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Deutschlands Top Ten Klubs: Mitgliederexodus in HD
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 16. Juni 2021

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Deutschlands sportlich beste Klubs mussten jeweils Federn lassen.

Der DRV hat dieser Tage seine Mitgliedererhebung für 2021 abgeschlossen und wie bereits im Vorjahr werden wir uns die Zahlen in den kommenden Tagen genauer anschauen. Insgesamt gab es deutschlandweit ein leichtes Minus, was angesichts von Corona und der Sonderumlage nicht besonders überrascht. Was dagegen verwundert ist der absolute Mitglieder-Exodus zweier Heidelberger Großklubs, die weit mehr als ein Drittel ihrer Mitglieder verloren haben.

2020 war für den organisierten Vereinssport in Deutschland ein schwieriges Jahr. Zwei lange Lockdowns kosteten vielen Breitensportvereinen eine nicht unerhebliche Anzahl an Mitgliedern. Ohne Training, Spiele und sonstiges Vereinsleben, sowie mit steigender Arbeitslosigkeit und finanziellen Engpässen bei Selbstständigen, kündigten viele Vereinsmitglieder ihre Mitgliedschaften.

Im Rugby kam dazu noch mit der Sonderumlage zur Finanzierung des DRV ein weiterer Effekt hinzu, der zumindest von einigen Vereinen dazu genutzt wurde, um Karteileichen auszusortieren, oder sich gar künstlich kleinzurechnen. So gesehen ist das gesamtdeutsche Minus von 265 Mitgliedern (1,7%) noch durchaus erträglich.

Großklubs lassen tendenziell Federn, die breite Masse wächst oder stagniert

Ein genauerer Blick in die Statistik verrät aber, dass die Entwicklung bei verschiedenen Klubs extrem unterschiedlich war. Während eine Reihe von Großklubs, besonders in Heidelberg, massiv Mitglieder einbüßte, ist die breite Masse der insgesamt 134 Klubs gewachsen, oder konnte ihre Mitgliederzahl zumindest halten.

In den Top Ten der größten deutschen Rugby-Vereine stehen an der Spitze weiterhin zwei Klubs, deren Herren-Teams „nur“ in der zweiten Bundesliga spielen. Der FC St. Pauli bleibt weiterhin Deutschlands mitgliederstärkster Rugby-Verein, was sicherlich auch an der toll aufgestellten Frauen- und Nachwuchs-Abteilung liegt.

Direkt dahinter liegt der München RFC, der dank eines lediglich moderaten Minus am SC Neuenheim vorbeiziehen konnte, der wiederum mit einer Entwicklung von -97 schon ordentlich Federn lassen musste. Die Hauptstädter vom RK 03, der RK Heusenstamm, der Hamburger RC und der HRK zählen allesamt zu den Gewinnern des letzten Jahres und bleiben in den Top Ten. Weiterhin findet sich aber kein Klub aus Deutschlands zweiter Rugby-Metropole Hannover in den Top und auch nicht knapp dahinter, während Heidelberg zumindest noch mit zwei Vereinen vertreten ist.

Rang Verein (2020) Mitglieder Entwicklung
1. FC St. Pauli (1.) 603 -18 (-2,9%)
2. München RFC (3.) 514 -12 (-2,3%)
3. SC Neuenheim (2.) 474 -97 (-17%)
4. SC Frankfurt 1880 (4.) 422 -19 (-4,3%)
5. RK 03 Berlin (6.) 419 +9 (+2,2%)
6. RK Heusenstamm (8.) 363 +15 (+4,3%)
7. Hamburger RC (7.) 341 +20 (6,2%)
8. RSV Köln (11.) 301 -15 (-4,7%)
9. Heidelberger RK (13.) 298 +7 (+2,4%)
10. Rugby Club Aachen (9.) 295 -33 (-10,0%)

Heidelberger Traditionsklub RGH & TSV erleben Mitgliederexodus

Der TSV Handschusheim, der stolze Klub aus dem Heidelberger Norden, ist einer der Verlierer im Corona-Jahr 2020. Nur noch 259 Mitglieder zählen die Löwen, nachdem es 2019 noch ganze 416 waren. Damit schmiert der TSV nicht nur von Rang 5. auf der Liste der größten Klubs auf den 14. Rang ab und hat nunmehr nur noch so viele Mitglieder wie der Wiedenbrücker TV - die Löwen verzeichnen mit einem besorgniserregenden Rückgang von 157 Mitgliedern (37,7%) auch das zweitgrößte Minus deutschlandweit.

Nur der Lokalkonkurrent RG Heidelberg toppt den besorgniserregenden Negativ-Rekord der Löwen noch - nachdem die RGH einer der großen Gewinner des Vorjahres war (TR berichtete) und ein Wachstum von 41 Mitgliedern auf insgesamt 370 zählte, brach diese Zahl nunmehr auf nur noch 210 ein. Ein sattes Minus von 160 Mitgliedern oder 43,2 % - damit stehen die Orange Hearts im Ranking der größten deutschen Klubs nur noch auf Platz 23 - auf einer Höhe mit dem Lokalkonkurrenten Heidelberger TV (209 Mitglieder) und hinter den Regionalligisten Eintracht Frankfurt und Stuttgarter RC.

TSV, RGH und SCN verlieren deutlich, der HRC entwickelt sich positiv

Es gibt aber auch noch Positives zu berichten - immerhin vier Bundesligisten aus den Top Ten konnten ein solides Wachstum verbuchen, allen voran der Hamburger RC, der 20 neue Mitglieder gewinnen konnte, was einem soliden Plus von 6,2% entspricht. Die Studentenstädter aus dem Münchner Norden konnte ihre Mitgliederzahlen erneut ordentlich steigern - von 209 auf 236 Mitglieder, was einem Anstieg von knapp 13% entspricht.

Der RC Worms wurde für seine gute Jugendarbeit belohnt konnte zum zweiten Mal ein solides Wachstum auf 279 Mitglieder verzeichnen. Damit stehen die Wormser vor den vermeintlich großen Lokalrivalen TSV und RGH aus der Neckarstadt Heidelberg. Der Berliner Rugby Club konnte nach zwei starken Rückgängen erstmals wieder ein Mitgliederwachstum verzeichnen und liegt mit 292 knapp hinter den Top Ten.

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Kommentare (7)add comment

Frik Du Waal said:

4384
Und nächstes Jahr wieder eintreten
Wie spare ich als Club Sonderumlage? Mitglieder treten aus, bezahlen eine freiwillige Spende (rein Zufall genau die Summe von dem Mitgliedschaftbeitrag) und treten nach dem für die Sonderumlage relevanten Moment wieder ein. Und schon sind bis zu 43.2% Sonderumlage gespart und nur die dummen Clubs zahlen den Verband. Werden die nicht gestehen, aber ich das sehr gut vorstellen
Juni 16, 2021

Volker Kraft said:

243
@Frik:
Woher hast du diese Info? Wo kann man das nachlesen?
Juni 17, 2021

Frik Du Waal said:

4384
@Volker:
Wie ich sage: Es ist ein Weg wie man die Sonderumlage vermeidet. Und dass ich vorstellen kann, dass es (Leute in) Clubs gibt die das machen. Wenn von einigen wenigen Clubs plötzlich so viel mehr Mitglieder austreten als von den andere Clubs, dann darf jeder für sich selbst denken, warum an einem einzigen Ort Corona massiv viel mehr Menschen verursacht Rugby Clubs zu verlassen als bei anderen Clubs? Ich sag nicht ob das die Ursache ist, das kenne ich nicht. Ich sag das ist ein Weg der ich persönlich glaube der es möglich ist das ihn einige Clubs wählen.
Juni 17, 2021

Marcus Trick said:

449
Mitgliederstand SC Neuenheim 1902
Der SC Neuenheim 1902 e.V. hat 2020 seine Mitgliederliste akribisch gepflegt - wir hatten dank vieler Lockdown-Monate reichlich Zeit dafür und nicht zuletzt durch die Sonderumlage in Verbindung mit einer ohnehin wirtschaftlich ungehauer schwierigen Situation in der Pandemie einen guten Grund dafür. Hauptsächlich bedingt durch folgende Faktoren mussten wir leider einen erheblichen Mitgliederschwund von 571 auf 474 Mitglieder verzeichnen:

-Streichung mehrfach gemahnter säumiger Beitragszahler, oder eben sogenannter "Karteileichen"
-Todesfälle
-Weitere Austritte in normaler Größenordnung
-Fehlende Möglichkeiten zur Werbung neuer Mitglieder durch weitgehende Inaktivität des Sportbetriebes und des Vereinslebens in der Corona-Pandemie.

Wir haben im letzten Jahr in Summe weit über 10.000 € (!) an Beiträgen, Sonderumlage und Gebühren an den DRV abgeführt, das ist ein sehr großer Posten in unserem Vereinsbudget, der durch die Sonderumlage recht kurzfristig und unbudgetiert in doppelter Höhe zu stemmen war, obwohl durch die Pandemie auf der Einnahmenseite des Vereines für 2020 ein erhebliches Minus zu verzeichnen ist. Eine ähnliche Belastung des Vereinsbudgets für das Jahr 2021 ist trotz einer niedrigeren Bestandsmeldung absehbar und bedeutet nach wie vor, dass der SCN einen ordentlichen Batzen zur Verbandsfinanzierung beitragen wird, der - dieser Hinweis sei erlaubt - größer als der entsprechende Beitrag von 131 von 134 Vereinen im DRV ausfallen wird.

Dem mehr oder weniger impliziten Vorwurf, der SC Neuenheim 1902 würde sich hier kleinrechnen oder andere "dumme" Vereine für sich bezahlen lassen oder andere Vereine auch nur entsprechend wahrnehmen, verwahre ich mich persönlich und im Namen des SCN und seines Vorstandes auf das Schärfste.

Der SCN arbeitet ganz im Gegenteil daran, seine immer noch erhebliche Mitgliederzahl insbesondere durch eine gute Jugendarbeit, wieder zu steigern. Es würde allen unseren ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den angezeigten Respekt erweisen, hier keine solche Unterstellungen zu verbreiten.

Marcus Trick
Vorsitzender
Sportclub Neuenheim 1902 e.V.
Juni 17, 2021

Frik Du Waal said:

4384
Zur Wiederholung:
Hallo Markus, dass ich nicht glaube, dass die Mitglieder-Verluste von allen Clubs "natürlich" sind heist NICHT auf der anderen Hand, dass es keine Clubs mit "natürlichen" Verlusten gibt! Und auch habt ihr ja in Prozent gar nicht so viel Verlust
Juni 17, 2021

Christian Fischer said:

3424
...
Wer Profis bezahlt, der hat kein Geld für das deutsche Rugby.
Juni 17, 2021

Alexander Michl said:

3922
...
Und genau damit einerseits niemand zu Unrecht verdächtigt wird, zu manipulieren oder andrerseits in Versuchung gerät, eben doch zu manipulieren, haben wir in Bayern bereits vor vielen Jahren die Verbandsbeiträge auf Basis anderer Größen (nämlich der Anzahl der Teams im Spielbetrieb)definiert.
Juni 18, 2021

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