Zeigt sich optimistisch, trotz widriger Bedingungen: Wolfpack-Kapitän Merz. Foto (Perlich)
Zwei Jahre ist der Wolfpack-Triumph bei der EM her. Es war der erste große Titel, den das Team für den DRV einfahren konnte und für den Verband der erste seit der Olympia-Medaille von 1900. Sonntag-Abend würde sich das deutsche Siebener-Team gerne für die Titelverteidigung feiern lassen. World-Series-Mannschaft Spanien bleibt der größte Konkurrent und die Umstände dieser Titelverteidigung sind auch alles andere, als einfach.
Die Umstände dieser Mission Titelverteidigung sind alles andere, als normal. Nicht nur erwartet das deutsche Team, anders als in den letzten Jahren in Moskau, kein regnerisches nasskaltes Wetter, sondern ein Glutofen mit 36 Grad. Das Wolfpack reiste heute auch in einen Corona-Hotspot, zu dem sich Moskau in den letzten Wochen leider entwickelt hat.
Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin ließ nicht nur das Fußball-EM-Fanfest auf dem roten Platz schließen, sondern ordnete für die Bürger seiner Stadt eine de-facto-Impflicht an. Für das Wolfpack heißt dies ein Wochenende mit so wenig Außenkontakt, wie nur irgend möglich. Denn noch nicht alle Spieler und Betreuer genießen den vollen Impfschutz.
Sportlich gesehen ist die Ausgangslage derweil klar: Um den EM-Titel zu verteidigen, gilt es Konkurrent Spanien zu überholen, der das Finale im ersten Turnier mit dem kleinsten aller Vorsprünge gewinnen konnte. Sollte es wieder zum deutsch-iberischen Finale kommen, müsste das DRV-Team gewinnen und dabei insgesamt eine bessere Punktedifferenz vorweisen, die bei Gleichstand in der Gesamtwertung herangezogen würde.
Jeder Versuch und jede Erhöhung könnte entscheidend sein
Aktuell liegt das DRV-Team nach sechs Partien nur vier Pünktchen hinten - Kantersiege gegen die Vorrundengegner Litauen, Italien sowie Gastgeber Russland am Samstag sind nicht unbedingt zu erwarten. Aber im Zweifel wird es dennoch auf jeden einzelnen Versuch und jede einzelne Erhöhung ankommen.
Trotzdem verschreibt sich Kapitän Carlos Soteras-Merz im Gespräch mit TR nur einer einzigen Denkweise: „So abgedroschen das klingt, wir werden immer nur von Spiel zu Spiel denken“, so der gebürtige Stuttgarter nach der Ankunft in der Millionen-Metropole gegenüber TR.
Man habe die Pause seit dem Lissabonner Turnier mit der ausgiebigen Analyse verbracht und sieht deutliches Verbesserungspotenzial. Auch an der bisherig mehr als soliden Defensive habe man erneut gearbeitet, wolle sich aber vor allem im Offensiv-Bereich verbessern. Mit Blick auf die vorhergesagten heißen Bedingungen zeigt sich Soteras Merz unbeeindruckt - „die sind für alle gleich und wir mögen es, wenn der Ball trocken ist!“
Die deutschen Vorrundenspiele (dt. Zeit)
Samstag 26. Juni
10:50 Deutschland - Litauen
14:14 Deutschland - Italien
17:10 Deutschland - Russland
Wolfpack-Youngster Jack Hunt wurde von den russischen Grenzbehörden einer Sonderkontrolle unterzogen
Fehlen wird dem Team die etatmäßige Brechstange Anjo Buckman. Der Stürmer hatte sich in Lissabon am Knöchel verletzt und das Rennen um die rechtzeitige Genesung verloren. Zu groß sei die Gefahr gewesen, dass Buckman nach wenigen Spielminuten wieder vom Feld müsse. So fehlt nicht nur die physische Präsenz des 1,93-Mannes, sondern auch seine Größe bei Ankick und Gasse.
Mehr Kreativität und Offensiv-Impulse mit der Himmer-Rückkehr
Dafür ist die Halbposition mit der Rückkehr von Bastian Himmer wieder voll besetzt, was Trainer McGrath mehr Optionen im Angriffsspiel gibt. Außerdem dürfte Himmer auch im offenen Spiel seine Akzente setzen. Hatte das deutsche Team in Lissabon vor allem nach Standards gut angegriffen, fehlte es zugleich aber auch an Impulsen aus dem Spiel. Himmer ist dafür bekannt öfter Mal einen Straftritt schnell anzukratzen und die Initiative zu ergreifen.
Der Weg zur Titelverteidigung war bisher schon recht steinig. Aufgrund der in Großbritannien grassierenden Delta-Variante durfte John Dawe erneut nicht nach Deutschland einreisen und verbrachte stattdessen eine Nacht im Transithotel des Frankfurter Flughafens. Der Deutsch-Ire Jack Hunt wurde derweil von den russischen Grenzbehörden bei der heutigen Einreise einer Sonderkontrolle unterzogen, die noch Mal 1,5 Stunden auf den beschwerlichen Weg in die östliche Mega-Metropole draufpackte.
Diese Steine hat das DRV-Team aus dem Weg geräumt und wenn es am Samstag im ersten Gruppenspiel um 10:50 gegen Litauen wieder so entschieden auftritt, wie in Lissabon, dürfte die Mission gut losgehen.
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