Derby in der Hauptstadt: In absoluten Zahlen gerechnet ist die Hauptstadtregion Berlin das Rugbyzentrum der Bundesrepublik. Foto (c) Grzanna
Wo liegen die Rugby-Hochburgen der Republik? Wie groß ist der Vorsprung der Rugby-Hauptstadt Heidelberg 2021 und wie entwickelt sich der ovale Ballsport in den verschiedenen Zentren unseres Sports. Unsere Auswertung der DRV-Mitgliedererhebung mit Stichtag 1.1. gibt Aufschluss darüber und mehr.
Heidelberg (Bevölkerung 158.741)
Die Rugby-Hauptstadt muss Federn lassen, massiv sogar. Der dramatische Einbruch der Mitgliederzahlen bei den Großklubs SC Neuenheim, aber vor allem beim TSV Handschuhsheim und der RG Heidelberg kann durch das Wachstum beim HRK und HTV nicht aufgefangen werden. Heidelberg hat auf die Einwohnerzahl gerechnet noch immer die meisten Rugbyspielerinnen und Spieler im Land. Die Entwicklung in der Neckarstadt in den letzten 12 Monaten ist aber besorgniserregend, zumindest bei den Traditionsklubs RGH, TSV und mit Abstrichen beim SC Neuenheim.
Verein |
Mitglieder (2020) |
Entwicklung |
SC Neuenheim |
474 (571) |
-97 |
Heidelberger RK |
298 (291) |
+7 |
TSV Handschuhsheim |
259 (416) |
-157 |
RG Heidelberg |
210 (371) |
-161 |
Heidelberger TV |
209 (201) |
+8 |
Heidelberg College |
35 (35) |
+-0 |
TB Rohrbach |
22 (18) |
+4 |
Gesamt: 1507 (2020: 1.903 = -396) Entwicklung: -20,8% Entspricht 951 Rugbyspielern / 100.000 Einwohner (2020 = 1.186)
Der HTV entwickelte sich in den letzten Monaten solide und konnte entgegen dem Trend Mitglieder gewinnen
Hannover (Bevölkerung 533.912)
Wenn die Entwicklung in Heidelberg besorgniserregend ist, kann man sie in Hannover nur als dramatisch bezeichnen. Aber auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt gibt es keinen klaren Trend über alle Vereine hinweg, sondern drei massive Verlierer und eine vergleichsweise normale Entwicklung bei den anderen Vereinen. Hannovers bisher größter Klub, der SC Germania List, hat mehr als die Hälfte seiner Mitglieder verloren und das in nur zwölf Monaten. Natürlich wird der Sondereffekt Corona und ganz besonders die Sonderumlage zur Finanzierung des DRV eine Rolle gespielt haben - aber eine derartige Schrumpfkur wirkt extrem - zumal für einen stolzen Traditionsklub, der nun hinter zahlreiche Zweit- und Drittligisten zurückgefallen ist und auf einer Ebene mit dem SC Riedberg rangiert. Nur der VfR Döhren und der DRC Hannover konnten ein leichtes Mitglieder-Plus verzeichnen, was den Einbruch bei Germania, Victoria Linden und Odin nicht Mal ansatzweise auffangen kann.
Auf die Einwohnerzahl gerechnet steht Hannover noch immer an Platz zwei der deutschen Rugby-Zentren, jedoch verliert der Standort Hannover mit einem Minus von fast 30% extrem an Bedeutung. In Hannover spielen aktuell nicht Mal halb sie viele Frauen und Männer Rugby, wie beispielsweise in Berlin. Ob Hannover da noch als zweiter Leuchtturm gelten kann, wird man in den nächsten Monaten sehen.
Verein |
Mitglieder |
Entwicklung |
VfR Döhren
|
206 (204) |
+2 |
SC Germania List
|
149 (315) |
-166 |
DRC Hannover
|
148 (138) |
+10 |
TSV Victoria Linden
|
146 (280) |
-134 |
Hannover 78
|
139 (148) |
-9 |
SV Odin
|
114 (169) |
-55 |
SV Ricklingen
|
29 (43) |
-14 |
Gesamt: 931 (1.297 / -366) Entwicklung: -28,2% Entspricht 175 Rugbyspielern / 100.000 Einwohner (2020 = 242)
Der VfR Döhren entwickelte sich auch aufgrund der guten Nachwuchsarbeit entgegen dem Hannoveraner Trend gut
Hamburg (Bevölkerung 1.852.478)
Hamburgs Rugby-Szene wird weiterhin von den beiden Großklubs St. Pauli und HRC dominiert. Der HRC konnte zuletzt die Lücke zu Pauli weiter verkleinern dank eines soliden Mitglieder-Plus, verglichen mit einem fast ebensogroßen Rückgang bei den Paulianern. Nach den beiden hanseatischen Platzhirschen kommt eine Weile gar nichts. Die Koalas aus Eimsbüttel sind komplett aus der Statistik gefallen, weswegen aus einem leichten Plus nun ein Minus wird. Dabei existiert der Verein definitiv noch, wie erste Recherchen ergeben haben.
Verein |
Mitglieder |
Entwicklung |
FC St. Pauli
|
603 (621) |
-18 |
Hamburger RC
|
341 (321) |
+20 |
Hamburg Exiles
|
80 (78) |
+2 |
Hamburger SV
|
41 (41) |
+-0 |
Eimsbüttel Koalas
|
0 |
-44 |
Gesamt: 1.065 (1.105 / -40) Entwicklung: -3,8% Entspricht 58 Rugbyspielern / 100.000 Einwohner (2020 = 60)
*Warum die Koalas nicht mehr in der DRV-Mitgliederstatistik auftauchen, versuchen wir aufzuklären. Den Verein gibt es aber definitiv noch!
Weiter auf Wachstumskurs: Der Hamburger RC
München (Bevölkerung 1.910.591 mit Landkreis München Land)
Rugby in München wächst weiter und das hätte sich auch in der Statistik niedergeschlagen, wenn da nicht das riesige Minus auf dem Papier beim St. George's RUFC / ESV Freimann wäre. Ob dieses auf einer Falschmeldung beruht, oder nicht (siehe Anmerkung weiter unten) - das dicke Minus beim jüngsten Klub in der bayerischen Landeshauptstadt zieht ein leichtes Plus tief ins Minus. Auch in München wird die Lücke zwischen dem Platzhirsch MRFC und dem Konkurrenten Studentenstadt kleiner. Auf die Bevölkerung gerechnet hat München genauso viele Rugger, wie die Nord-Metropole Hamburg.
Verein |
Mitglieder |
Entwicklung |
München RFC
|
514 (526) |
-12
|
StuSta München
|
236 (209) |
+27 |
Munich Monks
|
59 (46)
|
+13
|
St. George's RUFC / ESV Freimann *
|
56 / **123 (145) |
-89 |
RC Unterföhring
|
242 (244) |
-2 |
Gesamt 1.107 (1.170 / -63) Entwicklung -5,4% Entspricht 58 Rugbyspielern / 100.000 Einwohner (2020 = 61)
*Beim St. George's RUFC will man auf Anfrage von TR der Meldung des Hauptvereins ESV Freimann nachgehen - man selbst rechnet nach einigen Abgängen mit 123 Mitgliedern. An den DRV wurden aber nur 56 Mitglieder gemeldet.
Rugby in München wird vom MRFC und StuSta dominiert
Berlin (Bevölkerung Metropolregion 4.666.175)
Nach mehreren Zuschriften aus dem Vorjahr haben wir die Zählweise in diesem Jahr geändert. Da wir auch im Rhein-Main-Gebiet die Metropolregion herangezogen haben, macht es nur Sinn dies im Fall von Berlin zu tun. Zumal die fünf Brandenburger Vereine, die wir nun in die Rechnung mit aufgenommen haben, allesamt im S-Bahn-Bereich der Hauptstadt liegen. Mit diesen fünf Klubs aus dem Berliner Speckgürtel wird die Hauptstadtregion plötzlich zum größten Rugby-Zentrum des Landes, zumindest wenn man in absoluten Zahlen rechnet. Außerdem verzeichnen die Klubs in und um die Hauptstadt als einzige ein leichtes Mitglieder-Plus im schwierigen Corona-Jahr. Weiterhin ganz vorne ist der RK 03 Berlin, aber auch die sehr positive Entwicklung bei den Brandenburger Klubs im Umland ist beachtlich.
Verein |
Mitglieder |
Entwicklung |
RK 03 Berlin |
419 (410) |
+9 |
Berliner Rugby-Club |
292 (286) |
+6 |
Berliner Sport-Verein |
257 (254) |
+3 |
USV Potsdam |
171 (169) |
+2 |
RU Hohen Neuendorf |
153 (149) |
+4 |
RC Oranien Raptors |
138 (107) |
+31 |
Veltener RC |
129 (128) |
+1 |
Stahl Hennigsdorf |
121 |
+-0 |
Berlin Grizzlies
|
97 (105) |
-8 |
Berliner Sport-Club |
87 (104) |
-17 |
SC Siemensstadt |
87 (87) |
+-0 |
Berlin Irish |
67 (73) |
-6 |
Berlin Bruisers |
55 (43) |
+12 |
BRURS |
28 (30) |
-2 |
Gesamt 2.101 (2.076 / +35) Entwicklung +1,7% Entspricht 46 Rugbyspielern / 100.000 Einwohner (2020 = 45)
Junger Klub, der im vergangenen um fast ein Drittel wachsen konnte: Die Raptors aus Oranienburg
Rhein-Main-Gebiet (Bevölkerung 5.808.518)
Nachdem die Region an Rhein und Main im Vorjahr noch die am schnellsten wachsende war, verzeichnen die Vereine rund um die Bankenmetropole nun ein leichtes Minus. Das solide Wachstum von Heusenstamm, Eintracht Frankfurt, dem SC Riedberg wird vom Mainzer Minus und den Problemen bei Hausen und Offenbach mehr als aufgefangen. Der SC 1880 bleibt weiterhin der Platzhirsch, jedoch verkürzt der RK Heusenstamm Jahr für Jahr die Lücke.
Verein
|
Mitglieder |
Entwicklung |
SC Frankfurt 1880
|
422 (441) |
-19 |
RK Heusenstamm
|
363 (348) |
+15 |
RC Worms*
|
279 (268) |
+9 |
RC Mainz
|
211 (256) |
-45 |
Eintracht Frankfurt
|
235 (209) |
+26 |
SC Riedberg
|
146 (123) |
+23
|
TG 75 Darmstadt
|
101 (103) |
-2
|
TGS Hausen
|
72 (91) |
-19 |
BSC Offenbach
|
73 (86) |
-13 |
*Worms liegt zwar geographisch knapp näher an Heidelberg, als an Frankfurt, wird vom Bundesinnenministerium aber der Metropolregion Rhein-Main zugerechnet
Gesamt 1902 (1925 / -23) Entwicklung -1,2% 33 Rugbyspieler / 100.000 Einwohner (2020 = 30) {107 Rugbyspieler / 100.000 Einwohner, wenn man nur Frankfurt-Stadt betrachtet}
Sportlich gesehen top, in Sachen Mitgliederzahl und Entwicklung eindeutig flop: Der BSC Offenbach
Metropolregion Rhein-Ruhr (Bevölkerung 10.642.890)
Deutschlands größter Ballungsraum bleibt weiterhin ein Sorgenkind. Nicht nur gibt es hier auf die Bevölkerung gerechnet die wenigsten Rugbyspielerinnen und Spieler - die Entwicklung ist in diesem Jahr auch negativ. Alle Großklubs verzeichnen ein leichtes Minus, nur die internationale Schule in der Landeshaupstadt Düsseldorf, an der auch Wolfpack-Youngster Jack Hunt das Rugbyspielen erlernte, ist klar im Plus.
Verein |
Mitglieder |
Entwicklung |
RSV Köln |
301 (316) |
-15 |
RC Bonn Rhein-Sieg |
172 (190) |
-18 |
TUS Düsseldorf |
146 (151) |
-5 |
RC Hürth |
117 (119) |
-2 |
RFC Dortmund |
85 (96) |
-11 |
GRC Essen |
92 (94) |
-2 |
ISD Düsseldorf |
99 (90) |
+9 |
WMTV Solingen |
56 (73) |
-17 |
Wittener TV |
26 (39) |
-13 |
Brühler TV |
33 (32) |
+1 |
Gesamt 1.127 (1.200 / -73) Entwicklung: -6,1% Entspricht 11 Rugbyspielern / 100.000 Einwohner (2020 = 11)
|