Nach 12 Jahren erfüllt sich der Traum: Fabian Heimpel spielt heute erstmals Sevens World Series. Foto (c) Perlich
Edmonton ist sowas wie das El Dorado Kanadas und hat durch den Öl-Boom der letzten Jahre im Bundesstaat Alberta einen Aufschwung sondergleichen erlebt. Auch das DRV-Wolfpack möchte an diesem symbolischen Ort beim zweiten World-Series-Turnier einen Aufschwung für sich verbuchen und unter Beweis stellen, dass man auf dieses Niveau gehört. Für einen Wolfpack-Spieler schließt sich mit dem Turnier in Edmonton ein langer Kreis.
Vier Wochen nach den London 7s 2009, dem letzten Auftritt einer DRV-Nationalmannschaft auf der Sevens World Series vor den Vancouver 7s letzte Woche hatte Fabian Heimpel sein Debüt für das Wolfpack gegeben, das damals diesen Spitznamen noch gar nicht hatte. Heimpel war im Jahr 2009 der Wunder-Teenager der Mannschaft und hatte das Londoner Turnier am TV verfolgt.
„Seit 2009 und den London 7s habe ich davon geträumt auch endlich auf dieser World Series zu spielen“, so Heimpel im Gespräch mit TR am Vorabend des Turniers. Mehrmals wurde ihm der Traum knapp verwehrt. Zwei Mal in dramatischen Finalspielen beim Qualiturnier in Hongkong gegen Spanien und Japan, einmal im Halbfinale gegen Irland, als man zwei Minuten vor Schluss in Front lag.
Dann kam endlich die erlösende Meldung: Durch das Corona-Chaos bekam das DRV-Wolfpack unerwarteterweise die Chance auf die Teilnahme bei den beiden kurzfristig anberaumten World-Series-Turnieren in Kanada. Da hatte Fabian Heimpel aber bereits seine eigene Hochzeit mit seiner damals noch Verlobten geplant.
Deshalb fehlte der RGH-Verbinder beim ersten Turnier in Vancouver, reiste zwischenzeitlich aber nach, ersetzte den erstmals Vater werdenden Basti van der Bosch und ist nun aber umso motivierter es mit seinen Jungs ins Viertelfinale zu schaffen. Dabei sind die Umstände dieses langerträumten World-Series-Debüts für den mittlerweile 31-jährigen RGH-Spieler alles andere, als gewöhnlich, was Heimpel aber nicht weiter stört.
Seit der Ankunft in Edmonton muss das DRV-Team komplett in einer Corona-sicheren Blase leben, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Denn während der erste Turnierort Vancouver im Bundesstaat British Columbia noch relativ offen war und das Team somit die Chance auf zumindest einen kurzen Abstecher in die Pazifik-Metropole hatte, gilt Edmonton und der gesamte Bundesstaat Alberta gerade als Corona-Hotspot, in dem gerade der Gesundheits-Notstand ausgerufen wurde.
Kritik an der Durchführung des Turniers im COVID-Hotspot wird lauter
Trotz einer Verdoppelung der Intensivbettenkapazität im konservativen Öl-Bundesstaat Alberta ist die dortige Kapazität in den Krankenhäusern mit lebensrettenden Intesivbetten nahezu erschöpft. Der Bundesstaat hat unter den bevölkerungsreichen Staaten Kanadas die mit Abstand niedrigste Impfquote (unter der Deutschlands, obwohl Kanada insgesamt eine fast 10% höhere Impfquote hat) und hatte früh alle Beschränkungen fallen gelassen - beides zusammen führte zu einer erneuten Corona-Welle und den mit Abstand schlimmsten Zahlen im sonst so sicheren Kanada.
Dass das Turnier in Edmonton nun trotz der erneuten Corona-Welle durchgeführt wird, wurde im Land durchaus kritisiert. Jedoch darf lediglich eine begrenzte Anzahl an doppelt geimpfter Bewohner Albertas in das beeindruckende Commonwealth Stadium - selbst Genesene müssen nach ihrer Infektion geimpft worden sein, sonst bleiben die Tore des Stadions für sie ebenso verschlossen, wie für die rund 40% umgeimpften Bewohner des Bundesstaates.
Das DRV-Wolfpack lebte deshalb eine Woche lang von der Außenwelt abgetrennt im Hotel und verließ dieses nur zum nicht-öffentlichen Training in einer Halle und dem Stadion selbst. Man habe sich die Zeit ganz gut vertrieben, so Wolfpack-Kapitän Carlos Soteras-Merz gegenüber TR. In den sozialen Medien teilte das Team Videos von Geschicklichkeitsspielen im Hotelflur. „Wir mussten uns aber schon anstrengen, sich im Hotel nicht allzu sehr auf die Nerven gehen“, wie Soteras Merz erklärt.
Direkt zu Beginn das wichtige Duell mit Irland
Sportlich gesehen ist das Ziel klar: Das DRV-Team will in den Cup und damit gegen die besten Teams im durchgewürfelten Feld der Corona-Serie 2021 antreten. „Wir sind gut vorbereitet und wollen ins Viertelfinale und das Ticket wird gebucht indem wir Irland im Eröffnungsspiel schlagen“, so die selbstbewusste Ansage Heimpels, der am Montag zum Team gestoßen war.
17:44 (dt. Zeit) Deutschland - Irland
21:17 (dt. Zeit) Deutschland - Großbritannien
0:06 (dt. Zeit) Deutschland - Jamaika
Direkt das erste Spiel um 17:44 deutscher Zeit (live bei RAN.de) könnte richtungsweisend sein. Der alte Rivale des DRV-Teams ist dieses Mal ein Konkurrent um den Einzug in den Cup. Eventuell ist das deutsche Team ein wenig erholter, nachdem man in Vancouver an Tag zwei gegen vermeintlich leichte Gegner spielte, während die Iren und der zweite starke Gruppengegner Großbritannien bis ins kleine Finale enge Duelle auszufechten hatten. Der Sieg gegen Jamaika ist quasi Pflicht, nachdem das deutsche Team die Insulaner in Vancouver nach allen Regeln der Kunst vorgeführt hatte.
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