"Warum werden wir schlechter behandelt" fragt Wales-Spielerin Dyddgu Hywel (rechts im Bild)
Die Rugby-WM der Frauen, eigentlich angesetzt für diesen Herbst, wird verschoben. Das hat Organisator World Rugby nach ausgiebigen Gesprächen mit der neuseeländischen Regierung beschlossen - die Hürden seien auch gegen Ende des zweiten Coronajahrs zu hoch. Bei den aktiven Spielerinnen löste diese Entscheidung Kritik aus, mit dem Verweis auf die weiterhin stattfindenden Spiele der Herren. Besonders eine Waliserin prangert die Ungleichbehandlung durch World Rugby öffentlich an.
Lange hatte man in Neuseeland am eigentlichen Termin festgehalten, noch im Dezember 2020 hatte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern die Gruppen ausgelost. 50.000 Zuschauer waren im Eden Park zum Auftaktspiel der gastgebenden Black Ferns gegen den Rivalen vom anderen Ende der Tasmanischen See erwartet worden. Das Duell hätte den bisherigen Zuschauerrekord bei einem Spiel der Damen verdoppelt und auch insgesamt hatten sich die Offiziellen bei World Rugby mehr Aufmerksamkeit auf das boomende Frauen-Rugby in der Öffentlichkeit erhofft.
Dazu wird es nun zunächst nicht kommen. Denn seit Mittwoch steht fest, dass das Turnier verschoben werden muss. Die pandemische Lage erfordere diesen Schritt, so der Weltverband World Rugby zur Begründung dieses Schrittes. Man hätte kein angemessenes Event unter den aktuellen Bedingungen durchführen können.
Denn in Neuseeland ist im Umgang mit dem Virus weiter äußerst vorsichtig und implementiert strikte Lockdowns, sobald auch nur ein einziger Corona-Fall entdeckt wird. Das Land wird auch auf Sicht seine Grenzen für ausländische Gäste geschlossen halten. Selbst eigene Staatsbürger, die aus Drittländern zurück nach Neuseeland kommen, müssen zwei Wochen auf eigene Kosten in ein Quarantäne-Hotel, das strikt von der Außenwelt abgetrennt ist.
Das Land hatte erst vor zwei Wochen mit seiner Impfkampagne begonnen und will im Februar 2022 die gesamte Bevölkerung gegen das neuartige Coronavirus immunisiert haben. Erst dann dürfte sich an der Einreise-Situation für Ausländer etwas ändern. Dementsprechend plant World Rugby aktuell mit einem Turnier-Start im März kommenden Jahres, dann hoffentlich mit internationalen Fans.
"Ich war für ein paar Stunden enttäuscht, aber es bleibt dasselbe Ziel" - Neuseelands Eloise Blackwell
Dann dürfte auch das Problem die elf einreisenden Teams in Quarantäne schicken zu müssen, was wohl nun der ausschlaggebende Faktor hinter der Entscheidung war, entfallen. Bereits im Januar wurden die Six Nations der Frauen, die normalerweise parallel zu den Herren stattfinden, auf den April verschoben werden, was nun gemeinsam mit der WM-Entscheidung für viel Kritik sorgt.
Die 31-fache walisische Nationalspielerin Dyddgu Hywel erklärte gegenüber der BBC, dass sie kein Verständnis für diese Vorgehensweise habe. „Was mich wirklich enttäuscht ist, dass die Männer im letzten Jahr sogar noch eine Herbst-Serie bekommen, sie haben doch schon die Six Nations - warum werden wir Frauen schlechter behandelt?“
Im Jahr 2021 dürfe es eine derart eklatante Ungleichbehandlung nicht mehr geben, so das Fazit der walisischen Schlussspielerin Hywel. Auch die Verschiebung der WM kann sie nicht gutheißen, da deshalb einige Frauen wohl die Chance auf ihre letzte WM genommen werde. Neuseelands Spielerinnen versuchten derweil positiv zu bleiben und betonten, dass sich nicht viel ändere und man noch immer den Titel daheim anstrebe.
Bei World Rugby und dem Organisator der Six Nations verweist man darauf, dass abgesehen von den Engländerinnen kein Team in Gänze professionell sei. Deshalb sei es schwieriger eine Corona-sichere Blase zu organisieren, wenn einige Spielerinnen noch einer regulären Beschäftigung nachgingen.
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