Einige große Namen werden kommende Saison in ungewohnten Farben auflaufen.

Wohl noch nie wurde eine Saison der Rugby-Bundesliga derart sehnsüchtig erwartet, wie die in 2,5 Wochen startende Spielzeit 2021/2022. Rugby-Deutschland musste sich Pandemie-bedingt lange gedulden, doch nicht nur ist langsam Licht am Ende des Tunnels. Die 16 Erstligaklubs sind auf der Zielgeraden der Vorbereitung. Fans müssen sich hierzulande nach einigen Transfers auf ungewohnte Konstellationen einstellen. (Die Wechselbörse zum letzten Sommer findet ihr hier)

1. Update 26. August: Parkinson-Rückkehr fast perfekt - verliert der TSV seinen Star-Spielmacher?

Die Rückkehr von Spielmacher Raynor Parkinson zum noch immer amtierenden Meister SC Frankfurt 1880 scheint so gut, wie in trockenen Tüchern zu sein. Der Deutsch-Südafrikaner war 2019 nach der Meisterschaft überraschend zum RC Narbonnais gewechselt und hatte im Mai den Aufstieg in die Pro D2 gefeiert.

Parkinson war der Aufstiegsheld und Start-Spielmacher, wird jedoch nun aller Voraussicht nach nicht in Liga zwei für die Orangenen auflaufen und stattdessen in die Bankemetropole Frankfurt zurückkehren. Für die 80er dürfte Parkinson ein wichtiger Baustein sein, wenn es um die Mission Titelverteidigung geht.

2019 im Endspiel um die Meisterschaft war TSV-Handschuhsheim-Zehner Nikolai Klewinghaus der große Gegenspieler von Parkinson. Klewinghaus ist ebenso Deutsch-Südafrikaner, einige Jahre jünger und ebenfalls ein sehr gewiefter Verbinder, der dafür bekannt ist, das Spiel aus allen Lagen antreiben zu können.

Ob Klewinghaus aber kommende Saison wieder das Löwen-Trikot mit der zehn trägt, ist mehr als fraglich. Nikolai Klewinghaus und sein Bruder Alexander möchten künftig für den Nachbarn, Erzrivalen und jeweiligen Ex-Klubs SC Neuenheim auflaufen.

Nikolai Klewinghaus - hier noch im Trikot des TSV Handschuhsheim

Dem Vernehmen nach geht es dabei um ein besseres Angebot inklusive Krankenversicherung, die ihm sein bisheriger Klub nicht bieten wollte. Dieser hat dann aber wohl den Pass einfach verlängern lassen, ohne Einverständnis des Spielers, wie uns aus gut informierter Quelle gesteckt wurde.

Dieser Disput läuft noch und bis sich alle drei Parteien geeinigt haben, könnte es noch dauern. Aber zumindest momentan scheint es so, als würden Nikolai Klewinghaus und sein Bruder bald wieder beim SCN spielen - wie sie es bis 2018 sowieso schon taten.

Der RK 03 Berlin musste mit Falk Duwe eine absolute Identifikationsfigur zu Nord-Konkurrent Hannover 78 ziehen lassen. Doch die sportliche Lücke, die der ehemalige Kapitän der Ostberliner in der dritten Sturmreihe hinterlässt, dürfte sich in Grenzen halten.

Denn Trainer Maxi Bonnano kann in der kommenden Spielzeit wieder auf die Dienste eines „verlorenen Sohns“ der Schwarzgelben zurückgreifen. Dritte-Reihe-Stürmer Felix Buhrisch kehrt vom Berliner RC zu seinem Jugendklub zurück.

Der U20-Nationalspieler war im Alter von 16 Jahren zum Stadtrivalen gewechselt und hatte mit den Zehlendorfern zwei Meistertitel in der Jugend feiern dürfen. Jetzt ist der laufstarke 1,92-Mann wieder zurück beim RK und will in der Bundesliga angreifen.

Ob Buhrisch direkt in die Fußstapfen des 15 Jahre älteren Duwes treten kann, wird abzusehen sein. Jedoch hat der Dritte-Reihe-Stürmer, dessen Lieblingsposition die Acht ist, großes Potenzial.

Auf der Neuner-Position war bei den Berlinern bisher meist ein Gesicht zu sehen: das von Christian Lill. Der mittlerweile 38-jährige RK-Veteran war seit rund anderthalb Jahrzehnten einer der Leistungsträger bei den Schwarzgelben, will sich aber künftig mehr auf Trainer-Aufgaben konzentrieren.

Hier noch in den Farben des RC Leipzig: Reinhardt Engelbrecht

Adäquaten Ersatz für den Neuner mit dem Versuche-Riecher zu finden war für den RK nicht einfach, mit Reinhardt Engelbrecht ist dies aber mehr als nur gelungen. Der 23-jährige Gedrängehalb mit dem äußerst deutschen Namen ist gebürtiger Südafrikaner und entspringt der Rugbyschmiede der Eastern Province Union.

Zuletzt war Engelbrecht beim RC Leipzig und hatte der RK-Defensive bei den letzten Duellen viele Kopfschmerzen bereitet - sowohl mit seinen dynamischen Läufen, als auch mit seiner harten Defensive. Künftig wirbelt der Neuner aber für die Berliner in der Bundesliga.

Mit Mattia Caramella steht zudem eine weitere Alternative auf der Neun zur Verfügung. Der Italiener mit Erfahrung in der zweiten Liga war im Frühjahr nach Berlin gezogen und hatte sich für den RK als neuen Klub entschieden. Er ist sowohl auf der Gedrängehalb-, als auch auf der Verbinder-Position einsetzbar.

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Wohl kein Spieler wird dermaßen mit dem RK 03 Berlin in Verbindung gebracht, wie Falk Duwe. Der Blondschopf war seit 2008 für die Herren der Ostberliner Rugger in der Rugby-Bundesliga aufgelaufen und zuletzt jahrelang Kapitän der Gelbschwarzen. Doch die Zuschauer an der fast immer gutbesuchten Berliner Buschallee müssen sich kommende Saison auf ein ungewohntes Bild einstellen.

Ihr Falk wird im Blau von Hannover 78 antreten und zwar gegen den Klub, dessen Talisman er in mehr als einem Jahrzehnt geworden war. Der Grund für den Wechsel seien sportliche Ambitionen, so ist aus Vereinskreisen zu hören - Duwe wird zu seinem neuen Klub pendeln, was angesichts von knapp 300 km Distanz zwischen der Buschallee und dem schnellen Graben kein Zuckerschlecken für den bald 34-jährigen sein wird.

Beim Nord-Primus aus Niedersachsen erhöhen sich Duwes Chancen auf einen Playoff-Einzug im kommenden Frühjahr, nachdem die 78er zuletzt das Maß aller Dinge im Norden waren. Jedoch trennen beide Teams sportlich nicht unbedingt Welten - beim letzten richtigen Ligaduell im Oktober 2019 setzte sich 78 daheim mit 20:8 gegen eine damals bereits im Umbruch befindliche RK-Mannschaft durch.

Ähnlich überraschend kam der Wechsel von Timo Vollenkemper zum SC Neuenheim. Der Wiedenbrücker Nationalspieler war im Sommer 2019 vom Heidelberger RK zurück in die ostwestfälische Heimat gewechselt und hatte Aufgaben bei seinem Heimatklub Wiedenbrücker TV, sowie beim Rugby-Verband NRW übernommen. Doch nun ist der 30-jährige Zweite-Reihe-Stürmer, der in den Farben des HRK mehrere Meistertitel feierte zurück in Heidelberg und spielt wieder in Blau.

Doch dieses Mal ist es auf der anderen Neckarseite und in Königsblau, denn künftig wird er in den Farben des SC Neuenheim auflaufen und den Sturm des SCN verstärken. Für die Neuenheimer dürfte das erfahrene Sturm-Ass in einer jungen Mannschaft viel Ruhe in hektischen Situationen, sowie wichtiges Know-How bei den Standards bringen.

An Vollenkempers Seite wird ein ihm sehr Vertrauter Stürmer sein. Samy Füchsel verabschiedet sich vom noch immer amtierenden Meister 1880 Frankfurt und wechselt ebenso zum SC Neuenheim. Was für das Gedränge des Meisters eine riesige Schwächung ist, muss man mindest in ebensogroßem Maße als Stärkung für die Neuenheimer sehen.

Denn seit Jahren hatte man beim SC Neuenheim bei den Standards gerade im Vergleich mit Nachbar und Erzrivale TSV Handschuhsheim immer wieder das Nachsehen. Mit Vollenkemper und Füchsel in den eigenen Reihen, besonders wenn diese auf dem Feld so gut harmonieren, wie in ihrem gemeinsamen Podcast, dürfte der SCN künftig im Sturm eine andere Hausnummer sein. Außerdem unterstreichen diese beiden Transfers die Ambitionen der Königsblauen, die vor nicht allzu langer Zeit „nur“ zweitklassig waren.

Der SC Frankfurt 1880 wiederum ist selbst an der Verpflichtung eines verlorenen Sohnes interessiert. Adler-Verbinder Raynor Parkinson steht kurz vor einer Rückkehr in die zweite Heimat Deutschland. Noch im Mai feierte der Scharfschütze vom Kicking Tee den Aufstieg in die Pro D2, als er für seinen RC Narbonne die entscheidenden Punkte erzielte.

Doch bereits damals ließ der gebürtige Südafrikaner durchblicken, dass er an einer Rückkehr nach Deutschland interessiert sei. Neben Frankfurt 1880 soll wohl auch der TSV Handschuhsheim an einer Verpflichtung von Ray interessiert sein und das obwohl man mit Nikolai Klewinghaus ein echtes Ass auf der Zehn hat.

Jedoch teilte sich Parkinson schon bei Frankfurt 1880 die Spielmacherpflichten mit Lukas Deichmann in einer gut funktionierenden Doppel-Zehn. So ein Modell wäre auch bei den Löwen denkbar. Dort würde er mit Jaco Otto, der weiterhin zusammen mit Max Stellling das Trainerduo bildet, auf einen alten Bekannten treffen.

Ein weiterer verlorener Sohn ist Tobias Apelt, der aus dem Nachwuchs des RK Heusenstamms entspringt und 2008 erstmals für die Füchse auflief. Der mittlerweile 31-jährige Spielmacher war aber in den letzten Jahren für die Lokalkonkurrenz in Hausen und Offenbach aktiv. Sein Wechsel 2018 kam für die Füchse völlig überraschend und 2019 schwärmte Apelt noch von den Qualitäten seines neuen Klubs Offenbach.

Der verlorene Sohn und RKH-Strippenzieher ist zurück: Tobi Apelt ist wieder ein Fuchs

Doch all dies ist Geschichte, nunmehr ist Tobias Apelt aus Offenbach zurück bei den Füchsen und wie als sei nichts gewesen, fügte sich Apelt in den Kader des RKH ein. Im Testspiel gegen Germania List zog er bereits in alter Manier die Fäden und führte die Füchse zu einem Testspielsieg gegen den Nord-Konkurrenten.

Doch Apelt ist nicht der einzige Neuzugang aus der Region. Ebenso wie Apelt gingen die Piano-Brüder Alex und Peppe den Weg von Hausen über Offenbach zum RK Heusenstamm. Die beiden Italo-Deutschen sind mit ihrer physischen Präsenz auf dem Feld wichtige Ergänzungen für den Bundesliga-Kader der Füchse.

Transfers 1. Bundesliga Süd/West {2020 in Klammern}

Transfers 1. Bundesliga Nord/Ost

{2020 in Klammern}

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