Auslands-Adler: Hilsenbeck verliert dramatisch mit Vannes & Nostadts Chance auf den Bouclier
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 31. Mai 2021
Chris Hilsenbeck und der RC Vannes kassierten in den Playoffs der Pro D2 eine dramatische Pleite in der Nachspielzeit.
Am Wochenende gab es zwei extrem wichtige Spiele für unsere Auslands-Adler und zwei gänzlich andere Schicksale. Während Christopher Hilsenbeck mit dem RC Vannes im Playoff-Halbfinale der zweiten französischen Liga eine dramatische Pleite in der Nachspielzeit hinnehmen musste, kann Julius Nostadt mit Castres sogar noch vom Titel träumen. Unser Update von unseren Auslands-Profis auf der anderen Rheinseite.
Rugby kann brutal sein - physisch sowieso, aber manchmal auch emotional. Als Christopher Hilsenbeck am Samstag nur drei Zeigerumdrehungen vor dem Abpfiff aus schwieriger Position und 45 Metern Distanz das Leder zwischen die Stangen kickte und seinen RC Vannes damit auf 33-27 davonziehen ließ, sah alles nach einem bretonischen Sieg aus.
Ein dramatisches Halbfinale, das über 80 Minuten hochspannend war und auch endlich wieder vor beschränkter Zuschauerzahl im frühsommerlichen Sonnenschein der Bretagne ausgetragen wurde, schien zum Triumph des RCV über Biarritz zu werden. Vannes hatte die reguläre Spielzeit mit zwei ungewohnten Pleiten abgeschlossen, war aber dennoch als Zweiter in die Aufstiegsrunde eingezogen und konnte so das die Barrage-Runde aussetzen.
Das Semifinale begann mit einer kalten Dusche: Henry Speight, der Wallabies-Winger von Biarritz, eröffnete den Punkteregen mit einem spektakulären Finish an der Eckfahne zum ersten Versuch. In der 30. Minute konnte dann Biarritz-Verbinder Gilles Bosch mit dem zweiten Versuch nachlegen - Vannes mag zwar ausgeruhter in die Partie gegangen sein, aber spätestens hier merkte man, dass es etwas an Rhythmus fehlte.
Dramatischer kann man kaum verlieren, als Vannes es am Sonntag-Abend gegen Biarritz tat
Doch noch vor der Pause konnte Vannes zurückschlagen und zwar mit einem wunderschönen Versuch. Ex-England-Schluss Abendanon war durchgebrochen und hatte es tief in die 22 geschafft. Dort bediente Popelin den ehemaligen Neuseeland-Siebener-Star Ambrose Curtis per punktgenauem Cross-Kick.
Ein weiterer Sturm-Versuch von Seneca, sowie einer von Edwards brachten Vannes auf 27-15. Lange konnte Vannes den Vorsprung aber nicht halten - nur 120 Sekunden später schaltete Biarritz-Gedrängehalb Couilloud am schnellsten, nachdem ein Biarritz-Paket zusammenbrach. Der flinke Neuner schaffte es durch das Chaos über die Linie.
Der eingewechselte Chris Hilsenbeck erzielte noch zwei Straftritte, doch dies sollte nicht reichen, da sich zuerst der Biarritz-Sturm noch Mal über die Linie powerte und in der Nachspielzeit Biarritz zum entscheidenden Versuch kam. Ein verpasstes Tackle am Ersatz-Hakler im Mittelfeld und zwei blitzsaubere Offloads brachen die Herzen der Vannetais - der eingewechselte neuseeländische Außen Gavin Stark legte das Leder unter den Stangen ab und besiegelte so das Schicksal der Bretonen.
Das 33-34 hätte kaum dramatischer ausfallen können. Eric Marks sprach nach dem Spiel davon sich "wie im falschen Film gefühlt" zu haben - für ihn war es besonders bitter, nach seiner Verletzung nicht eingreifen zu können. Für Marks und Chris Hilsenbeck ist der Traum Aufstieg mit Vannes damit leider geplatzt - trotz einer überragenden Saison.
Castres mit Julius Nostadt wahrt die Chance auf den Champions Cup und Meistertitel
Besser lief es beim einzigen Deutschen in der Top 14. Julius Nostadt kam für Castres Olympique in Minute 50. von der Bank und feierte damit seinen zweiten Einsatz nach seiner Verletzung im Frühjahr. Dabei war der Weg zum Auswärtssieg in Brive alles andere als einfach. Nachdem Castres zwei Versuche im ersten Durchgang nicht gegeben wurden, gingen die Gäste mit einem 9-16 Rückstand in die Pause.
Die Männer von Trainer Pierre-Henry Broncan, der selbst einst aufgrund seiner deutschen Vorfahren für die Adler auflief, kamen aber in Durchgang zwei zurück. Tyler Ardron, gegen den Julius Nostadt in Marseille noch gespielt hatte, als dieser Kanada zur WM-Quali führte, sorgte für den 16:16 Ausgleich.
Mit Nostadt auf dem Feld lief es noch besser: Zwei Versuche von Vaipulu nach tollem Offload, sowie von Außen Palis nach 5-Meter-Gedränge sorgten für den vermeintlich bereits sicheren Sieg mit der 30-16 Führung im Rücken. Doch in der Schlussphase machte es Castres noch Mal spannend und ließ Brive auf 28-30 herankommen. Mit dem Schlusspfiff konnte der Pumas-Verbinder Benjamin Urdapilleta aber den 33-28 Endstand für Castres per Straftritt herstellen.
Wichtiger Sieg für Castres auf dem Weg Richtung Champions Cup / Playoffs
Castres bleibt damit auf dem achten Rang, wahrt aber die Chance auf den Einzug in den Champions Cup und eventuell sogar in die Playoffs. Am letzten Spieltag der regulären Saison kommendes Wochenende geht es daheim gegen den momentan sechstplatzierten RC Toulon. Ein Sieg und Castres würde an Toulon vorbeiziehen und wäre sicher im Champions Cup - wenn Stade Français parallel gegen das um den Klassenerhalt kämpfende Bayonne gewinnt, würde es für Castres sogar in die Meisterschaftsplayoffs gehen.
Für Castres werden Erinnerungen an 2018 wach - damals hatte sich das Team als Sechste ebenso in die Playoffs gemogelt, dann aber der Reihe nach Toulouse, Racing und Montpelier auf dem Weg zum Titel aus dem Weg geräumt. Für Julius Nostadt schließt sich gegen das Star-Ensemble aus Toulon um Springboks-Weltmeister Etzebeth ebenso ein Kreis: Gegen eben jenes Team hatte er im letzten Herbst sein Debüt in der Top 14 gegeben - nun kann er gegen den RCT den größten Erfolg seiner Klub-Karriere feiern.
Könnte seine großartige Debüt-Saison bei Castres krönen: Julius Nostadt