Reds & Crusaders triumphieren - nun startet Super Rugby Trans Tasman
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 10. Mai 2021
Zwei Mal Super Rugby und zwei Endspiele - besonders die Begeisterung in Queensland war beeindruckend zu sehen.
Auch in diesem Jahr ist wenig normal im Rugby der Südhemisphäre, die Wettbewerbe werden gehörig durchgewieselt - doch immerhin haben Australien und Neuseeland also quasi coronafreie Länder den Luxus ihre Endspiele vor Zuschauern stattfinden zu lassen. Immerhin waren es knapp 70.000 die in Brisbane und Christchurch am Samstag die Titelentscheidungen verfolgen durften, mit dem besseren Ende für die Heimteams. Schon an diesem Wochenende spielen nun aber die australischen und neuseeländischen Teams gegeneinander - im sogenannten Trans-Tasman-Wettbewerb.
2020 gab es im spontan erdachten Konzept von Super Rugby Aotearoa gar kein echtes Endspiel - außerdem verhinderte ein kurzer aber sehr harter Lockdown, der wegen einer Handvoll Coronafälle implementiert wurde, ein letztes Spiel im damals bereits ausverkauften Eden Park zwischen den Crusaders und Blues. Die Crusaders, wurden als bestes Team in der regulären Saison zum Sieger erklärt.
So wurden die Zuschauer auch einer besonderen Tradition beraubt. Crusaders-Coach Scott Robertson, Spitzname Razor Ray, hatte es zu seinem Markenzeichen gemacht, Titelgewinne mit einem Breakdance zu feiern. Der mittlerweile 46-jährige beeindruckt mit seinen Tanzeinlagen immer noch Publikum und Spieler, so auch am Samstag.
Zwar lieferten die Chiefs den Crusaders einen ehrbaren Fight und besonders Schluss Damian McKenzie war überall auf dem Feld zu sehen. Doch insgesamt war das Überteam Crusaders wieder Mal zu stark und holte den fünften Titel in Folge. Noch nicht ganz eine Dominanz à la Bayern München, aber durchaus vergleichbar.
Schon nach wenigen Minuten bediente Crusaders- und All-Blacks-Verbinder Mo’unga mit einem tollen scharf geworfenen Pass Sevu Reece zum ersten Versuch. Es war noch keine Viertelstunde gespielt, da kam der zweite Streich: Ein cleverer Bodenroller von David Havili sprang genau in die Arme des jungen Crusaders-Schluss Will Jordan - 12:3 für die Gastgeber.
Die Video-Highlights des neuseeländischen Endspiels
Den wohl schönsten Versuch des Abends produzierten dann aber noch die Chiefs vor der Pause. Innen Alex Nankivell bediente McKenzie mit einem sehenswerten Rückhand-Offload, bevor dieser mit seinem Speed und seiner Klasse an der Eckfahne ablegte. Nur noch 10-15 und es hätte noch enger werden können, doch McKenzie verpasste zwei sehr kickbare Chancen.
Zwanzig Minuten vor dem Ende kam dann wirklich noch Mal Spannung auf: Zwei Gelbe in kurzer Folge für die Crusaders, zwei Mal wegen gefährlicher Tackles und zwei Mal völlig berechtigt, sowie ein erfolgreicher McKenzie-Kick zum 13-15 und auf einmal schien alles machbar. Doch noch in Unterzahl beendete Verbinder Mo’unga mit einem Konter jegliches Chiefs-Momentum.
Die Tanzroutine des Crusader-Coaches ist mittlerweile legendär
Er befreite sich aus der eigenen 22 und kombinierte sich mit seinen Hintermannschafts-Kollegen bis in die gegnerische 22 vor. Dort setzte er dann gedankenschnell zum Dropgoal an und traf. Nun war das beste neuseeländische Rugby-Team wieder im Rhythmus und konnte sich in der Schlussphase mit zwei weiteren Kicks souverän den Titel holen - 24-13 zeigte die Anzeige nach 80 Minuten in Christchurch.
Die erdrückende Dominanz der Crusaders geht damit weiter, auch wenn das Team nun verwundbarer denn je wirkte. Bei den All Blacks in wenigen Monaten dürfte man die beiden Zauberer McKenzie und Mo’unga dann wieder in einem Team sehen. Die Rugby-Welt wird neben der Lions-Tour auch auf die Spiele dieses Teams gegen die Franzosen blicken müssen.
Reds holen Sieg vor vollem Haus mit dramatischem Finish
Am Ende war Rugby in Australien der große Gewinner. Rund eine halbe Million Menschen schauten im australischen Free TV zu, wie die Reds in der fünften Minute der Nachspielzeit das große Finale von Super Rugby AU drehten - allein das ist eine Steigerung um das 2,5-fache im Vergleich zum Vorjahr. Dazu streamte eine nicht näher spezifizierte sechsstellige Anzahl an zahlenden Kunden das Endspiel auf Stan, was in etwa dem australischen DAZN entspricht.
Nachdem Super Rugby Down Under bis zur letzten Saison und damit über 20 Jahre hinter der Pay-TV-Schranke versteckt war und einen langsamen Tod zu sterben schien, konnten Fans in diesem Jahr erstmals wieder Vereins-Rugby im frei empfangbaren Fernsehen genießen.
Sie bekamen die Emotionen mit, als Kommentator Sean Maloney, einst im Jahr 2017 auch bei den Oktoberfest 7s Stadionsprecher, den entscheidenden Versuch von James O’Connor bejubelte. Die Reds hatten wie in der regulären Spielrunde an gleicher Stelle, nur bei weitaus volleren Rängen im Suncorp Stadium, eine Führung der Brumbies in letzter Sekunde gedreht.
Obwohl die gesamte Spielzeit über nur zwei Versuche fielen gab es doch für Fans und Neutrale reichlich Spektakel. Die Brumbies gingen früh mit einem großartig herausgespielten Versuch in Front: Der Junge Spielmacher Noah Lolesio hatte Tom Banks per Innenpass bedient. Die Reds wiederum schafften es zwar mit viel Sturm-Power ins Malfeld, ließen sich dort in Form von Prop Feao Fotuaika hochhalten.
Stattdessen reichte es nur zu sechs Zählern durch den Stiefel des einstigen Enfant Terrible James O’Connor, der mit 30 Jahren nicht mehr mit Eskapaden, sondern mit sportlicher Reife von sich Reden macht. Die Reds gingen mit einem Rückstand von 6-13 in die Pause und kamen aus dieser mit viel Dampf heraus.
Ein zweiter vermeintlicher Versuch des spektakulären Youngsters Jordan Petaia wurde aber ebenso vom Video-Schiri aberkannt, da Petaia den Ball einen Sekundenbruchteil nach dem Berühren der Auslinie ablegte. So kamen auf beiden Seiten nur Punkte in Form von Straftritten dazu: Die Brumbies gingen mit einem Vorsprung von 16-12 in die Schlussphase.
Dort mussten die Rugger aus der Hauptstadt Phase um Phase wütender Angriffe der Reds ertragen und wussten sich des öfteren nur mit Regelwidrigkeiten zu helfen. Zwei Gelbe waren die Folge, so dass die Reds die letzten Minuten Nachspielzeit mit 15 gegen 13 spielen konnten. Genau zur 80. schienen die Reds das erste Mal über der Linie zu sein, doch der TMO konnte kein Ablegen des Balles sehen.
So mussten sich die knapp 50.000 in der drittgrößten australischen Stadt noch knappe fünf Minuten gedulden. Mehrere Gedränge brachten nicht den gewünschten Erfolg, aber als Prop-Gigant Taniela Tupou das Leder ankratzte und bis auf Zentimeter an die Linie kam brachte der Jubel schon aus - jedoch fehlte noch ein Pass und Verbinder O’Connor konnte endgültig zum siegbringenden Versuch ablegen.
Was sich danach abspielte, hat man im australischen Rugby schon lange nicht mehr gesehen. Ein explosiver Jubel auf den Rasen und auf den Rängen. Die australische Sport-Öffentlichkeit bekam endlich Mal wieder australische Sieger zu sehen. Für die Zukunft des Rugby Union sind das gute Nachrichten, denn noch immer hat der Sport im Vergleich zum Rugby League und dem Aussie Rules einen schweren Stand.
Für die Reds wird es aber bereits nächste Woche wieder ernst - denn nun stehen fünf Wochen Super Rugby Trans Tasman an - dann müssen sich Australiens Beste nach knapp anderthalb Jahren erstmals wieder mit der neuseeländischen Konkurrenz messen.