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Drei Fans auf Tour - Deutschland - Georgien
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Geschrieben von Volker Schütt   
Mittwoch, 11. Februar 2009

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Die sympathischen georgischen Fans machten sich stets lautstark bemerkbar - (c) A+M Bruno

Kleiner Bericht von drei Rugbytouristen, die ins ferne Heidelberg reisten, um einen wahnsinnigen Tag zu erleben…

Zwei Tage vorm Ankick

„Du weißt, dass das total verrückt ist.“, sagt meine Freundin. „Na ja…“ „Du hast morgen Training, mit Lauftraining bis zehn Uhr abends, und dann stehst du Samstag um 5 Uhr früh auf, fährst von Berlin nach Heidelberg, eilst dann zum Platz, um Deutschland-Georgien im Regen anzuschauen, nach der Aufregung in einen heidelberger Pub, Six Nations, zweites Spiel nur zweite Halbzeit, weil es wieder heißt: ab zum Bahnhof, fünfeinhalb Stunden zurück nach Berlin und erst um halb drei im Bett. Dann Sonntag Trainingslager und ach ja, dann steht ja schon das nächste Six Nations Spiel an. Meinst du nicht, dass das irgendwie verrückt ist?“ „Ja, doch.“, sage ich froh. Denn das wird ein Wahnsinnswochenende. In jedem Sinn. Meine Freundin schaut mich nur wortlos an und rollt mit den Augen.

Der Tag X

Das Freitagabendtraining ist überstanden und einigermaßen pünktlich kämpfe ich mich am nächsten Morgen um fünf trotz der wohligen Wärme aus dem Bett. Denn heute steht Deutschland-Georgien an! Jawohl! Zum Glück habe ich zwei weitere durchgeknallte Rugbytouristen zu meinem kleinen Reiseunternehmen gefunden, die sich gemeinsam mit mir auf das Abenteuer einlassen wollen. Wir schaffen es nur mit Mühe Zugverbindungen und Bahntickets zu organisieren, aber komischerweise läuft die Logistik des Bierbeschaffens ganz geschmeidig ab. Patte bringt sogar extra Kühltüten für die optimale Kalthaltung unseres Leberschmauses mit. Ich finde das groß. Aber Sven, Patte und ich haben ja auch eine Menge Zeit im Zug nach Heidelberg. Ausgiebig wird Karten gespielt, über die deutsche Aufstellung philosophiert (Davies auf 10, Taki auf 12, Wiedemann auf 15! Hab ich doch schon längst gesagt! Mann, was wäre ich ein guter Bundestrainer! Etwa so gut, wie die anderen 10000 Rugbybegeisterten, die genau wie ich immer glauben, die beste Aufstellung zu wissen…) und auf ein gutes Spiel gehofft. Ich bin beim Skat bei Minus 352 und beim Bier beim sechsten angekommen, als es plötzlich heißt: Heidelberg Hauptbahnhof. Bitte aussteigen.
Wir haben es tatsächlich gemacht. Wir sind in Heidelberg. Sind wir verrückt.
Auf zum Stadion. Das kenne ich noch aus meinen Jugendzeiten, als wir hier gegen die RGH immer um den Meistertitel gerungen haben. Überall irgendwie vertraute Gesichter. Vertraut aus Heidelberg und aus überall von Deutschland. Wir sind doch echt eine Familie… Langsam steigt die Anspannung und wir sichern uns einen guten Sichtplatz nahe der Mittellinie und neben einer Gruppe flaggenbehangener, netter Georgier, die ebenso in freudiger Erwartung auf das Spiel aus München angerückt sind. Bei gemeinsamer Bratwurst referieren sie noch über ihren besten Spieler und holy fuck! haben sie recht. Aber dazu später, denn jetzt laufen die Mannschaften ein und die Nationalhymnen werden gespielt. Wenig feierlich, aber die Georgier singen mit voller Inbrunst mit und so sehen wir uns gezwungen, bei der deutschen Hymne gegenzuhalten. Das ergibt eine schaurige Kakophonie, aber man kann ja nicht schon vor dem Spiel gegen die Kaukasier untergehen. Wir haben schon mal alles gegeben, jetzt sind die XV dran!
Zur Aufstellung. Überraschend, aber beim zweiten Gedanken erkennt man ein Konzept: Gut stehen in der Verteidigung. Gnadenlos tackeln, hart dagegenhalten. Die ersten Gedränge gewinnt Deutschland und ich denke schon, na geht doch, aber die Georgier drehen auf und knicken die erste Reihe Deutschlands zusammen. Fabers Gesichtsausdruck sah für den Rest des Spiels nicht mehr sehr glücklich aus, trotzdem gestanden wie ein Baum. Denn irgendwann und irgendwie erholte sich der deutsche Sturm wieder und konnte eigentlich ganz ordentlich dagegenhalten. In der Hintermannschaft hatte man als Zuschauer nicht das Gefühl, dass da die Georgier besser waren.
Insgesamt schienen die Kaukasier am Anfang verhältnismäßig unbeherzt, obwohl man natürlich schon ihre individuelle Klasse erahnen konnte. Deutschland strahlte zwar zunächst auf manchen Positionen auch nicht absolute Sicherheit aus (was man bei so einem Spiel allerdings verstehen kann), aber andere präsentierten sich sehr souverän. Davies auf 10 warf sich in den ersten zehn Minuten wie eine fliegende Tretmiene in die Angriffe der bitterstarken georgischen dritte Reihe und machte schnell klar, dass das keine Angriffsoption ist. Takaendesa und Benni Simm auf Innen verteidigten mehr als solide, stoppten den einen oder anderen Angriff hart. Und Coly und seine Stürmerkollegen arbeiteten wie die Wühlschweine.
Dann plötzlich kurzer Kick hinter die Verteidigungslinie der Georgen. Taki setzt sich durch, Pass zu Davies, der wird fünf Meter vorm Malfeld and die Außenlinie abgedrängt, steht quer zur Mallinie, aber dann… Sensationell! Pass durch die Beine. Takaendesa passt zu Wiedemann. Der hat das Auge. Die Georgier haben ihre Verteidigungslinie um die Kontaktsituation nahe Davies aufgebaut. Stehen zu eng. Zwanzigmeterpass. Brierley ist da, ungedeckt, stürzt nach vorne, taucht ins Malfeld ein. Versuch! Versuch Deutschland! Führung! Ich schreie, brülle, springe auf und ab, jubel! Das kann doch nicht wahr sein! Eine Minute später bin ich so heiser, dass es sich für die nächsten Tage anhört, als hätte ich ein paar scharfkantige Kohlestücke verspeist. Wiedemann verkickt leider im strömenden Regen, heute hat er wirklich nicht seine goldenen Schuhe angezogen. Aber ansonsten macht er kein schlechtes Spiel, finde ich.
Deutschland führt! 5-0. Das ist der Wahnsinn, aber leider blieb das den Georgen auch nicht unbemerkt und sie legen einen Gang zu. Mit hartem Sturmspiel drängen sie unsere Jungs in ihre Hälfte. Und ein Mann macht richtig ernst: Die georgische Acht, Mamuka Gorgorzde präsentiert sich als ein wahrer Titan. Olli kann einpacken. Er ist überall. Schnell, hart, wendig, groß, technisch versiert und na ja… einfach ein sensationeller Spieler. So was habe ich vorher noch nicht gesehen!
Auf jeden Fall kommen die Georgen nach einigen Drangphasen zum Ausgleich und schließlich zur Führung vor der Pause. Dass es nicht noch höher stand, war der knallharten Verteidigung der deutschen XV zu verdanken. Simm, Coly, von Grumbkow tackeln so hart, dass sie das eine oder andere mal die Angreifer noch kurz vor der Mallinie wegkratzen können. Das ist kräftezehrend! Leider konnte man das dann auch in zweiten Halbzeit merken, als etwa nach einer Stunde die Erfahrung und Abgeklärtheit der Georgen nicht mehr mit dem Kämpferherz der Deutschen aufzuhalten war. Aber was soll’s! Deutschland hat wirklich alles gegeben. Dass dann noch ein paar Versuche fielen, was soll’s! Diese sensationelle Führung, dieser aufopferungsvolle Kampf, die knallharten Tackels, das alles war es allemal wert.
Im Sturm waren für mich Coly, das Monstrum, und Sieber, der Stabilität brachte (warum nicht Schmidt statt ihm ausgewechselt wurde, verstehe ich nicht. Sieber schien noch deutlich fitter. Aber einen Kapitän rauszunehmen bei so einem Spiel ist wahrscheinlich auch nicht leicht…), die besten. In der Hintermannschaft eindeutig Davies und natrülich von Grumbkow, der für mich insgesamt der Man of the Match war. Das Schöne allerdings ist, dass wirklich alle alles gegeben haben. Wir sind stolz auf Euch!
Abpfiff. 5-38. Wir stehen im Regen und die georgischen Fans stürmen den Platz, um ihre Helden wie Popstars zu feiern. Verdient haben sie es schon. Allerdings auch die Deutschen. Erst als ich auch über den Platz laufe, erkenne ich das ganze Ausmaß des Regens: Der Rasen ähnelt einer Sumpflandschaft. Dass da die Kräfte schwinden, ist kein Wunder! Nach und nach dackeln die Nationalspieler in die Kabinen und wir Richtung Innenstadt. Six Nations im irish Pub schauen. Und mal wieder ein Bier. Hatte ja schon so lange keins. Etwa eine halbe Stunde. Dann um sieben zum Bahnhof und ab nach Berlin. Um drei Uhr nachts falle ich erschöpft, ganz schön angedüdelt, aber selig ins Bett. War das ein Tag!
Danke Widiker. Danke Coly. Danke Faber. Danke Schmidt. Danke Sieber. Danke Kasten. Danke Hug. Danke Poppmeier. Danke. Güngör. Danke Davies. Danke von Grumbkow. Danke Takaendesa. Danke Simm. Danke Brierley. Danke Wiedemann. Danke Tussac. Danke Krause. Danke Wilhelm. Danke Brenner. Danke Wacha. Danke Eckert. Danke Strauch. Danke Mamuka. Danke Georgien. Danke Heidelberg. Danke Rugby.
Und natürlich danke Patte und Sven. Ihr Irren.

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Kommentare (6)add comment

Chris said:

74
...
Sehr cooler Bericht ! Macht spaß zu lesen ! Daumen hoch !
Februar 11, 2009

four007 said:

222
...
Danke Volker! Solche Maenner braucht das Land!
Februar 11, 2009

Mamra said:

296
cool
thats what we call a true rugby fan es war witzig und toll zu lesen
Februar 11, 2009

patch said:

934
...
... schön,daß ich nicht der einzige Verrückte bin, kam aus Aachen und hatte die gleichen Eindrücke und ehrlich gesagt ich machs am nächsten Samstag nochmal, nur meine Frau weiß noch nichts davon!!!!!
Würde mich interessieren wer noch so drauf ist, woher ihr kommt und eine längere Anreise auf sich nimmt, nur um das bisschen Rugby zu sehen ?
Bis Samstag dann.
Februar 12, 2009

bliblablubb said:

998
...
also ich komm fur das rumanien spiel aus england. kann jetzt schon nemme warten. Bis dann
Benny
Februar 12, 2009

rugman said:

473
...
absolut toller emotionaler berricht. für alle die, wie ich, das spiel leider nicht sehen konnten. noch mal eine spannende perspektive aus der zuschauersicht. als ob ich neben dir gestanden hätte und die nationalhymne mitgesungen hätte und mit beim versuch geschrien hätte. danke jetzt fühle ich mich ein wenig mehr so als ob ich dabei war und gegen rumänien komme ich garantiert!!!
Februar 12, 2009

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Kehoma Brenner (DRV)   3

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Conversions - REC Division 1A

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Bradley Linklater (ESP)   6
Lasha Khmaladze (GEO)   4
Dan Snee (ESP)   4
Ramil Gaysin (RUS)   4

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Penalties - REC Division 1A

Merab Kvirikashvili (GEO)   9
Pedro Bettencourt Avila (POR)   8
Valentin Calafateanu (ROM)   5
Chris Hilsenbeck (DRV)   4
Ramil Gaysin (RUS)   4

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Yellow Cards - REC Division 1A

Levan Datunashvili (GEO)   1
Mark Sztyndera (DRV)   1
Bruno Rocha (POR)   1
Andrei Ostrikov (RUS)   1
Julen Goia Iriberri (ESP)   1

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