Vor dem zweiten Lions-Test: Können die Touristen die Serie vorzeitig entscheiden?
Geschrieben von TotalRugby Team
Donnerstag, 29. Juli 2021
Das Coaching-Team um Jacques Nienaber und Rassie Erasmus kritisierte die Unparteiischen so heftig wie nie zuvor.
Die British and Irish Lions haben am Samstag-Abend die historische Chance erstmals wieder seit 1997 eine Tour auf südafrikanischem Boden zu gewinnen und genau wie damals vorzeitig für eine Entscheidung zu sorgen. Der hart erkämpfte Sieg vom letzten Samstag hat den Lions Selbstbewusstsein verliehen. Die Gastgeber haben sich derweil auf die Unparteiischen eingeschossen und dabei ein ganz neues Niveau erreicht.
2009 war das zweite Länderspiel der Lions-Tour in Südafrika das dramatischste. Wohl zu gut können sich die meisten Lions-Fans noch an Ronan O’Garas hergegebenen Straftritt in der letzten Spielsequenz erinnern. Die Lions hatten das erste Länderspiel mit fünf Zählern knapp verloren und führten lange. Ein später Versuch von Jacques Fourie sowie ein 50-Meter-Kick von Morne Steyn nach Fehler von O’Gara beendeten die Serie vorzeitig.
Wie 1997 konnten die Lions vorlegen in Länderspiel Nummer eins
Das dritte Spiel war ein „Dead Rubber“, also ein Spiel, bei dem es um nichts mehr geht. Zwölf Jahre später haben nun die Lions ihrerseits die Chance den Spieß umzudrehen und die Serie vorzeitig zu entscheiden. Ein Sieg am Samstag (18 Uhr Ankick) würde bereits die Entscheidung bedeuten.
Südafrika steht mit dem Rücken zur Wand, zumal die Boks sich im ersten Spiel nicht nur taktisch limitiert zeigten, sondern auch wenig fit im zweiten Durchgang des ersten Länderspiels, das die Lions mit 22:17 für sich entscheiden konnten. 19 Punkte erzielten die Lions letzten Samstag nach der Pause - die Boks lediglich fünf und zwar durch einen Versuch, der eigentlich hätte keiner sein dürfen.
Dennoch war sich Sportdirektor und Ex-Coach Rassie Erasmus nicht zu schade in den sozialen Medien die Schiri-Schelte auf ein neues Level zu heben. Der Weltmeister-Coach, der noch immer entscheidend bei der Aufstellung und Taktik mitredet kreierte eigens einen Twitter-Account, um Videos von vermeintlichen Fehlentscheidungen zu publizieren und antwortete diesem Account dann mit seinem offiziellen Profil.
Heute schließlich lud er ein einstündiges Video hoch, in dem er die vermeintlichen Fehlentscheidung systematisch auseinandernahm, untermalt mit Video-Clips. Tatsächlich hatten auch die Lions, allen voran Coach Gatland, zuvor öffentlich Druck aufgebaut. Doch dies ist wohl ein einmaliger Vorgang im internationalen Rugby und wenig verständlich.
Eine Stunde Schiri-Schelte von Weltmeister-Coach Erasmus: Eine neue Qualität
Aufstellungen: Beide Coaches rotieren
Springboks
B&I Lions
1
Kitshoff
M. Vunipola
2
Mbonambi
Cowan-Dickie
3
Malherbe
Furlong
4
Etzebeth
Itoje
5
Mostert
Wyn Jones (c)
6
Kolisi (c)
Lawes
7
Du Toit
Curry
8
Wiese
Conan
9
De Klerk
Murray
10
Pollard
Biggar
11
Mapimpi
v.d. Merwe
12
De Allende
Henshaw
13
Am
Harris
14
Kolbe
Watson
15
Le Roux
Hogg
16
Marx
Owens
17
Nyakane
Sutherland
18
Koch
Sinckler
19
De Jager
Beirne
20
Elstadt
Faletau
21
K. Smith
Price
22
H. Jantjies
Farrell
23
Willemse
Williams
In Sachen Aufstellung muss das Bok-Team einige Änderungen vornehmen. Der in der ersten Halbzeit des ersten Tests gute Ox Nche muss passen und wird von Kitshoff ersetzt. Dieser und Tighthead Malherbe hatten gegen die Lions nach der Pause nicht unbedingt gut ausgesehen. Jasper Wiese ersetzt auf der Acht den blassen Kwagga Smith.
Die Hintermannschaft bleibt unverändert - ob jedoch wieder die gleiche taktische Herangehensweise vom Coaching-Team der Boks gewählt wird, bleibt die Frage. Im ersten Länderspiel hatten die Boks fast ausnahmslos alles weggekickt und ihren beiden Außen Kolbe und Mapimpi, die zu den besten ihres Fachs zählen, keine Bälle gefüttert.
Sollten die Boks auch aufgrund der mangelnden Vorbereitung erneut auf die Taktik alles wegkicken und mit der Defensive Druck machen setzen, dürfte es erneut kein Rugby-Leckerbissen werden. Aber danach fragt spätestens nächste Woche niemand mehr, wenn es zum entscheidenden dritten Spiel kommen sollte. Das wird das einzige Ziel der Boks sein an diesem Samstag-Abend in Kapstadt.
Bei den Lions rückt Mako Vunipola auf die Loosehead-Prop-Position, nachdem er letzte Woche von der Bank kommend eine gute Figur gemacht hatte. Tom Curry behält überraschend trotz durchwachsener Leistung sein Siebener-Trikot - auch sonst ist der Sturm unverändert: Alun Wyn Jones feiert als Kapitän seinen 159. Einsatz in einem Länderspiel, nachdem er letzte Woche der Top-Tackler des Teams war - die Schulterprobleme scheinen sich definitiv erledigt zu haben.
In der Hintermannschaft wechseln Conor Murray und Ali Price die Plätze - der Ire startet dieses Mal und Schottlands Neuner Price soll Dynamik von der Bank bringen. Elliot Daly muss auf die Bank weichen und wird vom Schotten Chris Harris ersetzt. Dan Biggar hat sich rechtzeitig fit gemeldet, nachdem er einen Schlag gegen den Kopf erhalten hatte.