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Vor dem ersten Test: Die Lions fordern den Weltmeister
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 22. Juli 2021

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Führt die Lions 4 Wochen nach seiner Schulterverletzung als Kapitän aufs Feld: Alun Wyn Jones.

Es ist soweit, das Warten hat endlich ein Ende. Samstag Abend steht das erste von drei Länderspielen der British and Irish Lions gegen den Weltmeister an. Ein größeres Rugbyspiel gibt es abseits des World Cups nicht, weswegen die ganze Rugby-Welt nach Kapstadt blicken wird. Die Lions wollen die Schmach von 2009 wiedergutmachen und mit einem Sieg in die Dreier-Serie starten.

Die Ausgangslage

Seit Wochen und Monaten ist es das Thema im Rugby sowohl in Großbritannien und Irland, als auch in Südafrika: Die Tour der British and Irish Lions. Nach Wochen des Vorgeplänkels und mittlerweile sechs Warmup-Games für das Super-Team aus Europa wird es am Samstag erst. Im Cape Town Stadium wird um 18 Uhr deutscher Zeit das erste von drei Länderspielen der Serie angepfiffen.

Die Umstände dieser Tour sind während der globalen Pandemie alles andere als gewöhnlich, weswegen erstmals in der stolzen 133-jährigen Geschichte der Lions unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt wird. Das nimmt dieser Tour aber keineswegs die Dramatik, auch wenn üblicherweise zehntausende Fans von den Inseln reisen und die Stadien der Südhalbkugel in ein Meer aus Rot verwandeln.

Lions wollen die Schmach von 2009 vergessen machen

Immerhin wollen die Lions die Schmach von 2009 wiedergutmachen, als die Lions die ersten beiden Tests verloren hatten und die Serie vorzeitig entschieden war. Heute wie damals geht es gegen den Weltmeister und schon 2009 waren die Boks als äußerst physisches Team bekannt, welches damals oft über die Grenzen des Legalen hinausging - man denke nur an den Augengrapscher von Schalk Burger, der Luge Fitzgerald den Finger in die Augenhöhle rammte, im Spiel mit Gelb davon kam, aber im Anschluss für acht Wochen gesperrt wurde

Die wohl beste Nachricht ist, dass überhaupt gespielt wird. In Südafrika ist die Impfrate noch sehr gering und das Land ist gerade fest im Griff einer dritten COVID-Welle, die vor allem die Metropolregion Gauteng um Johannesburg betrifft. Nachdem sich die Fälle im Boks-Lager häuften wird nun die gesamte Serie in Kapstadt ausgetragen, wo die Inzidenz aktuell weitaus niedriger ist.

Das Spiel der südafrikanischen A-Auswahl gegen die Lions war ein vorzeitiges Warmlaufen

Für die Boks ist die aktuelle Lage aber vielleicht auch eine Motivation. 2019 beim WM-Gewinn hatte Kapitän Siya Kolisi davon gesprochen, wie man im Team für die Menschen im eigenen Land spiele. Diese Mentalität könnte nun noch mehr zum Tragen kommen - zuletzt hatten Unruhen das Land erschüttert, die Konsequenz der Festnahme des korrupten Ex-Präsidenten Jacob Zuma waren.

Wundertüte Springboks

Sportlich gesehen ist diese Tour eine Wundertüte. Während die Lions eine normale Vorbereitung hatten, spielten die Südafrikaner auf dem Papier lediglich ein vollwertiges Warmup-Spiel gegen Georgien, das nach Anlaufschwierigkeiten souverän gewonnen werden konnte. Freilich folgte das Spiel der A-Auswahl gegen die Lions, in der eine Reihe von Topspielern zum Zug kamen. Doch die nötige Matchhärte könnte den Boks fehlen.

Die Lions wiederum spielten bisher fast nur gegen die stark geschwächten Provinz-Teams Südafrikas. Diesen fehlten zusammengerechnet 50 Spieler, die das südafrikanische Trainerteam in einer (mehr oder weniger) Covid-sicheren Blase zurückhielt. So wurden auch die Lions nicht wirklich getestet. Trotzdem dürften diese mehr im Rhythmus sein, als die Boks.

Die Kader

Springboks B&I Lions
1 Nche W. Jones
2 Mbonambi Cowan-Dickie
3 Nyakane Furlong
4 Etzebeth Itoje
5 Mostert Wyn Jones (c)
6 Kolisi (c) Lawes
7 Du Toit Curry
8 Smith Conan
9 De Klerk Price
10 Pollard Biggar
11 Mapimpi v.d. Merwe
12 De Allende Henshaw
13 Am Daly
14 Kolbe Watson
15 Le Roux Hogg
16 Marx Owens
17 Kitshoff Sutherland
18 Malherbe Sinckler
19 De Jager Beirne
20 Elstadt Watson
21 H. Jantjies Murray
22 E. Jantjies Farrell
23 Willemse Williams

Die Aufstellung der Springboks hält einige Überraschungen parat. Den nicht rechtzeitig genesenen Achter Duane Vermeulen ersetzt Kwagga Smith. Der 28-jährige Ex-Blitzbok hat erst sieben Südafrika-Spiele im 15er-Rugby auf dem Buckel und ist mit 1,80 m und 95 kg kein typischer Bok-Achter. Doch mit seiner unglaublichen Dynamik und Schnelligkeit interpretiert er die Position am Ende des Gedränges auf seine Art.

Ebenso ist die Nominierung der beiden Props Ox Nche und Trevor Nyakane ein wenig überraschend. Jedoch macht das Trainer-Duo Nienaber Erasmus sonst keine Experimente: Kapitän Kolisi hat sich rechtzeitig von seiner COVID-Infektion erholt. De Klerk und Pollard starten auf Neun und Zehn und die beiden großartigen Finisher Kolbe und Mapimpi, die schon im WM-Finale punkteten, starten ebenso.

Bei den Lions spielt Dan Biggar wenig überraschend auf der Zehn. Seine Qualitäten beim Kicken aus dem Spiel und vom Tee, sowie seine starke Defensiv-Leistung sprechen für ihn. Jack Conan startet überraschend vor Faletau. Kapitän ist Alun Wyn Jones, der sich in Windeseile von seiner ausgekugelten Schulter im ersten Testspiel erholt hat. Der dynamische Ali Price wird dem Strategen Conor Murray auf der Neun vorgezogen.

Taktik: Wie will Gatland den Weltmeister brechen?

Südafrikas Taktik dürfte sich seit der WM nicht großartig weiterentwickelt haben, mangels Spielzeit. Der überragende Bok-Sturm arbeitet sich über 80 Minuten am Gegner ab. Pollard und de Klerk kicken taktisch hervorragend und wenn sich Räume auftun, ist mit Lukanyo Am, Cheslin Kolbe und Mapimpi genug flinkes Personal vorhanden, um diese gnadenlos auszunutzen.

Wie Warren Gatland dagegen vorgehen will, werden wir spätestens am Samstag-Abend erfahren. Mit Ali Price hat er sich für den weitaus dynamischeren Neuner entschieden, was für viele schnelle Phasen sprechen dürfte. Stuart Hogg ist ein hervorragender Konterspieler, der von den Springboks mit vielen Bällen gefüttert werden dürfte. Im Sturm soll der gelernte Zweite-Reihe-Stürmer Courtney Lawes dafür sorgen, dass die Boks ihre physische Stärke nicht zur Übermacht werden lassen.

Leider ist das Spiel aus Deutschland nicht legal zu empfangen. Deshalb: Sucht den Irish Pub eures Vertrauens aus, denn beim britischen Sender Sky ist das Spiel zu sehen.

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