TR-Update International: All Blacks überrollen Tonga, Lions in guter Frühform
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 5. Juli 2021
Krönte sein England-Debüt mit einem Versuch: Nachwuchs-Zehner Marcus Smith.
Der Rugby-Sommer kommt langsam aber sicher ins Rollen. Dieses Wochenende liefen die Sprinboks erstmals wieder seit dem WM-Finale von Yokohama auf und gewannen nach Stotter-Start standesgemäß gegen Georgien. Die Lions konnten in ihrem ersten Spiel auf südafrikanischem Boden überzeugen. England scheint derweil einen Kronprinz für Owen Farrell gefunden zu haben, während sich die Fans auf Semi Radradra im öffentlich-rechtlichen freuen dürfen.
Es war die erwartete Abreibung, die sich Tongas letztes Aufgebot gegen Neuseelands All Blacks abholte. 102:0 stand es nach 80 Minuten Rugby im Mount Smart Stadium von Auckland, das nur gut zur Hälfte gefüllt war. Tonga hatte aufgrund der strengen Quarantäne-Regeln nur auf einen Teil seines Teams zurückgreifen können und musste sich Amateur-Spielern bedienen, die bereits in Neuseeland wohnen.
16 Versuche und ein All-Blacks-Team, für das dieses Duell nicht Mal ein Sparringskampf war. Werbung für den Rugbysport sieht anders aus, zumal sich das neuseeländische Team seit Jahren fröhlich bei den Pazifik-Nachbarn bedient. Auch in Neuseeland wurde die Kritik an diesem Umgang mit Tonga lauter, auch wenn man sich beim Verband NZRU keiner Schuld bewusst sieht.
Springboks sind nach 608 Tagen Pause endlich wieder zurück
So lange hatten die Fans des Weltmeisters seit langem nicht mehr auf ein Spiel ihres Teams warten müssen. Nach dem WM-Finale von 2019 war das Team im gesamten Jahr 2020 überhaupt nicht angetreten und musste wegen der aktuell in Südafrika grassierenden dritten Corona-Welle auch vor verschlossenen Türen antreten.
Tatsächlich zeigten sich die Boks zunächst wenig eingespielt. Nach einem frühen Versuch von Debütant Aphelele Fassi kämpfte sich Georgien zurück und lag nach drei Abzhandadze-Straftritten sogar kurz vor der Pause mit 9-5 vorne. Doch der Weltmeister kam noch vor der Pause mit einem Doppelschlag zurück: Hakler Mbonambi und Neuner Cobus Reinach brachten die Boks wieder in Front.
Nach der Pause dann Einbahnstraßenrugby: Drei weitere Versuche der Südafrikaner schraubten den Spielstand auf 40:9 hoch. Ein standesgemäßes Ergebnis für den Weltmeister, während sich Georgien in Pretoria lange teuer verkaufte. Die wichtigste Nachricht abseits des Feldes ist aber wohl, dass im südafrikanischen Team keine weiteren Coronafälle aufgetaucht sind, nachdem sich letzte Woche drei Spieler angesteckt hatten.
Noch immer wird darüber spekuliert, ob nicht alle drei Länderspiele in Kapstadt ausgetragen werden sollen, da die Corona-Lage dort weitaus weniger drastisch ist, als in der Johannesburger Metropolregion. Für die Lions könnte dies durchaus ein Vorteil sein: Sind doch die Spiele auf dem 1800 Meter hoch gelegenen Highveld von Johannesburg bei Auswärtsteams wegen der dünnen Luft gefürchtet.
Lions führen Johannesburger Lions vor
Wenige Kilometer entfernt im legendären Ellis Park trugen die British and Irish Lions am Samstag ihr erstes Spiel auf südafrikanischem Boden aus. Gegenüber stand ihnen das Vereinsteam namens Lions, das aber über weite Strecken nicht mit Europas besten Spielern mithalten konnte. Anders als 2017, als die Lions in ihren ersten Spielen durchaus Schwächen zeigten, war dies am Samstag nicht der Fall.
Insgesamt acht Versuche liefen die Lions beim 56-14 Sieg ein, die sich bei e3n Standards besonders kreativ zeigten und im Sturm durchaus zu überzeugen wussten. Nachdem Dan Biggar letzte Woche gegen Japan überzeugte, durfte dieses Mal Finn Russel als Verbinder mit Owen Farrell auf der Zwölf auflaufen.
Besonders Außen Josh Adams mit gleich vier Versuchen und Flanker Hamish Watson konnten beim Sieg über die Namensvetter aus Johannesburg auf sich aufmerksam machen. Noch vier weitere Warmup-Spiele stehen bis zum ersten der drei Länderspiele gegen die Boks am 24. Juli an. Den meisten Spielern bleiben also nur noch zwei Partien um Werbung in eigener Sache zu machen und sich einen Platz im Kader für die Länderspiele zu erarbeiten.
Besonders auf den Außen-Positionen beim Verbinder und Schluss hat Coach Warren Gatland die Qual der Wahl. Louis Rees-Zammit, Josh Adams, Duan van der Merwe oder Antony Watson - wer startet gegen Südafrika. Auf der Verbinder-Position dürfte Dan Biggar wohl aktuell der aussichtsreichste Anwärter auf das Zehner-Trikot sein.
Bereits in der Gruppenphase wird es zu einem Rematch des 2016er-Finales kommen, wenn das Team GB Fidschi herausfordert. Da werden Erinnerungen an die 43-7 Vorführung der Fidschi-Jungs im Endspiel von Rio wach. Die absolute Todesgruppe ist aber die Gruppe C, in der Südafrika, die US-Boys und Irland um nur zwei direkte Viertelfinalplätze kämpfen und es ganz nebenbei mit den unangenehm zu spielenden Kenianern zu tun bekommen.
Superstar Semi Radradra in Fidschis Olympia-Aufgebot
Kurz nachdem wir unsere Vorschau auf das Olympia-Turnier von Tokio veröffentlichten, brachte auch Fidschi seinen Kader für die Titelverteidigung. Das Team um Kapitän Jerry Tuwai enthielt nicht dermaßen viele Überraschungen, die meisten Schlagzeilen machte aber die Inklusion von Bristol-Superstar Semi Radradra, der seit Jahren als einer der besten Fünfzehner-Spieler der Welt gilt und regelmäßig zu seinen Wurzeln im Siebener zurückkehrt.
Schon in der Vorrunde dürfen sich vor allem die Briten auf den unglaublich dynamischen Ballträger mit den Sahne-Offloads gefasst machen. Es wird spannend zu sehen sein, ob das Fidschi-Team wieder in eine derartige Topform kommt wie 2016, als das Team die Konkurrenz nach Belieben dominierte.
Marcus Smith erhält endlich England-Debüt
England trat ohne einige seiner in Südafrika befindlichen Lions-Stars wie Owen Farrell und Maro Itoje, dafür mit Stars wie Sam Underhill, Ellis Genge und Henry Slade gegen die USA an. Coach Eddie Jones sah sich deshalb gezwungen einigen Nachwuchs-Stars eine Chance zu geben, die laut Experten im Mutterland bislang zu Unrecht übergangen wurden.
Allen voran Marcus Smith, der beim unterhaltsamen 43-29 gegen die US-Amerikaner die Strippen zog. Der 22 Jahre alte Harlequins-Verbinder hatte sich an gleicher Stelle vor wenigen Tagen die englische Meisterschaft gesichert und spielte bei seinem ersten Auftritt im England-Trikot genau so, wie für seine Quins: Offensiv, kreativ und mit viel Selbstbewusstsein
Seine Kombination mit dem 23-jährigen Bristol-Neuner Harry Randall funktionierte gut und könnte ein Fingerzeig für die Zukunft sein. George Ford und vor allem Ben Youngs werden nach der WM 2023 wohl keine Kandidaten mehr für die England Start-XV sein.
Irland siegt im Thriller gegen Japan
Das wohl aufregendste Spiel des Wochenendes fand in Dublin statt, wo Japan sich einen offenen Schlagabtausch mit Irland lieferte. 39-31 hieß es nach 80 Minuten mit neun Versuchen und erstmals seit den Six Nations 2020 wieder vor Zuschauern, auch wenn es nur 3.000 sein durften.
Rumänien stark im neuen Rugby-Nationalstadion gegen Argentinien
In der Europameisterschaft hatten die Rumänen in den letzten Jahren immer wieder ihre Probleme und verloren unter anderem gegen Belgien, was für die stolze Rugby-Nation auf dem Balkan eher einer Schmach gleichkam. Doch mit einem neuen Stadion, das zu einem Preis von 32 Millionen Euro exklusiv für das rumänische Rugby gebaut wurde, lieferten sich die Rumänen ein packendes Duell mit Argentinien.
Im neuen Stadion „Arcul de Triumf“ hieß es am Ende 17-24 aus rumänischer Sicht gegen die All-Blacks-Bezwinger aus dem letzten November. Spielerisch waren die Pumas den Eichen sicherlich um längen voraus, aber unter dem Strich lässt sich das Ergebnis aus rumänischer Sicht sehen, gerade mit Blick auf die angestrebte Quali für die WM 2023.
Frankreich startet Serie gegen Australien unter der Woche
Wegen der späten Playoffs in der Top 14 und der Quarantäne-Regeln in Australien startet Frankreich erst diesen Mittwoch in die Tour Down Under gegen die Wallabies. Das Duell in Brisbane dürfte ein interessantes Kräftemessen werden, auch wenn beide Teams mit Verletzungssorgen zu kämpfen haben. Mit Romain Ntamack und James O’Connor fehlen auf beiden Seiten die etatmäßigen Verbinder.
Zitat: [Rumänien] "verloren unter anderem gegen Belgien"
Es besteht zwar ein besorgniserregender Trend während der letzten Dekade, als die Niederlagen gegen Russland und Spanien sich vermehrten, und als die Eichen von Georgien überholt wurden, aber Rumänien hat nie gegen Belgien verloren. Vielleicht hat man mit dem "Schmach" in Offenbach verwechselt?
Außer Tonga (den Umständen geschuldet) und Canada, verkauften sich die Underdogs (ROM, GEO, USA, JAP, SAM eggen Maori AB) viel besser als erwartet, also es war ein gutes Wochenende für Tier 2!
Juli 06, 2021
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