Registrieren
Bilanz nach der Lions-Pleite: Verpasste Chancen, effiziente Springboks
Drucken
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 9. August 2021

Image
Déjà Vu: 2009 wie 2021 entschied Morne Steyn die Serie mit seinem Kick.

Am Ende gingen die Springboks siegreich vom Feld. Mit 2:1 gewinnt der Weltmeister gegen das nur alle vier Jahr zusammenkommende Auswahlteam British and Irish Lions, womit Coach Warren Gatland erstmals eine Serie verliert. Kleinigkeiten machten am Ende den Unterschied, sowie ein 37-jähriger mit Nerven aus Stahl. Sportlich wird diese Tour irgendwann in Vergessenheit geraten, aber die Umstände machten sie zu einem besonderen Erlebnis.

 

 

Morne Steyn setzte sich im Jahr 2009 in Südafrika selbst ein Denkmal, als er mit einem 55-Meter-Kick das Schicksal der Lions besiegelte. Der Weltmeister gewann gegen die europäische Super-Mannschaft und das ganze Land befand sich in einem Rausch - Wirtschaftsaufschwung, die FIFA-WM im Jahr darauf und der Sieg über die Lions.

Zwölf Jahre später ist Morne Steyn 37, von Euphorie ist im Land angesichts der Pandemie und grassierender Unruhen nicht viel zu spüren. Doch der Weltmeister hat die Touristen vom alten Kontinent erneut schlagen können. Wie, wird in den nächsten Jahren niemand fragen.

Denn allen war vorher klar, dass diese Boks trotz ihrer hochtalentierten Mannschaft ohne großartige Vorbereitung einfaches schnörkelloses Rugby spielen würden, ohne spielerisch tief in die Trickkiste zu greifen. Die Konstante war dabei Morne Steyn, der auch im gehobenen Rugby-Alter eine Bank vom Tee bleibt.

Steyn war nur 15 Minuten auf dem Feld, aber mit seinem Kick in der 78. Minute war er es erneut, der den Unterschied machte. Ihm gegenüber stand Finn Russel, der bereits in Minute zehn den am Schienbein verletzten Dan Biggar ersetzte. So wie der schottische Zehner mit der Neigung zur Extravaganz spielte, musste man sich fragen, warum Russel nicht schon früher in der Serie eine Chance bekommen hatte.

Einen frühen Straftritt durch den Start-Verbinder der Boks Handre Pollard konnten die Lions erst per Russel-Straftritt und dann durch einen Versuch per Paket drehen. Dabei war es immer wieder Russel der versuchte das Tempo zu erhöhen, während Südafrika sichtlich bemüht schien, dass Spiel so langsam wie möglich zu machen.

Noch vor der Pause konnte Pollard per Straftritt nach Gedränge auf 6-10 aus Südafrika-Sicht verkürzen. Erstmals in Front ging der Weltmeister erst nach einer guten Stunde. Es war eher ein Zufallsprodukt, aber dennoch schön per Konter herausgespielt: Nach einem Price-Boxkick herrschte Verwirrung, der Ball landete bei Lukanyo Am, der Schluss le Roux per Offload bediente.

 

Siegreiche Boks nach 80 Minuten hart umkämpften Rugby

 

Dieser setzte zum Sprint an und bediente Kolbe, der eigentlich keinen Raum mehr auf seiner Seite hatte, aber zwei Tackle-Versuche der Lions auswich und in der Ecke ablegte. Plötzlich hieß es Vorteil Südafrika - was folgte war eine enge Schlussphase, in der Platz Mangelware war und nur noch in Dreier-Schritte gepunktet wurde.

Das war genau das Spiel des Veteranen Steyn, der nach fünfjähriger Abwesenheit in der Schlussphase einen kühlen Kopf bewahrte und mit den beiden letzten Straftritten auf 19:16 stellte. Courtney Lawes hatte sich nach dem Tackle nicht rechtzeitig wegbewegt und wurde dafür vom französischen Unparteiischen Reynal bestraft.

Ohne lange darüber nachzudenken hatte Ersatz-Neuner Herschel Jantjies den Ball schnell angekratzt, sich isoliert und so die Chance auf den Sieg-Straftritt eigentlich vergeben - jedoch war Schiri Reynal gnädig und pfiff die Springboks zurück und ließ sie zum Sieg kicken.

So konnte Kapitän Kolisi im erst vierten Spiel nach dem WM-Finale im November 2019 erneut eine Trophäe in die Luft recken. Sicherlich haben die Boks nicht das aufregendste Rugby gespielt, aber dafür waren sie sowieso nie bekannt und zudem hatten sie eine minimale Vorbereitungszeit.

In Erinnerung werden aber leider auch die vielen Unsportlichkeiten und die brutale Schirischelte von Südafrika-Sportdirektor Erasmus bleiben. Wenn diese Form der Beeinflussung der Unparteiischen Usus wird, hat Rugby künftig ein großes Problem. Die Lions werden erst wieder in vier Jahren als Team zusammenkommen - dann in Australien und dann hoffentlich wieder mit zehntausenden Fans im Rücken.

Südafrika spielt dagegen schon kommende Woche in Port Elizabeth im Auftaktspiel der Rugby Championship daheim gegen Argentinien. Hier werden die Boks unter Beweis stellen können, dass sie noch immer das beste Team der Welt sind, spätestens in den beiden abschließenden Matches des Turniers gegen Neuseeland.

Artikel empfehlen
Kommentare (0)add comment

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Montag, 9. August 2021 )
 
< vorheriger Artikel   nächster Artikel >

honeypot@totalrugby.de
Advertisement