Lions-Countdown: Wer schafft es in den Kader für Südafrika?
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 21. April 2021
Warburton führte die Lions 2017 zu einem Unentschieden gegen die All Blacks - jetzt ist er
Am 26. Juni werden die British and Irish Lions erstmals in diesem Jahr auflaufen und zwar in Edinburgh gegen Japan im ersten Warm-Up-Match, bevor es in den Flieger nach Johannesburg geht. Bereits übernächste Woche klärt sich, wer überhaupt in diesem Jahr für die Lions auflaufen wird. Seit Wochen wird in Großbritannien und der restlichen Rugby-Welt diskutiert. Wir beleuchten die wichtigsten Schlüsselpositionen.
Am heutigen Mittwoch wurde das offizielle Trikot der British and Irish Lions für die diesjährige Tour nach Südafrika vorgestellt. Neben gepflegtem Marketing-Sprech über das „fortschrittlichste Canterbury-Trikot aller Zeiten“ fand man als Fan des Nordhemisphären-Rugby bei dieser Verlautbarung nicht viele brauchbare Infos. Denn da Coach Warren Gatland seinen Kader erst in 15 Tagen verkündet, musste ausgerechnet ein Ex-Lion als Model fungieren.
2017 Kapitän, jetzt nur noch Trikot-Model: Sam Warburton
Wer wird Kapitän der Lions?
Sam Warburton - 2013 und 2017 Kapitän des Super-Teams bestehend aus den besten Spielern der vier Home Nations - trug das Trikot aus recyceltem Plastik. Wer dieses Mal das Löwenrudel in Südafrika anführen darf steht in den Sternen. Langezeit galt Englands Superstar Maro Itoje als prädestiniert für diese Aufgabe - doch nach einem mehr als nur durchwachsenem Sechs-Nationen-Turnier sank der Stern des 26 Jahre alten Zweite-Reihe-Stürmer.
Itoje führte bei den Six Nations lediglich die Statistik für dahergeschenkte Straftritte an und zwar meilenweit. Während sich seine Mitbewerber, wie Irlands James Ryan, England-Kollege Johnny Hill oder Schottlands Johnny Gray im Europacup beweisen durften, musste Itoje den grauen Alltag der zweiten englischen Liga kennenlernen, Danke dem Zwangsabstieg seiner Saracens aufgrund von Finanzdoping.
Sein fast genau zehn Jahre ältere Konkurrent um einen Platz auf der Lock-Position, Rekord-Nationalspieler Alun Wyn Jones, verlängerte gar noch Mal seinen Vertrag mit Wales. Viele werten dies auch als Fingerzeig - Wyn Jones will es noch Mal wissen. Bereits 2009 war Wyn Jones in Südafrika mit den Lions dabei, nun dürfte aller Voraussicht nach die vierte Tour folgen. Mit all seiner Erfahrung und seinen Qualitäten als Anführer wäre Wyn Jones der wohl beste Kandidat für das Kapitänsamt. Einzig: Für die vielen anderen Weltklasse-Locks bliebe dann nur noch eine Position.
Sicherheit oder Kreativität auf der Verbinder-Position?
In einer ähnlichen Bredouille wie Itoje befindet sich auch gerade Owen Farrell, der bei der letzten Tour nach Neuseeland gesetzt war. Auch sein Six-Nations-Turnier war von uncharakteristischen Fehlern und einer durchwachsenen Kick-Quote geprägt. Auch ihm fehlt nun die Bühne, um Werbung für sich zu betreiben.
Für die Position als Start-Zehner dürfte Farrell damit fast raus sein - zumal er immer wieder für einen Straftritt oder eine Karte gut ist. Er und Itoje, die beiden Saracens-Stars, dürften es zumindest in den erweiterten Kader und damit in den Flieger schaffen - aber den Kampf um einen Platz in der Start-XV verlieren sie eventuell.
Eines dürfte zumindest feststehen: Im diesjährigen Kader, der voraussichtlich zunächst 33 Spieler umfasst, werden weitaus mehr Schotten vertreten sein. Im eigentlichen Kader von Coach Gatland waren lediglich Stuart Hogg und Tommy Seymour - ersterer musste jedoch nach Verletzung abreisen und Seymour kam in keinem Länderspiel zum Einsatz.
Mehr Schotten Dank Townsend und Six-Nations-Stärke
Mit Gregor Townsend, der als einer der Assistenten von Warren Gatland fungiert, wird der Nationaltrainer der Bravehearts mit für die Nominierung verantwortlich sein. Doch nicht nur dessen Einfluss, sondern vor allem die starken Leistungen der Schotten werden für mehr schottische Fahnen auf der Kaderliste sorgen. Stuart Hogg und Johnny Gray gelten als sichere Kandidaten - Außen Duan van der Merwe werden gute Chancen zugesprochen.
Einzig bei Verbinder Finn Russell scheiden sich die Geister. Das Enfant Terrible der Schotten - gleichermaßen für Rugby-technische Geistesblitze, wie Aussetzer bekannt - wird von manchen als beste Zehner-Option für die Lions und von anderen wiederum als möglicher Untergang gesehen. Vieles spricht dafür, dass sich Warren Gatland für Johnny Sexton entscheiden wird, der schon 2017 in zwei von drei Länderspielen startete.
2009 lieferten sich die Lions und Springboks ein episches Duell - mit dem besseren Ende für Südafrika
Dritte Sturmreihe: Ist Hamish Watson groß genug, um gegen die Boks aufzulaufen?
Der wohl größte Konkurrenzkampf herrscht derweil in der dritten Sturmreihe. Letzte Woche entbrannte wegen einer Kolumne in der Londoner Times von Stephen Jones eine heftige Debatte. Schottlands Flanker Hamish Watson, immerhin zum Spieler des Turniers bei den diesjährigen Six Nations gekürt, sei zu schmächtig um gegen die Springboks aufzulaufen.
Mit seinen - je nach Quelle - 102 bis 105 kg Körpergewicht ist der unglaublich mobile Flanker durchaus kleiner, als die Konkurrenz bei den Springboks. Jedoch verpasste Watson bei den Six Nations nur ein einziges Tackle, bei 55 erfolgreichen Versuchen gegnerische Spieler von den Beinen zu holen. Dazu schaffte es der Schotte mit dem Vokuhila fast immer über die Vorteilslinie.
Eigentlich müsste der beste Spieler der Six Nations einen garantierten Platz in der Start-XV haben, doch vielleicht ist dies in diesem Jahr wirklich anders. Mit den Engländern Sam Underhill und Tom Curry, dem Iren Josh van der Flier, oder auch den Walisern Tipuric und Navidi ist das Gedränge um die beiden Flanker-Positionen größer denn je.
So oder so - Coach Warren Gatland wird in den verbleibenden zwei Wochen bis zur Kader-Nominierung noch einige schwierige Entscheidungen zu treffen haben Nachdem die Lions 2009 in Südafrika 1:2 unterlagen, will das Vorzeigeteam des europäischen Rugbys dieses Mal erfolgreich beim Weltmeister antreten.