Nur noch knapp ein Monat bis zum Start der Rugby-Bundesliga - neben den Regeländerungen müssen sich Spieler und Trainer auf weitere Novellen einstellen. Foto (c) Seufert-Chang
Für viele aktive Rugbyspielerinnen und Rugbyspieler wird sich der reguläre Ligabetrieb, der in gut drei Wochen starten wird, nach langer langer Corona-Pause sowieso schon ungewohnt anfühlen. Doch neben erstmaliger regelmäßiger Liga-Spielpraxis seit Herbst 2019 müssen sich die Aktiven hierzulande noch auf einige weitere Neuerungen auf dem Feld einstellen, die es vor Corona so nicht gab.
Bereits vor einigen Wochen berichteten wir hier von den neuen experimentellen Regeln, die World Rugby aktuell weltweit testet und die dementsprechend auch hierzulande Anwendung finden. Der Goallinie-Dropout (ersetzt weitestgehend den 22 Dropout), der 50-22 Kick, sowie die neuen Interpretationen am Kontaktpunkt sollen das Spiel schneller und sicherer machen (TR berichtete).
Neben den globalen Experimentalregeln muss man sich in Rugby-Deutschland an weitere Änderungen gewöhnen, die in den Bundesligen implementiert werden. Auf Beschluss des RBA-Ausschuss wird die Kadergröße in Deutschland in der kommenden Saison dem internationalen Standard angepasst und von 22 auf 23 erhöht. Ein Spieler wird damit künftig mehr auf der Bank zu finden sein - der Beschluss steht, die konkrete Umsetzung mit dem SDRV wird in den kommenden Tagen erfolgen, wie uns RBA-Chef Molzahn erklärt.
Für Trainer ergeben sich so natürlich mehr taktische Optionen, auch wenn weiterhin eine gesamte erste Sturmreihe als Ersatz auf der Bank sitzen muss. Doch darum ging es den Regelmachern in erster Linie nicht, sondern darum, mehr Spielern in diesem Herbst Spielpraxis zu verschaffen, nachdem hunderte junge Spieler seit dem Beginn der Winterpause 2019/2020 bisher vergeblich auf ihre Einsatzchance bei den Senioren hoffen.
Ähnlich liegt die Motivation bei der nächsten Änderung, die fliegende Wechsel erlaubt. Statt starr die sieben bzw. mittlerweile acht Spieler einwechseln zu können, wird es künftig insgesamt 12 Wechsel geben. Ähnlich wie bei den Interchanges im Rugby League können Spieler aus- und später wieder eingewechselt werden.
Im letzten Herbst musste der Spielbetrieb vorzeitig abgebrochen worden - dieses Mal hofft Rugby-Deutschland auf eine normale Hinrunde
Dies soll verhindern, dass unerfahrenere Spieler lediglich kurz vor Ende wenige Minuten Spielzeit erhalten, wenn der Ausgang einer Partie bereits mehr oder weniger feststeht - Trainer sollen so zu mehr Risiko beim Wechsel verleitet werden. Weiterhin ist man sich bei den Liga-Organisatoren nicht sicher, inwiefern der Spielbetrieb den ganzen Herbst über aufrechtzuerhalten zu sein wird. Nur zu gut erinnert man sich an den Abbruch der lokalen Cup-Wettbewerbe im letzten Herbst.
Die Pandemie ist leider bekanntermaßen noch nicht zu Ende, auch wenn wir in Deutschland in der beneidenswerten Situation sind seit knapp zwei Monaten ein Überangebot an Impfstoff zu haben. Denn bei allem Fortschritt bei den Impfzahlen und dem Überangebot an Impfstoff sind weiterhin erst 55,1 % der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft.
Das gibt dem Virus noch immer mehr als genug potenzielle Wirte, während die Delta-Variante Impf-Durchbrüche, die weiterhin selten sind, doch häufiger erscheinen lässt (Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit einer symptomatischen Infektion mit Delta nach einer Impfung um das achtfache geringer ist - die Wahrscheinlichkeit einer Corona-bedingten Einweisung ins Krankenhaus ist nach der Impfung nahe Null).
So werden Tests, Quarantäne und leider deswegen auch Spielverschiebungen wohl nur kaum zu vermeiden sein. Auch den finanziell und organisatorisch besser aufgestellten Fußball trifft es weiterhin - so muss Pokalsieger Borussia Dortmund aktuell auf Julian Brandt und Thomas Meunier verzichten. Das Duo hat sich im Trainingslager mit Corona infiziert - beide waren dem Vernehmen nach die einzigen umgeimpften Spieler im gesamten Team.
Die Schlüsse, die Team-Manager und Trainer daraus ziehen sollten, sind ebenso klar. Indem man die eigenen Spieler dazu motiviert, sich impfen zu lassen, verringert man auch die Wahrscheinlichkeit eines Corona-Ausbruchs innerhalb des Teams.
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