Jack Hunt hat den Sprung ins DRV-Wolfpack geschafft. Foto (c) Perlich
In Lissabon gab Jack Hunt sein Debüt für das DRV-Wolfpack, sechs Wochen vor seinem 20. Geburtstag. Der gebürtige Düsseldorfer mit australisch-irischen Eltern hätte für gleich drei Nationalteams auflaufen können und war im Jugend-Bereich für den DRV und die IRFU aktiv. Im Wolfpack freut man sich über die kraftvolle Verstärkung auf Außen. Im TR-Interview spricht Hunt über sein Deutschland-Debüt, das letzte Jahr Training mit dem DRV-Team und den unangenehmsten Gegenspieler beim Wolfpack.
TotalRugby: Hallo Jack, Danke erstmal, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Glückwunsch zu deinem Wolfpack-Debüt am Wochenende - wie war das Erlebnis für dich?
Jack Hunt: Ich habe eigentlich erst in den paar Tagen seitdem realisiert, wie großartig es wirklich war und wie viel es mir bedeutet hat, es in dieses Team zu schaffen. Es war ein tolles Erlebnis nach Portugal zu fliegen und es fast zum Turniersieg zu schaffen. Für mich war es das erste Siebener-Turnier auf Herren-Niveau. Wir waren unglaublich enttäuscht nach dem Finale, aber wir wissen jetzt, woran wir arbeiten müssen.
TR: Wie siehst du das Finale im Nachhinein?
JH: Ich war wirklich bitterlich enttäuscht und habe auch ein zwei Tränen vergossen. Die ganze Sache war wirklich emotional, so nah dran zu sein - wir hatten die Spanier fast. Trotzdem: Wir haben gut gespielt und sie ordentlich unter Druck gesetzt. Darauf kann man für Moskau aufbauen.
TR: Wie lange trainierst du jetzt schon mit dem Team?
JH: Knapp ein Jahr. Ich bin das erste Mal letzten Sommer nach Heidelberg gekommen und für einige Wochen geblieben, bis ich zurück zur Uni nach Dublin musste. Nach dem Jahreswechsel war ich dann noch Mal bis März in Heidelberg und zuletzt ein paar Wochen, inklusive den Spielen in Valladolid gegen die Spanier.
TR: Also konntest du im Training schon einiges mitnehmen….
JH: Absolut, was ich im letzten Jahr mit den Siebener-Jungs gelernt habe, das ist schon unglaublich.
Spielerisch bringt Hunt vieles mit, wie er mit diesem Offload im Stile von SBW beweist
TR: Thema Lernkurve, uns ist da noch eine Szene vom letzten Wochenende im Kopf geblieben, gegen Portugal war das wohl, da wolltest du den Ball im Malfeld ablegen, hast ihn aber verloren. Gibts da eine Erklärung für?
JH: Ganz ehrlich, mangelnde Konzentration. Den hätte ich natürlich ablegen müssen! Ich habe berechtigterweise viele Sprüche dafür aus der Mannschaft kassiert, habe aber versprochen, dass das nicht noch Mal passieren wird.
TR: Mal etwas zu deiner persönlichen Geschichte - nicht jeder in Rugby-Deutschland kennt dich ja unbedingt…
JH: Also, wo fange ich an. Mein Vater ist Ire, meine Mutter Australierin - beide sind aber vor über 25 Jahren nach Düsseldorf gezogen, was sozusagen meine deutsche Heimat ist und wo ich geboren wurde. In Düsseldorf bin ich zur internationalen Schule gegangen, wo ich auch Rugby gespielt habe - angefangen damit hatte ich bei den Rheindalen Rhinos. Mit 16 bin ich dann rüber nach Irland auf ein Internat, auch um dort Rugby zu spielen.
TR: Das war ja schon ein relativ früher Wechsel, wie war das für dich?
JH: Ich war tatsächlich als der deutsche Junge bekannt…das mit dem irischen Akzent kam dann aber relativ fix.
TR: Noch Mal zurück zu deinem Debüt - wie schwer war der Sprung aus dem U-Bereich zu den Senioren für dich. Nicht nur am letzten Wochenende, sondern auch über die letzten Monate hinweg.
JH: Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich nicht mehr versuche 18-jährige Jungs, sondern 25-jährige oder 30-jährige Männer zu tacklen. Nach den ersten paar Vollkontakteinheiten war ich wirklich fertig, aber auch daran gewöhnt man sich. Zum Glück bin ich selbst aber nicht der kleinste Spieler im Team… (1,90 m und 97 kg; Anmerkung der Redaktion)
TR: Dann Mal Hand aufs Herz, wer ist im DRV-Wolfpack am schwersten zu tacklen, vor wem hast du den meisten Respekt im Training?
JH: Lass mich überlegen…das müsste Tim Lichtenberg sein! Er geht wirklich hart in den Kontakt.
TR: Damit hätten sicher nicht viele gerechnet…
JH: Er hat vielleicht nicht den allergrößten Körper, aber die Kraft und die Geschwindigkeit, mit der er in den Kontakt geht, damit kann er jeden abräumen.
TR: Jetzt, wo du im Deutschland-Team bist und angesichts deines jungen Alters auch zehn Jahre oder mehr spielen könntest - was sind die Ziele, was hast du dir mit dem Team vorgenommen?
JH: Ganz klar, es in die World Series zu schaffen. Für die Jungs ist das schon seit langem ein ganz großes Ziel und seitdem ich in der Mannschaft bin und realisiert habe, wie wichtig es den Jungs ist, will ich das Ziel gemeinsam mit ihnen erreichen.
TR: Also steht Hongkong auch auf der Liste…
JH: Definitiv! Wie großartig das Turnier ist, habe ich schon von den erfahreneren Jungs im Team gehört. Außerdem habe ich den Jungs die letzten Jahre über zugeschaut, als sie in Hongkong gespielt haben. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich bald gemeinsam mit ihnen auf dem Feld stehen werde, hätte ich das nicht geglaubt.
TR: Das klingt wirklich gut. Wir wünschen dir und dem Team in den nächsten Wochen und Monaten natürlich viel Erfolg. Danke für deine Antworten!
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