Das DRV-Team kurz vor der Abreise in München. Foto (c) Engelmann
An diesem Wochenende ist es soweit: Die Spieler des DRV-Wolfpack können sich nach Jahren des Wartens endlich einen veritablen Traum erfüllen. Das deutsche Team wird erstmals seit London 2009 wieder auf der allergrößten Bühne des Sports, der Sevens World Series, vertreten sein. Ein Spieler, mit dem man im DRV-Team fest geplant hatte, wird aber für die Konkurrenz auflaufen.
Vor wenigen Stunden sind die Spieler des DRV-Wolfpack nach einem zwölfstündigen Flug aus München, wo das Team die letzten Tage trainiert und die verpflichtende Quarantäne von der Außenwelt weitestgehend abgeschnitten absolviert hatte, in Vancouver gelandet. Dort beginnt am Samstag-Abend um 20:15 deutscher Zeit ausgerechnet gegen Gastgeber Kanada das Abenteuer World Series.
Wenn das deutsche Team dann um 11:15 Ortszeit in das 55.000 Zuschauer fassende Stadion BC Place mitten in Downtown Vancouver aufläuft, wird ein Name auf der Kaderliste fehlen, mit dem viele gerechnet hatten. Frederick Roddick, der noch im letzten Monat erstmals für das Wolfpack beim Vorbereitungsturnier in Glendale Colorado aufgelaufen war, wird nicht den Adler auf der Brust tragen. Auf Rugby und auf Fussball wetten wird immer populärer.
Hier wird es Samstag ernst: Im BC Place in Vancouver, wo vor 27.500 Zuschauern, also mit halber Kapazität gespielt werden darf
Der Engländer, der durch seine komplizierte Familiengeschichte auch für Schottland und Deutschland spielberechtigt ist und im Fünfzehner Erfahrung aus der schottischen Premiership mitbringt, wird aber dennoch vor Ort sein. Der Verbinder, der mittelfristig ein Ersatz für Wolfpack-Verbinder Fabs Heimpel hätte werden können, wird vielmehr für das Team GB auflaufen, das künftig in der World Series England, Wales und Schottland vertritt.
Denn auch im Mutterland hatte man den 22-jährigen und sein großes Talent auf dem Schirm und hält ihn nun mit der Nominierung in allerletzter Minute davon ab, für Deutschland aufzulaufen. So läuft Roddick nun an der Seite der GB-Stars Tom Bowen, Luke Treharne und Max McFarland auf, die im kleinen Finale von Tokio vor sechs Wochen die Medaille nur um einen einzigen Versuch gegen Argentinien verpasst hatten.
Im Wolfpack hatte man bis zu Roddicks Anruf vor wenigen Wochen, in dem er Trainer Damien McGrath erklärte, dass er nun auch für das Team GB nominiert sei, mit dem trickreichen und pfeilschnellen Spielmacher geplant. Zumal Wolfpack-Veteran Fabian Heimpel wegen seiner Hochzeit zumindest für die beiden Kanada-Turniere nicht verfügbar ist.
Nun müssen sich Sam Rainger, Niklas Koch und Basti van der Bosch (geb. Himmer) die Spielmacher-Aufgabe teilen, obwohl sich alle drei tendenziell eher auf der Halb-Position wohlfühlen. Jedoch ist es noch nicht komplett ausgeschlossen, dass Roddick doch noch Mal für das DRV-Wolfpack aufläuft.
Denn das Team GB ist weiterhin ein Sonderfall im Wettbewerb und scheinbar interpretiert der Weltverband World Rugby die Regeln hier anders. Normalerweise gilt: Sobald ein Spieler einmal für einen Verband in einer A-Nationalmannschaft aufgelaufen ist, egal ob im Siebener- oder Fünfzehner, ist er den Rest seiner Karriere (Ausnahme Olympia-Schlupfloch) an diesen gebunden.
Jedoch repräsentiert das Team GB drei Verbände und in Vancouver wird mit Calun Randle auch ein Spieler auflaufen, der bereits neun World-Series-Turniere für Frankreich absolviert hat. Randle, wurde in England geboren, zog mit den Eltern aber als Kind an die Côte d’Azur und durchlief das französische Nachwuchssystem bis hin in die Siebener-Nationalmannschaft. Dennoch läuft er nun für GB auf.
Im Zweifel könnten wir Frederick Roddick in nicht allzu ferner Zukunft doch noch im Wolfpack-Trikot sehen, auch wenn der Spielmacher aktuell wohl das Team GB vorzieht. In Vancouver wird er aber fehlen, wenn der deutsche Rugby-Verband erstmals seit über zehn Jahren auf der World Series vertreten ist.
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