Unter dem Strich ein gutes Resultat - Deutschland sichert sich Platz zwei bei der Siebener-EM.
Die deutschen Rugbymänner haben die Titelverteidigung bei der Europameisterschaft im olympischen 7er-Rugby verpasst. Nach Rang zwei beim ersten Turnier der Rugby Europe Sevens Championship Series in Lissabon (POR) musste sich das Wolfpack um Bundestrainer Damian McGrath nun beim zweiten und abschließenden Turnier in Moskau (RUS) den favorisierten Spaniern bereits im Halbfinale geschlagen geben.
Die Iberer sicherten sich nach dem Turniersieg in Lissabon auch Platz eins in Moskau und sind damit die Europameister 2021. Die Auswahl des Deutschen Rugby-Verbandes sicherte sich in Russlands Hauptstadt am Ende immerhin Rang drei mit einem 19:12 gegen die Gastgeber und damit Rang zwei in der Gesamtwertung. Nach der Vize-Europameisterschaft 2018 und dem Titelgewinn 2019 hat es Deutschland damit bereits zum dritten Mal in Folge auf das Podest geschafft.
„Es waren harte zwei Turniere bei großer Hitze und leider auch mit einigen Verletzungen, aber insgesamt war es eine sehr gute Europameisterschaft für uns. Wir sind glücklich über die Silbermedaille“, sagte Bundestrainer Damian McGrath nach dem Turnier in Moskau. „Natürlich haben wir auch das Gefühl, dass wir es noch besser können. Gerade gegen Spanien haben wir zu viele Fehler gemacht. Sehr gut verteidigt, aber man kann keine Punkte erzielen, wenn man den Ball nicht hat. Aber mit Blick auf die Ergebnisse bei diesen beiden Turnieren haben wir es wirklich gut gemacht.“
Leider war das Halbfinale gegen das Weltserien-erfahrene Team aus Spanien diesmal nicht so eine knappe Angelegenheit. wie noch das Finale von Lissabon (17:19). Dabei entwickelte sich von Beginn an ein hochklassiges Spiel, in dem Spanien mit viel Tempo und druckvollem Angriffsrugby aber die Oberhand gewann. Als John Dawe auch noch eine Gelbe Karte und damit eine Zeitstrafe kassierte, musste das DRV-Team in Unterzahl auch direkt den ersten Versuch hinnehmen (4.). Schrecksekunde kurz darauf, als Leon Hees nach einem Tackling ausgeknockt am Boden liegen blieb und anschließend auf einer Trage den Platz verlassen musste. Er kam nicht mehr ins Turnier zurück, musste aber auch nicht ins Krankenhaus und war schnell wieder auf den Beinen. Nach der Spielunterbrechung war es allerdings Spanien, das nahe am deutschen Malfeld schneller wieder zu sich fand und das zum zweiten Versuch nutzte, was den 0:12-Pausenstand bedeutete.
Vor allem nach dem Seitenwechsel schlichen sich bei den Deutschen einige ungewohnte Fehler ein. Nach einem Ballverlust nach einem ungenauen Pass nutzten die Iberer, die offenbar auch mit der Hitze in Moskau physisch besser zurechtkamen, die Chance für den dritten Versuch, der zum 19:0 erhöht wurde. Spanien erlaubte sich, anders als das Wolfpack auch in der Folge keine Fehler, verteidigte dazu stakt und spielte weiter effektiv nach vorn. Es kamen keine weiteren Punkte mehr dazu, und Spanien sicherte sich nicht nur verdient den Sieg in diesem Spiel, sondern stand mit der Schlusssirene auch bereits vorzeitig als neuer Europameister fest.
Dabei hatte die Leistung des Wolfpack im Viertelfinale gegen POLEN noch viel Hoffnung auf einen erfolgreicheren Turnierausgang gemacht. Das Wolfpack machte sehr schnell klar, dass man in diesem Spiel keine Überraschung zulassen würde. Nach nicht mal drei gespielten Minuten lag man nach jeweils erhöhten Versuchen von Tim Lichtenberg und John Dawe schon mit 14:0 vorn. Deutschland spielte konzentriert und effektiv im Angriff, agierte aufmerksam und zupackend in der Defensive und ließ den Gegner kaum zum Zug kommen. Als Robin Plümpe, rechts freigespielt (6.), und erneut Tim Lichtenberg, der den eigenen Ankick fing und direkt freie Bahn hatte (7.), weitere Versuche nachlegten, die Fabian Heimpel sicher erhöhte, war die Partie beim 28:0-Pausenstand schon beinahe entschieden.
Polen kassierte zu Beginn des zweiten Durchgangs eine Zeitstrafe, und in Überzahl machte nach einer schnellen Pass-Stafette Robert Haase dort weiter, wo das Wolfpack vor der Pause aufgehört hatte (9.). Diesmal erhöhte Phil Szczesny ebenso sicher wie Heimpel zuvor. Und nach einem einzigen Haken von Sam Rainger war der Weg in der 13. Minute wieder frei. Rainger legte aber noch ab auf Robin Plümpe, der, inklusive Szczesnys erfolgreichem Erhöhungskick, den Spielstand auf 42:0 stellte. Erst kurz vor der Schlusssirene gelang Polen mit ihrer ersten nennenswerten Chance der Ehrenversuch zum 5:42-Endstand.
Wie schon in den vorangegangenen Duellen in dieser Europameisterschaftsserie schenkten sich auch im Spiel um Platz drei Gastgeber RUSSLAND und Deutschland nichts. Beide überzeugten mit einer wachen und kompromisslosen Abwehrarbeit, aber das Wolfpack wusste seine wenigen Chancen zu nutzen. In Überzahl nach Gelb für Russland war es John Dawe, der ganz links für den ersten Versuch ins Malfeld eintauchte (4.). Und kurz vor der Sirene endete ein deutscher Konter über das gesamte Spielfeld bei dem jungen Jack Hunt. Seinen Versuch erhöhte Phil Szczesny ohne Mühe zum 12:0-Pausenstand.
Gerade 20 Sekunden war wieder angepfiffen, da sah Hunt eine Lücke, zündete den Turbo und legte direkt seinen zweiten erhöhten Versuch (8.) zum 19:0. Danach war die Luft ein wenig raus, und nach einer Gelben Karte für Bastian van der Bosch machten die Russen in der Schlussphase mit zwei Versuchen aus deiner klaren noch eine engere Angelegenheit. Endstand: 19:12.
Die Vorrunde hatte das Wolfpack einmal mehr als Gruppensieger abgeschlossen, konnte diesmal allerdings nicht drei Siege verbuchen. Nach einem klaren und souverän herausgespielten 31:7 gegen den späteren Finalisten Litauen musste man sich trotz klarer spielerischer Überlegenheit am Ende gegen Italien im zweiten Gruppenspiel mit einem 7:7-Unentschieden zufriedengeben. Mit einem vor allem dank einer starken zweiten Hälfte verdienten 22:12 im abschließenden Vorrundenspiel gegen Gastgeber Russland zog das DRV-Team allerdings erneut als Sieger der Vorrundengruppe ins Viertelfinale ein.
EM-Abschlussklassement 2021 nach zwei Turnieren:
1. Spanien (40 Punkte), 2. Deutschland (34), 3. Russland (30), 4. Litauen (26), 5. Georgien (24), 6. Portugal (22), 7. Italien (20), 8. Polen (12)
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