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Bodo Sieber über die ELV's
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Geschrieben von Bodo Sieber   
Dienstag, 15. April 2008

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Bodo spielt seit vielen Jahren in Südafrika

In der Nordhemisphäre werden die sogenannten ELVs (Experimental Law Variations) mit Skepsis betrachtet – Union würde zu League, Rugby verliere seinen Charakter. Die Angst vor dem Neuen mag ein Faktor sein, genauso natürlich Mangel an Information und vor allem Spielen, die es zu sehen und vor allem zu erleben gibt. Es gab mit Sicherheit ähnliche old-school Vertreter, die sich vehement gegen neue Regeln, wie das Liften in Gassen aussprachen – heute ist es undenkbar die Gassen anders zu spielen und dieselben “hardliners” sitzen wahrscheinlich jede Woche jubelnd im Stadion.

Fazit, in der Südhemisphäre: Die ELVs sind alles in allem positiv für den Sport – das “neue Rugby” attraktiv und unterstützenswert.

Hier der Versuch etwas Licht auf die Regeln zu werfen:

Regel 1
NACHTRAGREGEL NICHT IMPLEMENTIERT
Hände zum Ball erlaubt im offenen Gedränge
Ziel war es diese Spielphase mehr zu öffnen, sonst kann jeder wie Georgien 26 Mal pick and go spielen und hat immer die Abseitsregel als Helfer. Jetzt muss der Ball besser geschützt werden, bzw. es macht mehr Sinn den Ball spielerisch am Leben zu halten und nicht sofort auf den Boden zu gehen, weil man keine 95% Garantie hat ihn zurückzugewinnen, sondern eben nur 60% (also etwas besser als 50/50) – mehr Spielen, mehr Rugby, gute Sache, oder?

Regel 1 NEU
Pakete dürfen zum Einsturz gebracht werden
Der Gegner darf unterhalb der Schulter und überhalb der Hüfte nach unten gezogen werden – das bedeutet nicht getackelt, also nicht an die Beine.

Regel 2
Freikick
alles außer Faul und Abseits wird mit Freikick statt Strafkick geahndet. Macht das Spiel viel schneller, klar. Für die dicken Teams, bzw. wenn der schnell gespielte Freikick keine gute Option ist im Spiel, kann ja jederzeit Gedränge gewählt werden. Ergo, etwas weniger Straftritte. Zudem nimmt das Druck vom Schiri, der mit Straftritten oft auch 3 Punkte verteilt – was allerdings auch negativ sein kann. Interessant: im Schnitt der Heineken Cup Spiele (1/4Finale) und der Super 14 gab es im ersteren 17 Gedränge pro Spiel, in der S14 ganze 16 – also eigentlich keinen Unterschied. Das bedeutet, das Gedränge ist nach wievor wichtig, und wenn man Regel 4 (unten) in Betracht zieht wahrscheinlich sogar noch wichtiger – deshalb hier auch der Einwand, das auch mit dem ELVs Rugby, Rugby! bleibt – mit dicken, langen, starken und schnellen Spielern. Wenn wir schon bei Statistiken sind: Gassen, Heineken Cup Schnitt: 30, Super 14: 29.

Regel 3
22m Rückpass
der Ball darf nicht in die 22 gepasst, getragen, gekickt werden, bzw wenn dem so ist, gilt:
Kein Raumgewinn bei Gassekick, sondern die Kickregel, wie im Rest des Feldes und Einwurf wo gekickt wurde.

Wie oft wird der Ball nach Gasse oder Gedränge 25m, über zwei Stationen zurückgepasst, nur um dann 35m gekickt zu werden? Die WM war voll davon und es war wenig attraktiv. Jetzt muss der Ball ins Spiel gekickt werden, was Gegenangriffe und mehr Rugby bedeutet.

Regel 4
5m zurück am Gedränge
Die Verteidigung muss 5m hinter dem angeordneten Gedränge stehen, nicht mehr nur am letzten Fuss. 5m mehr für Nummern 8 und 9 zu agieren – wesentlich dynamischere Angriffsplattform.

Regel 5
Gasse abzählen? warum.
Anzahl der Spieler in der Gasse ist irrelevant – macht das Spiel schneller, wobei kurze Gassen wenig Sinn machen, da der gegner 9 Leute und somit 3 komplette Blöcke dagagen stellen kann.

Interessant zu wissen:
Die Club und teilweise Provinzligen der Südhemisphäre (SA/AUS/NZ) aber auch eine Liga in Schottland sind momentan dabei nicht nur 5, sondern gleich 20 neue Regeln zu testen. Unter anderem schnelle Gassen dürfen nach hinten geworfen werden, es gibt keine “truck and trailer” Regel mehr, das Paket darf getackelt werden.. und schon hört man England schreien und Twickenham ist den Tränen nahe.. Fakt ist: Das Spiel ist schneller, die Spieler fitter und Flanker z.B. rennen im Schnitt 2km pro Spiel mehr mit den neuen Regeln – mehr Tränen in England?

Spannend werden die Sommer Touren der Nord-Teams gen Süden, (Wales nach SA zum Beispiel und England nach Neuseeland), weil diese natürlich mit den “alten” Regeln gespielt werden – die Tri Nations allerdings wahrscheinlich aber mit den ELVs. Das bedeutet theoretisch müssen die All Blacks z.B von den Juni tests bis zum Tri Nations einen mitunter großen Teil ihres Kaders ändern, da manche Spieler mittlerweile entsprechend spezialisiert sind, bzw alte/neue Regeln etwas andere Spielertypen benötigen.

Fazit: Die ELVs fördern bessere Rugby Spieler.
Damit ist gemeint “komplette” Spieler, die rennen, passen, kicken und denken können – die die Initiative ergreifen, auf Situationen besser reagieren und clever spielen – es gibt viel zu lernen. Es herrschen nicht nur die Stärksten und Schwersten, denen man eine Struktur beibringt und die diese dann mit eiserner Faust und wenig Hirn aufs Spielfeld hämmern.

Beispiel, die Blue Bulls – S14 champs 2007, bekannt für ihr 10-Mann Rugby, Sturmspiel und Spiel basierend auf Kicks der no10. Momentan vorletzte in der Tabelle, weil sie nicht clever sind und sich soweit zumindest nicht entsprechend angepasst haben. Teams wie die Hurricanes, Sharks und die Blues spielen die ELVs wesentlich besser – interessant auch, das die Crusaders sowohl mit den alten als auch mit den neuen Regeln Favoriten sind.

Statistik zum letzten:
Durchschnitt Versuche im Heineken Cup (1/4finals): 2,5
Durchnitt Versuche S14: 5,7

Natürlich muss man hier den Cup vs Rundenspiele Charakter der Spiele in Betracht ziehen und u.U. auch die Wetterverhältnisse, vielleicht ist aber mit den Zahlen unter dem Strich die Frage geklärt, welches Spiel ein Rugbyfan sich lieber anschaut?

Was meint Ihr? (Diskussion im Forum)

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Kommentare (6)add comment

Gianni said:

71
...
Ich bin ja mal echt gespannt auf die neuen Regeln. Ab wann werden die denn bei uns eingeführt??
April 15, 2008

AnonyMouse said:

89
...
Gute Frage.

Welche Regeln meinst du?

Die ELV's gibt es seit 2005 und wurden seitdem mehrfach geändert. Derzeit werden sie in mehreren Ligen, jeweils mit unterschiedlichen Untermengen, ausprobiert. Auch in den S14 wir nur ein Subset angewendet.
Das IRB überlegt derzeit, ob die ELVs weltweit für 12 Monate ausprobiert werden sollen. In welcher Ausprägung, also welche Teile davon, ist allerdings weiterhin total unklar.

Kannst du bitte konkret angeben, welche ELV's (bzw. Regeln) du meinst.
April 15, 2008

king carlos said:

217
...
Das IRB will doch nach den Super 14 Saison die Ergebnissen der dort eingesetzten ELVs überprüfen, bevor es entscheidet in wie weit diese auf internationaler Ebene eingesetzt werden.
April 16, 2008

king carlos said:

217
...
Aber lasst uns doch im Forum darüber diskutieren.^^
April 16, 2008

mulu said:

63
...
heute grabe ich mal einen alten artikel von bodo aus, in der bundesliga wurden jetzt bereits 6 spiele unter den neuen regeln gespielt, wie haben sie nach eurem empfinden das spiel beeinflusst, was ist sinnvoll, was sinnlos und gehen die neuen regeln weit genug?
Oktober 16, 2008

ali g said:

647
...
naja, als Zuschauer muss ich noch rauskriegen, wann man in der BuLi den Ball nach vorne passen darf und wann nicht. Da machen die Schiris ja aktuell ein mittelgroßes Rätsel draus smilies/wink.gif
Oktober 16, 2008

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