichen gestalten und dem frühen Pick-and-Go-Versuch der Leipziger zumindest einen Straftritt entgegensetzen. Doch dann kam das erste Sibiya-Solo zum 14:3 und noch vor der Pause sollte Sibiya entscheidenden Anteil am dritten Leipziger Versuch haben.
Zu dem Zeitpunkt hatten die VfR-Stürmer für den Anschluss gesorgt und so ging es mit 10:21 aus Gastgebersicht in die Pause. Nach dem Pausentee dann direkt der katastrophale Beginn für Döhren: Ein missglückter Überkick wurde zum Geschenk für 13er Sibiya, der damit 50 Meter ins Malfeld lief.
Nun war der Döhrener Widerstand weitestgehend gebrochen, zumal sich ein Spieler der Gastgeber noch eine Gelbe für einen Bodycheck abholte. Leipzig erhöhte auf 33:10 und konnte in der Schlussphase noch gleich doppelt nachlegen. Für Leipzig ein vielversprechendes Ergebnis, bevor es in zwei Wochen gegen Germania List geht, die aktuell auch bei fünf Punkten stehen.
Berlin Grizzlies - SC Germania List
Diese Partie wurde von Seiten der Grizzlies abgesagt. „Zu viele Verletzung“ habe man zuletzt erlitten, so die Grizzlies am frühen Freitag gegenüber TR. Deshalb könne man kein Team stellen. Ob das Spiel nun 50:0 für Germania gewertet wird, oder ob es ein Nachholspiel gibt, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.
Süd/Ost
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
3 |
15 |
+132 |
2 |
SC Neuenheim |
3 |
15 |
+128 |
3 |
TSV Handschuhsheim |
3 |
15 |
+115 |
4 |
RG Heidelberg |
3 |
5 |
-43 |
5 |
SG Pforzheim |
3 |
5 |
-53 |
6 |
RK Heusenstamm |
2 |
2 |
-67 |
7 |
Heidelberger RK |
2 |
2 |
-84 |
8 |
RC Luxemburg |
3 |
1 |
-128 |
SC Frankfurt 1880 62 - 7 Heidelberger RK
Nichts anbrennen ließ der deutsche Meister Frankfurt 1880 daheim gegen den Heidelberger RK. Angeführt von Verbinder Raynor Parkinson setzten die 80er die Gäste aus der Neckarstadt gleich unter Druck. Bereits in den ersten Minuten bediente Raynor Parkinson Außen Luis Diel per Überkick zum ersten Versuch.
Als Pierre Mathurin dann auch noch wegen eines absichtlichen Vorwurfs zehn Minuten vom Feld musste, ging es Schlag auf Schlag. Außen Edo Stelle punktete ebenso wie 13er Augustine Mafoe - so stand es relativ fix 17:0 und bis zur Pause sollte sich keine Besserung für überforderte Klub-Spieler einstellen.
Zwei weitere Versuche über Connor Dever und erneut Stella schraubten das Ergebnis schon vor dem Pausentee auf 31:0 hoch. Die einzigen Punkte für den Klub kamen, nachdem Frankfurts Achter Marcel Henn für ein zu spätes Tackle mit einer Gelben bestraft wurde. Der Klub wusste die temporäre Überzahl zu nutzen und verkürzte auf 7:31 aus Gästesicht.
Doch die starke Phase des Klubs resultierte nicht in weiteren Punkten, im Gegenteil. Edo Stella und Lukas Deichmann steppten sich jeweils noch zu weiteren 1880-Versuchen durch. Die ersten Kick-Punkte von Fritz Segner, dem Bruder von Neuseeland-Profi Anton, sorgten auch noch Mal für besonderen Jubel beim 1880-Anhang.
In der Schlussphase folgten dann noch drei weitere 1880-Versuche im Minutentakt, während der Klub-Widerstand schon deutlich gebrochen schien. Frankfurt setzt damit noch einmal ein Ausrufezeichen, bevor es in zwei Wochen zum Spitzenspiel gegen den ebenso bisher makellosen SCN kommt.
SG Pforzheim 6 - 38 SC Neuenheim
Die Saga um Nikolai Klewinghaus scheint nun endgültig beendet. Der Deutsch-Südafrikaner ist wieder Neuenheimer. Nachdem ihn der TSV Handschuhsheim (dem Vernehmen nach) gegen dessen Willen gemeldet hatte und bekannt wurde, dass der Adler-Verbinder wohl zurück zum SCN will, herrscht nun endlich Klarheit.
Sportlich gesehen gingen die Neuenheimer klar und deutlich als Sieger vom Feld und dennoch war man mit der eigenen Leistung alles andere, als zufrieden. Coach Clemens von Grumbkow resümierte: „Das war ein Weckruf vor den wichtigen Spielen und das einzig wirklich gute war, dass wir mit fünf Punkten heimgefahren sind.“
Schon vor der Pause hatten Senzo Ngubane (an seinem Geburtstag), Robert Lehmann und Alexander Biskupek für eine 21:3 Führung gesorgt. Doch zu selten sei man in das eigene System gekommen und zu selten habe man sich auf die individuelle Klasse verlassen, so Trainer von Grumbkow analysierend.
Unter dem streich reichte dies dennoch deutlich: Nach der Pause legten Samj Harris, Felix Lammers noch nach und schraubten das Punktekonto weiter in die Höhe. Vor den nächsten beiden Heimspielen gegen die ebenso bisher ungeschlagenen Frankfurter und Handschuhsheimer wurde zumindest die Pflicht erfüllt, auch wenn es Abstriche bei der B-Note in der Kür gab.
RC Luxemburg 0:47 TSV Handschuhsheim
Pflichtaufgabe mit Bravour erfüllt und dabei noch ein paar Stammkräfte. Der Löwen-Ausflug ins Großherzogtum war ein voller Erfolg, auch Dank kräftiger Mithilfe der Luxemburger Gastgeber, die sich früh selbst schwächten. Denn eine Luxemburger Stürmer quittierte eine Gelbe nach zehn Minuten mit lautstarkem Protest gegenüber Schiri Riepe - dieser gab dem Luxemburger ein Upgrade und machte eine Ampelkarte draus.
So spielten die Löwen 70 Minuten in Überzahl und wussten diese natürlich gut zu nutzen. Wieder Mal war es Jaco Otto, der sich zuerst als Try-Scorer auf den Spielberichtsbogen brachte. Er war aus kurzer Distanz mit seiner Explosivität nicht mehr zu halten. Bis zur Pause folgten weitere Versuche durch Erste-Reihe-Stürmer Felix Martel und erneut Otto zum 21:0 Pausenstand.
Nach dem Pausenpfiff dann der vierte Schlag durch den eingewechselten Prop Marcus Bender, der vom RCL-Sturm nicht zu halten war. Spätestens jetzt war der Luxemburger Widerstand gebrochen, da die Beine der 14 Hellblauen auf dem Feld auch immer schwerer wurden. Das Ergebnis waren drei späte Versuche: Jaco Otto zum Hattrick, Phillipp Frauenfeld sowie Tyrell Williams stellten zusammen mit dem kicksicheren Verbinder Rhys Williams den Endstand her.
Luxemburg steht damit nach drei Spieltagen auf dem letzten Rang wieder - vor dem wichtigen Gastspiel in Heusenstamm ist das für die RCL-Rugger nicht die beste Nachricht. Handschuhsheim wiederum kann sich gegen Pforzheim die Tabellenführung sichern, wenn die Konkurrenten SCN und 1880 aufeinander treffen. Danach geht es auch für die Löwen gegen die anderen beiden Top-Teams.
RG Heidelberg 40 - 26 RK Heusenstamm
„Endlich die ersten fünf Punkte geholt und uns selbst belohnt für die Arbeit, die wir in den letzten Wochen“, so das zufriedene Fazit von RGH-Coach Mustafa Güngör nach dem ersten Sieg der neuen Saison, mit dem es die RGH vom letzten Platz auf Rang vier schafft.
In Durchgang eins war es in erster Linie Youngster Wolfram Hacker mit einem Doppelpack, der der Rudergesellschaft einen tollen Start bescherte. Ein zwischenzeitlicher Füchse-Versuch machte das Geschehen etwas enger, aber Neuner Ueberle konnte kurz vor der Pause eine Lücke zum 21:5 nutzen.
In Durchgang zwei starteten die Gäste deutlich besser und konnten mit zwei schnellen Versuchen auf 19:21 verkürzen. Doch die RGH wollte an diesem perfekten Rugby-Samstag im Wohnzimmer nicht nachlassen und erhöhte erneut und als Wolfram Hacker auf 33:19 erhöhte, war das Spiel weitestgehend gelaufen.
Behzad Bayram konnte mit einem tollen Überkick, den er selbst erlief, den Schlusspunkt aus RGH-Sicht setzen. Am schlussendlich klaren RGH-Siegt änderte der letzte Versuch der Füchse nichts mehr, der den Gästen aber einen Offensiv-Bonus bescherte. Der könnte noch wichtig werden, zumal in zwei Wochen das Duell mit Luxemburg ansteht.
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