Die All Blacks sind das Aushängeschild und werden von einer amerikanischen Investmentgesellschaft mit 2 Milliarden bewertet. Foto (c) Perlich
Nicht alles ist rosig im Rugby-verrücktesten Land der Welt. In der Heimat der All Blacks hat der Verband seit Jahren Finanzprobleme, die sich durch die Pandemie noch verschlimmert haben. Nun bekommt dieser ausgerechnet von einem einstigen Konkurrenten eine massive Finanzspritze. Diese dürfte die NZRU durch die Covid-Krise führen und könnte den Weg für einen weiteren noch größeren Deal ebnen.
Mohed Altrad ist Rugby-Fan und Mäzen gleichermaßen. Seit Jahren sponsort der syrisch-stämmige französische Baulöwe den Verein seiner südfranzösischen Heimatstadt Montpélier. Mit dem Geld des Milliardärs wurden Stars wie der Verbinder Handré Pollard von den Springboks an Land gezogen – bisher allerdings mit mäßigem Erfolg auf nationaler Ebene.
Der Name seines Bauunternehmens prangt ebenso auf dem französischen Nationaltrikot. Les Bleus waren das letzte große internationale Team, das auf die Einnahmen per Trikotwerbung verzichtete – erst durch Altrads Millionen ließ sich Frankreichs Verband davon überzeugen, das blaue Maillot mit dem Schriftzug des Unternehmens mit 60.000 Angestellten zu verunstalten.
Der spendable Rugby-Fans aus Syrien: Mohed Altrad
Französischer Baulöwe investiert in das neuseeländische Rugby
Künftig zahlt Altrad auch dem neuseeländischen Verband 50 Millionen neuseeländische Dollar im Jahr, damit der Name seiner Firma auch auf dem berühmten schwarzen Trikot der All Blacks steht. 300 Millionen Dollar bedeutet das für die Neuseeländer unter dem Strich über die sechsjährige Laufzeit des Dealds. Altrad bekommt im Gegenzug neben der Trikotwerbung gleich vier Spiele der All Blacks in Montpélier in den kommenden Jahren.
Altrad selbst ist in erster Linie Rugby-Fan. Der Wert seines Sponsorings der All Blacks dürfte sich in Grenzen halten. Sein Bauunternehmen ist nicht Mal in Neuseeland aktiv. Altrad selbst verweist auf die 250 Millionen Anhänger des Teams in einem Interview und das Prestige, das seine Firma mit dem Deal gewinne.
Für den neuseeländischen Verband, der sich ironischerweise mit den französischen Klubs wie Altrads Montpélier ein Wettrüsten um die Gehälter der Stars liefert, ist dieser Geldregen ein Segen zum richtigen Zeitpunkt. Auch deshalb, weil die Spielergewerkschaft zuletzt einen Investment-Deal gestoppt hatte, der dem Verband eine 300-Millionen-Geldspritze verschafft hätte.
Spieler und Regionalverbände verhindern 300-Millionen-Deal
Die kalifornische Investment-Gesellschaft Silver Lake, die auch Anteile am Fußballklub Manchester City hält, bewertete die All Blacks mit 2 Milliarden Dollar und wollte 15% der kommerziellen Rechte des Verbands übernehmen. Doch da damit die künftige Einnahmen verpfändet würden, bedurfte es zunächst der Gründung einer Kapitalgesellschaft, die die kommerziellen Rechte hält und dafür der Zustimmung der 17 Regional-Unions.
Jedoch wollten die Spieler einen Minimum-Anteil aus den Einnahmen und einige Regional-Unions stellten sich quer, obwohl das neuseeländische Rugby bereits mehr als die Hälfte seiner Reserven durch die Coronakrise verloren hat. Deshalb ist der Deal vorerst auf Eis. Dabei hatten gerade diese Unions, beispielsweise Tasman, Auckland, oder Otago, zuletzt mit finanziellen Problemen zu kämpfen.
Altrad sponsort bereits den Verband Frankreichs und seinen Heimatklub Montpélier
Otago, das beispielsweise All-Blacks-Neuner Aaron Smith hervorgebracht hat, musste vor wenigen Jahren sogar vom Zentralverband gerettet werden wegen aktuem Geldmangel. Die Zuschauereinnahmen waren rückläufig und selbst die All Blacks hatten Probleme die sündhaft teuren Tickets loszuwerden.
Dazu kommt, dass die Rückkehr des Coronavirus in Neuseeland weitere Einnahmeausfälle verursachen wird. Alle restlichen Länderspiele des Jahres der All Blacks werden nicht in Neuseeland ausgetragen. Doch mit den Altrad-Millionen kauft sich der neuseeländische Verband zunächst Zeit, in der der ganz große Deal mit Silver Lake über die Bühne gebracht werden soll.
Bleibt das neuseeländische Rugby konkurrenzfähig?
Sollte dies funktionieren hätte Neuseelands Rugby-Verband zumindest für ein paar Jahre keine finanziellen Sorgen mehr. Man könnte sich weiterhin darauf konzentrieren, Leistungsträger im Land zu behalten. Anders als Südafrika, hat das Nationalteam seine Spieler immer zur Verfügung, weil die Super-Rugby-Teams Teil des Verbands sind.
Das war bisher ein großer Wettbewerbsvorteil. Ob die Geldspritze jedoch langfristig das Kräftegleichgewicht mit den reichen Klubs aus Japan und Europa ausgleichen wird, bleibt abzuwarten.
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