Deutschlands sportlich beste Klubs mussten jeweils Federn lassen.
Der DRV hat dieser Tage seine Mitgliedererhebung für 2021 abgeschlossen und wie bereits im Vorjahr werden wir uns die Zahlen in den kommenden Tagen genauer anschauen. Insgesamt gab es deutschlandweit ein leichtes Minus, was angesichts von Corona und der Sonderumlage nicht besonders überrascht. Was dagegen verwundert ist der absolute Mitglieder-Exodus zweier Heidelberger Großklubs, die weit mehr als ein Drittel ihrer Mitglieder verloren haben.
2020 war für den organisierten Vereinssport in Deutschland ein schwieriges Jahr. Zwei lange Lockdowns kosteten vielen Breitensportvereinen eine nicht unerhebliche Anzahl an Mitgliedern. Ohne Training, Spiele und sonstiges Vereinsleben, sowie mit steigender Arbeitslosigkeit und finanziellen Engpässen bei Selbstständigen, kündigten viele Vereinsmitglieder ihre Mitgliedschaften.
Im Rugby kam dazu noch mit der Sonderumlage zur Finanzierung des DRV ein weiterer Effekt hinzu, der zumindest von einigen Vereinen dazu genutzt wurde, um Karteileichen auszusortieren, oder sich gar künstlich kleinzurechnen. So gesehen ist das gesamtdeutsche Minus von 265 Mitgliedern (1,7%) noch durchaus erträglich.
Großklubs lassen tendenziell Federn, die breite Masse wächst oder stagniert
Ein genauerer Blick in die Statistik verrät aber, dass die Entwicklung bei verschiedenen Klubs extrem unterschiedlich war. Während eine Reihe von Großklubs, besonders in Heidelberg, massiv Mitglieder einbüßte, ist die breite Masse der insgesamt 134 Klubs gewachsen, oder konnte ihre Mitgliederzahl zumindest halten.
In den Top Ten der größten deutschen Rugby-Vereine stehen an der Spitze weiterhin zwei Klubs, deren Herren-Teams „nur“ in der zweiten Bundesliga spielen. Der FC St. Pauli bleibt weiterhin Deutschlands mitgliederstärkster Rugby-Verein, was sicherlich auch an der toll aufgestellten Frauen- und Nachwuchs-Abteilung liegt.
Direkt dahinter liegt der München RFC, der dank eines lediglich moderaten Minus am SC Neuenheim vorbeiziehen konnte, der wiederum mit einer Entwicklung von -97 schon ordentlich Federn lassen musste. Die Hauptstädter vom RK 03, der RK Heusenstamm, der Hamburger RC und der HRK zählen allesamt zu den Gewinnern des letzten Jahres und bleiben in den Top Ten. Weiterhin findet sich aber kein Klub aus Deutschlands zweiter Rugby-Metropole Hannover in den Top und auch nicht knapp dahinter, während Heidelberg zumindest noch mit zwei Vereinen vertreten ist.
Rang |
Verein |
(2020) |
Mitglieder |
Entwicklung |
1. |
FC St. Pauli |
(1.) |
603 |
-18 (-2,9%) |
2. |
München RFC |
(3.) |
514 |
-12 (-2,3%) |
3. |
SC Neuenheim |
(2.) |
474 |
-97 (-17%) |
4. |
SC Frankfurt 1880 |
(4.) |
422 |
-19 (-4,3%) |
5. |
RK 03 Berlin |
(6.) |
419 |
+9 (+2,2%) |
6. |
RK Heusenstamm |
(8.) |
363 |
+15 (+4,3%) |
7. |
Hamburger RC |
(7.) |
341 |
+20 (6,2%) |
8. |
RSV Köln |
(11.) |
301 |
-15 (-4,7%) |
9. |
Heidelberger RK |
(13.) |
298 |
+7 (+2,4%) |
10. |
Rugby Club Aachen |
(9.) |
295 |
-33 (-10,0%) |
Heidelberger Traditionsklub RGH & TSV erleben Mitgliederexodus
Der TSV Handschusheim, der stolze Klub aus dem Heidelberger Norden, ist einer der Verlierer im Corona-Jahr 2020. Nur noch 259 Mitglieder zählen die Löwen, nachdem es 2019 noch ganze 416 waren. Damit schmiert der TSV nicht nur von Rang 5. auf der Liste der größten Klubs auf den 14. Rang ab und hat nunmehr nur noch so viele Mitglieder wie der Wiedenbrücker TV - die Löwen verzeichnen mit einem besorgniserregenden Rückgang von 157 Mitgliedern (37,7%) auch das zweitgrößte Minus deutschlandweit.
Nur der Lokalkonkurrent RG Heidelberg toppt den besorgniserregenden Negativ-Rekord der Löwen noch - nachdem die RGH einer der großen Gewinner des Vorjahres war (TR berichtete) und ein Wachstum von 41 Mitgliedern auf insgesamt 370 zählte, brach diese Zahl nunmehr auf nur noch 210 ein. Ein sattes Minus von 160 Mitgliedern oder 43,2 % - damit stehen die Orange Hearts im Ranking der größten deutschen Klubs nur noch auf Platz 23 - auf einer Höhe mit dem Lokalkonkurrenten Heidelberger TV (209 Mitglieder) und hinter den Regionalligisten Eintracht Frankfurt und Stuttgarter RC.
TSV, RGH und SCN verlieren deutlich, der HRC entwickelt sich positiv
Es gibt aber auch noch Positives zu berichten - immerhin vier Bundesligisten aus den Top Ten konnten ein solides Wachstum verbuchen, allen voran der Hamburger RC, der 20 neue Mitglieder gewinnen konnte, was einem soliden Plus von 6,2% entspricht. Die Studentenstädter aus dem Münchner Norden konnte ihre Mitgliederzahlen erneut ordentlich steigern - von 209 auf 236 Mitglieder, was einem Anstieg von knapp 13% entspricht.
Der RC Worms wurde für seine gute Jugendarbeit belohnt konnte zum zweiten Mal ein solides Wachstum auf 279 Mitglieder verzeichnen. Damit stehen die Wormser vor den vermeintlich großen Lokalrivalen TSV und RGH aus der Neckarstadt Heidelberg. Der Berliner Rugby Club konnte nach zwei starken Rückgängen erstmals wieder ein Mitgliederwachstum verzeichnen und liegt mit 292 knapp hinter den Top Ten.
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