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Deutsches Rugby: Reaktionen I
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Geschrieben von Max Joachim   
Donnerstag, 12. Februar 2009

Unsere Interviewreihe ist vorbei, aber wir wollen auch ein paar Reaktionen auf die Aussagen unseres Experten einfangen. Dazu haben wir heute Jürgen Zeiger, den Präsidenten des RK Heusenstamm, befragt.

Wie siehst du die Wild Rugby Academy? Wird sie hilfreich sein für das deutsche Rugby?
Zeiger: Ich sehe mit der Wild Rugby Academy eine hervorragende Chance, unsere Spieler unter 21 Jahren an das internationale Spitzenniveau heranzuführen. Wir müssen Herrn Wild dankbar sein, dass er die Möglichkeit eröffnet hat, unseren jungen Spielern solche Ausbildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Ich persönlich war bei der ersten Vorstellung der Academy in Heidelberg anwesend und habe seit diesem Tag das 1. Jahr mit unseren Teilnehmern miterleben dürfen. Unter dem Strich muss ich sagen, dass die Wild Academy unseren Spielern Ausbildung gegeben und Chancen ermöglicht hat, die der einzelne Verein kaum hätte realisieren können.
Im vergangenen Jahr hat sich aber auch klar herausgestellt, dass die Kommunikation und Abstimmung zwischen Academy, den Vereinen und deren Trainern verbessert werden muss. Ich kann nur dazu auffordern, mit den Verantwortlichen der Academy in Kontakt zu treten, um gemeinsame Chancen und Möglichkeiten auszuloten, um das Modell auf ganz Deutschland übertragen. Es gilt, diese Academy gemeinsam weiter zu entwickeln, dann werden wir uns in den nächsten Jahren auf die Schultern klopfen und stolz sein, was wir erreicht haben.

Der RK Heusenstamm ist traditionell stark im 7er-Rugby. Kann dies auch einer der Gründe sein, warum ihr euch im 15er-Rugby so gut entwickelt habt?
Zeiger: Aus meiner Sicht haben unsere guten 7er Auftritte die Moral verbessert und uns Selbstvertrauen gegeben. Darüber hinaus ist 7er Rugby für die Zuschauer äußerst attraktiv. Ob wir uns wegen dieser Erfolge im 15er weiter entwickelt haben, solltest Du unseren Trainer, Jens Steinweg, fragen. Geschadet hat es zumindest nicht.

Als wie wichtig siehst du organisierte Jugendarbeit an? Könnte man hier über Landesverbände hinweg besser zusammenarbeiten?
Zeiger: Die organisierte Jugendarbeit ist ein Muss. Sie sollte im Verein beginnen, geht über die Landesverbände, bis hin zum DRV. Ich denke hier sind wir nicht sehr homogen aufgestellt und haben großes Entwicklungspotential. Wenn es z.B. in Hessen nur zwei Vereine gibt, die in allen Altersklassen eine Mannschaft vorweisen können, ist dies zu wenig. Ansonsten arbeiten die hessischen Vereine schon lange Zeit mit dem RBW zusammen und spielen gemeinsame Runden.

Wenn wir das im Hinterkopf behalten, denkst du, dass es kontraproduktiv ist, ausländische Spieler zu verpflichten oder kann dies auch Vorteile bringen?
Zeiger: Direkt nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga im Jahr 2007 waren Jens Steinweg und ich der Meinung, auch ohne Verstärkungen in der 1. Bundesliga zu bestehen. Schon nach 2 bis 3 Spielen wurde uns klar, dass wir als Neulinge gegen die vorhandene Erfahrung der etablierten Vereine nur schwer eine Chance haben würden. Jens und ich haben uns zusammen gesetzt und nach einem Weg gesucht, unsere Philosophie der selbst ausgebildeten Spieler nicht aufzugeben und trotzdem konkurrenzfähig zu sein.
Wir haben uns daraufhin um einen Spielertypen bemüht, der uns Impulse im Training und im Spiel geben kann. Die Wirkung innerhalb des Vereins war äußerst positiv. Es gab einen Ruck durch die gesamten Mannschaften. Dies hat dazu geführt, dass wir heute bewusst 2-4 Spieler in unseren Reihen haben, die wir beschäftigen und im Vereinsleben integrieren. Fokus legen wir aber auf deren Trainertätigkeit, mit dem Ziel der Weiterentwicklung unserer Spieler, Jugendspieler und eigenen Trainer. Die spielerische Verstärkung unserer 1. Mannschaft ist dann der schöne, gewollte, Zweiteffekt. Alle Vereine sollten bemüht sein, in Deutschland ein noch höheres Spielniveau zu erreichen, sonst werden wir später unsere gut ausgebildeten und sich entwickelnden Nachwuchsspieler nicht dauerhaft in Deutschland binden können und stattdessen ans Ausland verlieren.

Wirst du dieses Jahr wieder bei den Hannover Sevens sein?
Zeiger: Wir brauchen Veranstaltungen wie die Hannover Sevens, um den Rugbysport in den Medien und bei Sponsoren publik zu machen. Nur mit solchen großen Veranstaltungen können wir die Werbewirksamkeit steigern und das Interesse von zukünftigen Sponsoren gewinnen. Sponsorengeld gibt es nur, wenn wir den Unternehmen auch entsprechende Werbewirkung bieten können. Schönes und gutes Rugbyspiel allein reicht nicht aus. In diesem Sinne müsste jeder Verein am Erfolg solcher Veranstaltungen mitwirken und über seinen eigenen Tellerrand schauen. Auch der RKH wird also das deutsche Team unterstützen und ich werde mittendrin sein!

Vielen Dank!

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Kommentare (1)add comment

burkhart1 said:

711
weiterentwickeln...
darum geht es entscheidend, wie das Modell "Wild Rugby Academy" in den nächsten Monaten und Jahren mit Nachdruck weiterentwickelt wird. Herr Dr. Wild macht den Anfang mit Heidelberg, wer geht weiter nach Rhein/Main (Frankfurt/Heusenstamm/Offenbach/Mainz, Marburg etc.) Hannover, Hamburg, Berlin? Es geht halt nicht ohne solche Stifter, die Ideen in die Praxis umsetzen und erst recht nicht ohne die aufopfernd kämpfenden Clubpräsidenten, die sich privat engagieren und privates Geld investieren, nur um den Club-Betrieb am Laufen und Überleben zu halten. Interessant das Engagement in ausländische Profis zur Weiterentwicklung (Vorbildfunktion) der eigenen Nachwuchsteams. Ein legitimer Weg zum attraktiven Rugby mit Medienpräsenz. Vielleicht überzeugt das dann die Schulen oder deren Träger, zusätzlich zu den üblichen Sport-AGs auch Rugby-AGs zu unterstützen.
Februar 13, 2009

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