Der Meister steigt am Samstag in den Wettbewerb ein. Foto (c) Seufert-Chang
Die Rugby-Bundesliga startete mit einem wahrhaften Feuerwerk aus der Corona-Pause und für Anhänger wie Spieler geht es direkt ohne Pause weiter. Meister Frankfurt 1880 steigt in das Spielgeschehen und will an die Erfolge der Vor-Corona-Zeit anknüpfen. Im Norden tritt Hannover 78 in Berlin an, während es in Leipzig zum Duell der Playoff-Kandidaten kommt.
Nord/Ost
Hamburger RC - Berliner Rugby Club
Samstag 11. September, 15:00 Uhr
Die Hamburger waren mit viel Optimismus, Ambitionen und einem neuen Trainerteam in die neue Saison gestartet. Doch der Ausflug an den schnellen Graben zu Hannover 78 wurde dann doch zum Realitätscheck. Zu deutlich war der Sieg der 78er, als dass man bei den Hanseaten mit dem Ergebnis zufrieden sein könnte.
So versucht man beim HRC hervorzuheben, dass man Topfavorit Hannover 78 40 Minuten lang weitestgehend unter Kontrolle habe. Dazu kommt die Vorfreude auf das erste Heimspiel in der Rugby-Arena Stadtpark seit dem Herbst 2019, bei dem man auf eine große Kulisse hofft.
HRC-Präsident Alexander Niepold: "Wir freuen uns nach der langen Pause endlich wieder 1.Liga-Rugby im Hamburger Stadtpark zeigen zu können. Dank unseres 3G-Hygienekonzept können wir alle interessierten Zuschauer bei uns empfangen und hoffen auf starke Unterstützung für unsere Mannschaft.“ Sportlich gesehen, können nur ein Sieg gegen den BRC zählen, wie Vize-Kapitän Omar El-Arnous unterstreicht.
Die Gäste haben ihr erstes Heimspiel schon hinter sich und dieses souverän gegen den RC Leipzig gewonnen. Wobei BRC-Trainer Uwe Maaser den Sieg gegen die Sachsen nicht an die allzu hohe Glocke hängen möchte und vermutet „da haben offensichtlich einige gefehlt bei Leipzig“. Erst nach einigen Spielen werde man wissen, wo man wirklich stehe im Vergleich.
Dennoch unterstreicht Maaser, dass man mit vielen Abläufen schon weiter sei, als gedacht. Vor allem habe seine Truppe „sehr diszipliniert gespielt“ und genau das erwarte er erneut von seinem Team. Wenn man dann an die Einstellung und Leistung aus dem Leipzig-Spiel anknüpfe gebe es Grund für berechtigten Optimismus.
TotalRugby-Prognose: Der Start beider Teams hätte kaum unterschiedlicher ausfallen können. Doch davon sollte man sich nicht allzu sehr blenden lassen. Der HRC ist nicht dermaßen schlecht, wie das erste Ergebnis suggeriert und der BRC spielte gegen geschwächte Leipziger, die in den kommenden Wochen wohl stärkere Teams aufbieten werden. Für das erste Hamburger Heimspiel bedeutet dies ziemlich viel Spannung und pünktlich dazu endet in der Hansestadt auch das spätsommerliche Wetter - bei nassen Verhältnissen fühlt sich der HRC-Sturm am meisten wohl. Dennoch sehen wir den BRC am Ende knapp vorne. Die Berliner haben sich als Mannschaft gefunden und funktionieren wie eine Einheit, dahin muss der HRC noch kommen. Gewinnen wird der BRC, mit +9 Zählern.
RC Leipzig - RK 03 Berlin
Samstag 11. September, 15:00 Uhr
Zwei Playoff-Anwärter im direkten Duell in der Sachsen-Metropole, das ist die Ausgangslage. Der RC Leipzig empfängt nach der bitteren Niederlage beim BRC den RK 03 Berlin, der wiederum mit einem überraschend deutlichen Sieg gegen Germania List gestartet war.
RCL-Teammanager Sven Paukstat erklärt die überraschend hohe Pleite der Leipziger in Berlin mit den Auswirkungen der Ferienzeit. Aber bereits diese Woche werde man ein deutlich besseres Team aufbieten können, obwohl Kapitän Franz Beck nun gesperrt sei.
Man habe die Pleite im Training analysiert und daran gearbeitet im ersten Heimspiel gegen den RK besser aufzutreten. Zuletzt war es den Leipzigern immer wieder gelungen den Ostberlinern auf Augenhöhe zu begegnen. Auch deshalb betont RCL-Manager Paukstat: „Wir gehen deutlich optimistischer in dieses Spiel!“
Auf Seiten der Gäste hatte man versucht nach dem überraschend hohen Sieg gegen Germania auf die Euphorie-Bremse zu treten. Auch wenn man sich bei den Ostberlinern des Potenzials der eigenen Mannschaft durchaus bewusst ist. „Wir haben letzte Woche ein erstes Ausrufezeichen gesetzt, aber in Punkte Struktur und Chancenverwertung haben wir noch einiges an Arbeit vor uns" so Kapitän Christoph Sacksofsky gegenüber TR.
Eine Schlüsselrolle könnte ausgerechnet einem Ex-Leipziger zukommen. Reinhardt Engelbrecht war jahrelang einer der Antreiber der Leipziger von der Neuner-Position aus und für zahlreiche RCL-Versuche verantwortlich. Während der Corona-Spielpause zog es den flinken Gedrängehalb beruflich nach Berlin und so läuft Engelbrecht nun erstmals gegen seine Ex-Kollegen auf.
TotalRugby-Prognose: Auch in Leipzig-Stahmeln erwarten wir ein deutlich engeres Spiel, als es die Ergebnisse vom letzten Wochenende suggerieren könnten. Die Leipziger werden eine deutlich bessere Truppe aufbieten, als in der Vorwoche, während beim RK ein paar angeschlagene Spieler drohen auszufallen. Jedoch scheint der Rugby Klub aus der Hauptstadt so früh in der neuen Saison spielerisch schon gefestigter zu sein, als das Leipziger Team. Deshalb glauben wir, dass sich der RK 03 knapp mit +5 Zählern durchsetzen wird.
VfR Döhren - SC Germania List
Samstag 11. September, 15:00 Uhr
Natürlich sei die Stimmung „etwas betrübt“ gewesen, nach der deutlichen Auftaktniederlage der jungen Germania-Mannschaft in Berlin, wie SCG-Kapitän Mau gegenüber TR erklärt. Jedoch haben man die Zeit seitdem genutzt, um die „Schwächen zu identifizieren“ und neue Kraft zu sammeln.
Man peile ganz klar den Sieg an, so der Zweite-Reihe-Stürmer, der zugleich auch den Kampfgeist des VfR Döhren hervorhebt, den man auch während der Pleite der Döhrener gegen die Grizzlies gesehen habe. Als Schlüssel zum Sieg sehe man in erster Linie eine verbesserte Einstellung im Vergleich zum Auftakt in Berlin an.
Beim VfR Döhren weiß man um die verpasste Chance gegen die Grizzlies. Dermaßen knapp zu verlieren ist einerseits frustrierend, jedoch zeigten die Döhrener ein Klasse-Comeback und stellten viel Moral unter Beweis.
TotalRugby-Prognose: Germania List mag unerwartet hoch gegen den RK 03 Berlin verloren haben, geht in dieses Duell aber immer noch favorisiert. Die Lokalkonkurrenz aus dem Süden der niedersächsischen Landeshauptstadt muss sich in der Bundesliga noch finden. Die Germanen haben eine Bundesliga-erfahrene Truppe und werden Wiedergutmachung betreiben wollen. Mit weniger Fehlern und einer besseren Einstellung gewinnt Germania mit +16 Punkten.
Berlin Grizzlies - Hannover 78
Samstag 11. September, 16:00 Uhr
An der Rugby-Anlage in Oranienburg treffen zwei siegreiche Teams des ersten Spieltags aufeinander. Die Berliner Grizzlies, die sich mit dem knappen Auswärtssieg in Döhren direkt im ersten Duell Rückenwind verschafft haben, empfangen Nord-Topfavorit Hannover 78.
Man sei sich im Klaren darüber, dass 78 ein „hochklassiges Team“ ist, so Grizzlies-Trainer Mike Jackson, der sein Amt im letzten Jahr während der Phase der Nordost-Bundesliga angetreten hatte. Man rechne deshalb mit einem sehr harten Spiel, so der Engländer, der auf den britischen Jungferninseln groß geworden ist und nun die Grizzlies trainiert.
Er rechne mit einer weiteren Steigerung seines Teams und erwarte von seinen Jungs, dass sie sich Gedanken darüber machen, wie man den spielerischen Fortschritt vorantreiben könne. Das sei ein Prozess, der über die gesamte Hinrunde hinweg fortschreiten müsse, so Jackson.
Die Gäste wiederum haben eine klare Vorstellung von dem, was sie am Samstag erreichen wollen. „Die Grizzlies sind eine kampfstarke und körperlich stabile Mannschaft“, so 78-Trainer Bennie Krause - darauf werde man sich einstellen müssen, vor allem an den Kontaktpunkten.
Man müsse mit der eigenen Eingespieltheit und Routine dagegenhalten und sich mit schnellen Phasen seine Vorteile verschaffen. Denn das Ziel sei ganz klar, als Sieger zurück nach Hannover zu fahren und im Norden weiter von der Tabellenspitze aus zu agieren.
TotalRugby-Prognose: Die Berliner Grizzlies haben in Döhren extrem wichtige Punkte gegen den Abstieg gesammelt und dürften mit Selbstbewusstsein in diese Partie gehen. Doch um gegen Hannover 78 zu bestehen, fehlen den Grizzlies einige Waffen im Arsenal. Der Nord-Favorit dürfte in Oranienburg relativ klar als Sieger vom Platz gehen. Wir sehen 78 mit +18 Zählern vorne.
Süd/Ost
SC Neuenheim - RC Luxemburg
Samstag 11. September, 15:00 Uhr
Nach dem emotionalen Derbysieg über die RG Heidelberg geht es für das Team des Trainerduos Widiker & von Grumbkow nun daheim gegen den RC Luxemburg weiter. Für die ambitionierten Neuenheimer kommt dies eher einer Pflichtaufgabe, als einer großen Herausforderung gleich.
Dabei erwartet Coach von Grumbkow in dieser Woche aber eine konstantere Leistung, als im Derby. Da hatte man die Orange Hearts in der zweiten Halbzeit phasenweise dominieren lassen, nachdem man die Zügel vor der Pause fest in der Hand hatte.
Wenn dies gelinge, so der ehemalige Kapitän der Siebener- und Fünfzehner-Nationalmannschaft, dann werde sich das erwünschte Ergebnis von alleine einstellen. Für Luxemburg kann es nur um einen guten Auftritt gehen, da man vor allem im Sturm große Defizite gegenüber der Spitze der Liga hat. Ein Bonuspunkt auf dem Museumsplatz wäre schon ein großer Gewinn für die Gäste aus dem Großherzogtum.
TotalRugby-Prognose: Neuenheim ist in dieser Saison nicht dieselbe Kragenweite, wie der RC Luxemburg. Die RCL-Rugger müssen ihre Punkte gegen den Abstieg anderswo sammeln, gerade angesichts der Sturmstärke des SC Neuenheim. Wir sehen Neuenheim mit +22 Punkten vorne!
SG Pforzheim - SC Frankfurt 1880
Samstag 11. September, 15:00 Uhr
Der Meister ist zurück auf dem heiligen Rugby-Rasen. Nachdem Frankfurt 1880 vorige Woche noch ausgesetzt hatte, entert das Meisterteam von Coach Byron Schmidt in der Goldstadt Pforzheim ins Rennen um den Titel. Doch obwohl Pforzheim noch vor fünf Jahren selbst den Meistertitel holte, ist dies kein Duell auf Augenhöhe.
Auch wenn Coach Byron Schmidt von einem „schweren Auswärtsspiel“ spricht, weiß auch der Südafrikaner, dass sein Team auch nach „einer Ewigkeit“ favorisiert in dieses Duell geht. „Wir werden eine gute Leistung abliefern müssen, um siegreich vom Platz zu gehen“ so Schmidt im Gespräch mit TR.
Die Pforzheimer haben derweil schon vorige Woche in Luxemburg ganz wichtige Punkte gegen den Abstieg gesammelt und können relativ befreit in das Duell mit dem Meister gehen. Man werde mutig dagegenhalten und versuchen mitzuspielen, wie Sprecher Robin Häberle erläutert.
Derweil hat Spielertrainer Fabien Broughton noch viele Baustellen zu beackern. Man wolle an vielen Dingen arbeiten, vor allem auch an den Standards, was gegen Frankfurt 1880 ein Muss ist angesichts der starken Gasse der 80er mit den hochgeschossenen Nationalspielern Rayan und Listmann.
TotalRugby-Prognose: Die Ausgangslage vor diesem Duell am Pforzheimer Rattachweg ist klar: Der SC Frankfurt 1880 startet die Mission Titelverteidigung und für die Gastgeber wäre jeder Punkt gegen die Männer vom Main ein Bonus. Zu eingespielt, strukturiert und sturmstark ist der SC 1880, als dass es hier zu einer Überraschung kommen könnte. Wir sehen 1880 mit +25 Zählern vorne.
RK Heusenstamm - Heidelberger RK
Samstag 11. September, 15:30 Uhr
Der RK Heusenstamm startet verspätet in die neue Saison und hat direkt ein wichtiges richtungsweisendes Spiel vor der Brust. Der Heidelberger RK gastiert am Martinsee und dieses Mal dürfte dieses Spiel richtungsweisend werden. Bei den Füchsen will man sich von der Abstiegszone fern halten in dieser Saison und um dieses Ziel zu erreichen, wäre ein Sieg gegen den Klub extrem wichtig.
Mit dem Testspielsieg über Germania List hatte man bereits letzten Monat wichtige Praxis und Selbstbewusstsein sammeln können. Neu-Trainer Chris Howells hofft, dass er seine neuen Spieler gut in das Gesamtgefüge RKH einbauen kann. Denn der RKH-Kader in diesem September unterscheidet sich massiv von dem, der im Herbst 2019 zuletzt in der Bundesliga spielte.
Qualitativ meint man sich in Heusenstamm verbessert zu haben, konnte man doch zahlreiche erfahrene Spieler von den Lokalkonkurrenten Offenbach und Hausen locken, die in der Breite und Spitze Verstärkungen darstellen. „Wir müssen nach dieser langen Pause auf dem Feld als Einheit funktionieren“, so die simple Marschroute von Howells.
Beim HRK hadert man derweil vor allem mit den letzten 20 Minuten der Derby-Pleite gegen den TSV, kann aber mit Artur Zeiler und Steffen Liebig zwei wichtige Stützen aufstellen, die gegen die Löwen noch fehlten. Coach Alexander Wiedemann erwartet einen „spielstarken“ und „unangenehmen Gegner“ in Heusenstamm.
Dennoch ist die Zielsetzung eindeutig der erste Sieg in dieser Saison. Denn sonst dürfte es eine schwierige Saison für den erfolgsverwöhnten Klub werden, für den der RKH früher nie eine zu hohe Hürde gewesen ist.
TotalRugby-Prognose: Der RK Heusenstamm will in dieser Saison mindestens ins gesicherte Mittelfeld der Tabelle und hat hart daran gearbeitet den Kader dementsprechend zu verstärken. Die Füchse gehen ausgeruht, aber mit deutlich weniger Spielpraxis in dieses Duell - ob das zu einem Nachteil wird, muss man abwarten. Wir erwarten aber leichte Vorteile bei den Füchsen, die einen seltenen Sieg über den Klub holen werden. Der RKH gewinnt mit +4 Punkten.
TSV Handschuhsheim - RG Heidelberg
Samstag 11. September, 17:00 Uhr
Zum Abschluss des Super-Samstags in der Rugby-Bundesliga gibt es noch Mal ein Heidelberger Derby der Extraklasse. Der TSV Handschuhsheim empfängt in den frühen Abendstunden die Orange Hearts von der anderen Neckarseite. Nach dem ersten Derbysieg im Bundesliga-Auftaktspiel gegen den HRK soll nun vor dem Löwen-Anhang auch der zweite Derbysieg eingefahren werden.
Doch dabei will man sich vom relativ klaren Ergebnis beim HRK nicht blenden lassen und will vielmehr daran arbeiten, die eigenen Fehler abzustellen. Denn derer gab es auf dem künstlichen Grün des Ruderklubs genug, trotz des Sieges.
Erfreulicher waren da schon die TSV-Nachwuchskräfte, die gegen den HRK entscheidenden Anteil am Bonuspunktsieg hatten. Allen voran der blitzschnelle Marius de Giacomoni, der neben Routinier und Spielertrainer Jaco Otto den größten Anteil am Erfolg hatte, könnte wieder zum Schlüsselspieler werden. De Giacomoni war aus Karlsruhe nach Heidelberg gewechselt, um sich in den Fokus der Siebener-Nationalmannschaft zu spielen.
Die RGH wiederum hatte im Derby gegen den SCN zu viele Fehler gemacht, um die Neuenheimer ernsthaft in Gefahr zu bringen. Nun drohen zu allem Überfluss auch noch weitere Ausfälle, wie Coach Mustafa Güngör erklärt. Bei einigen Spielern kläre sich erst bei einem Belastungstest am Freitag-Abend, ob es für einen Einsatz reicht.
Dennoch mangele es nicht an der Motivation, im Gegenteil. „Wir sind motiviert aber wissen das es eine starke Leistung unsererseits braucht um mit dem TSV mitzuspielen“, so Güngör im Gespräch mit TR. Dazu kommt, dass einige wichtige Spieler weiter wegen der Wolfpack-Vorbereitung auf die Vancouver 7s fehlen
TotalRugby-Prognose: Die Löwen spielen endlich wieder vor den „besten Fans der Liga“, so zumindest sieht man es beim TSV Handschuhsheim. Trotz vorhergesagter Niederschläge dürfte sich bei angenehmen Temperaturen eine solide Kulisse im Sportpark Nord einfinden. Dass der Löwenanhang am Ende einen Sieg bejubeln darf, ist nicht sonderlich unwahrscheinlich. Die Löwen scheinen eine gute Mischung aus jungen Nachwuchsspielern und ihrem Spieler-Trainer-Duo Otto / Stelling gefunden zu haben. Dazu Routiniers wie Rob May und Marcus Bender. Die RGH muss derweil weiter auf einige ihrer Stars um Wolfpack-Ass Lichtenberg verzichten. Wir sehen den TSV am Ende mit +11 Punkten vorne.
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