Zu gut für die Konkurrenz: Die RGH wird wieder Meister. Foto (c) Kessler
Es sei ein Privileg gewesen, endlich wieder Mal einen Rugby-Ball in der Hand zu halten. Das betonte Meistertrainer Güngör nach dem Turnier im Heidelberger Rugby-Wohnzimmer. Zuvor hatten seine Jungs zwei Tage lang makelloses Siebener-Rugby gespielt und sich die historische sechste Siebener-Meisterschaft in Folge gesichert. Die RGH bleibt weiter das beste Siebener-Team im Lande, auch wenn die Konkurrenz aufrüstet.
Die Orange Hearts haben nicht erst seit gestern den Ruf die Siebener-Experten im deutschen Rugby zu sein. Obwohl mittlerweile einige Wolfpack-Asse anderswo im Einsatz sind (Bastian v.d. Bosch bei Hannover 78, Robert Haase bei Offenbach) bleibt die Rudergesellschaft auch im Jahr 2021 das Maß aller Dinge im deutschen Siebener-Rugby.
Kurz bevor in der Nacht zum Montag in Tokio das Rennen im Olympiagold begann, wurde im Rugby-Wohnzimmer zwei Tage lang der erste nationale Titel seit Corona ausgetragen. Bei speziell am Sonntag großartigen Bedingungen für ein Siebener-Turnier kamen viele Zuschauer in das weite Rund des Rugby-Wohnzimmers und feuerten mehrheitlich ihre RGH an.
Auf dem Weg zum Titel waren die Zweitligisten Offenbach (26:0) und StuSta München (59:0) mehr oder weniger Sparringspartner. Erst die Lokalrivalen vom SC Neuenheim forderten dem späteren Meister erstmals alles ab - 21-12 hieß es nach 14 intensiven Siebener-Minuten für Orange. Durch den Modus mit vier Gruppenspielen folgte das letzte erst am Sonntag-Morgen, aber auch Hannover 78 mit Ex-Teamkollege v.d. Bosch war für die Orangenen keine zu große Hürde (21:7).
Die Spiele von Tag zwei (Zum Finale auf 5:54:00 vorspulen)
Die überraschend starken Frankfurter, am Ende Dritter in der Endabrechnung, leisteten erbitterten Widerstand im Halbfinale. Doch über die volle Distanz setzen sich die äußerst fitten RGH-Cracks durch, trotz zweier Gegenversuche durch die Gäste aus der der Bankenmetropole (26:14).
Im Endspiel trafen wie erwartet die RG Heidelberg wie schon 2019 auf Germania List aufeinander. Die Hannoveraner waren in den letzten Jahren in der schnellen olympischen Variante immer ambitionierter geworden und lieferten der RGH einen großen Kampf. Beide Teams agierten siebener-typisch mit schnellen Verlagerungen und viel Spiewitz.
Dabei mussten die Orange Hearts im Endspiel erstmals einem Rückstand hinterherlaufen, wenn auch nur für einige wenige Minuten. Am Ende setzte sich die Klasse der Orangenen mit knapp einem halben Dutzend Spielern aus dem Wolfpack-Umfeld durch. 24-10 hieß es am Ende unter dem großen Jubel der Fans im Rugby-Wohnzimmer.
RGH-Coach Güngör überglücklich
Der Trainer der Orange Hearts Mustafa Güngör, selbst ehemaliger Wolfpack-Kapitän, zeigte sich zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Am Ende sind wir verdient Meister geworden - dennoch großen Respekt an Germania, die uns im Finale einen großen Kampf geliefert haben.“ Er sei stolz auf das, was seine Jungs abgeliefert hätten.
Zugleich betonte er, dass es allein ein Privileg gewesen sei, „nach 1,5 tristen Jahren endlich wieder Mal einen Rugbyball in der Hand zu haben“. Damit traf er wohl den Nerv aller zehn teilnehmenden Teams. Die Siebener-Meisterschaft blieb in diesem Jahr damit zwar ein wenig kleiner als zuletzt, jedoch war das Event ein erster wichtiger Schritt zu mehr Normalität im deutschen Rugby.
Sportlich gesehen ist die Dominanz der Orange Hearts in der olympischen Variante nicht mehr ganz so drastisch, wie in den letzten Jahren. Gerade auch Frankfurt 1880 konnte zeigen, dass man der RGH auch mit viel Physis und Aggressivität beikommen kann - obwohl am Ende ein klarer RGH-Sieg auf der Anzeigetafel stand. Germania List hat sich indes zum zweiten Siebener-Leuchtturm des Landes entwickelt und das am Wochenende unter Beweis gestellt - obwohl mit Niklas Koch ein wichtiger Akteur fehlte.
|