BRC-Prop Baro wurde letzte Woche von der Polizei für seine Zivilcourage geehrt. Foto (c) BRC
Eine seltene Ehre wurde dieser Tage Bundesliga-Spieler Dorian Baro zuteil. Der Prop des Berliner Rugby Clubs wurde vom Polizeipräsidium der Hauptstadt für seine Zivilcourage geehrt, nachdem er nachts auf dem Heimweg einen Gewaltakt an einer Frau unterbunden hatte. Baro selbst hofft nun darauf, dass Zivilcourage in der deutschen Gesellschaft künftig zu einer Selbstverständlichkeit wird, wie er im Gespräch mit TR erklärt.
Mal ganz ehrlich wie hättet ihr reagiert? Man geht am späten Abend bereits nach Mitternacht auf einer verwaisten städtischen Straße heim und hört in der Ferne die Schreie einer Frau. Diese hören auch nach einigen Momenten nicht auf. Die heimische Wohnung ist um die Ecke, man ist quasi schon daheim. Viele hätten in einem derartigen Szenario wohl einfach ignoranterweise ihren Heimweg fortgesetzt - frei nach dem Motto „was scheren mich die Probleme anderer?“
Nicht so Dorian Baro. Der Erste-Reihe-Stürmer des Berliner Rugby Clubs befand sich im Spätsommer letzten Jahres auf dem Rückweg von einem Abend mit Freunden genau in dieser Situation. In seinem Berliner Kiez, im Stadtteil Charlottenburg, musste er von der Bushaltestelle nur noch wenige Schritte nach Hause laufen, als er plötzlich „lautes Geschrei einer Frau“ nicht allzu weit entfernt hörte.
„Ich habe mich dann sofort auf in die Richtung gemacht und habe aus der Nähe gesehen, wie sich ein junger Mann in einem weißen Lieferwagen mit offener Tür gewaltsam über eine Frau beugte“, wie Baro es nun gegenüber TR schildert. Er habe nicht großartig nachgedacht, die Tür aufgerissen und den Angreifer überwältigt und festgehalten.
„Er hat sich zunächst gewehrt, aber dann habe ich halt dafür gesorgt, dass er sich nicht mehr wehrt“, wie der 115-kg-Mann aus dem Bundesliga-Sturm des BRC die Szene beschreibt. Natürlich habe da auch das Training geholfen, denn zu dem Zeitpunkt sei er gerade mitten in der Vorbereitung auf die Nordost-Bundesliga mit dem BRC gewesen - „durch das Rugby-Training war ich körperlich gut darauf vorbereitet“, so Baro weiter.
Dorian Baro in Luftwaffen-Uniform bei der Ehrung durch die Berliner Polizei
Die Situation sei dann relativ schnell unter Kontrolle gewesen, der Angreifer habe sich seinem Schicksal ergeben und so konnte Baro die Polizei verständigen, das Kennzeichen durchgeben und keine fünf Minuten später sei eine Streife da gewesen. Trotz viel Adrenalin im Blut habe ihm seine Rugby- sowie seine berufliche Erfahrung als Luftwaffen-Soldat auf eine derartige Stresssituation vorbereitet.
Monate später hatte Baro den Vorfall schon nicht mehr auf dem Schirm, als ihn eine Mail des Polizeipräsidiums Berlin Mitte erreichte. Er solle für seine Zivilcourage ausgezeichnet werden, was so wohl auch nicht dermaßen häufig geschehe. So wurde Baro in der letzten Woche schließlich auf dem Revier eine Urkunde vom Abschnittsleiter der Direktion Mitte überreicht - neben ihm wurde einzig ein Taxifahrer ausgezeichnet, der einer Bande von Fahrraddieben auf die Schliche kam.
So eine Ehrung gebe es maximal ein Mal im Jahr, wie von der Berliner Polizei zu hören war. Das zeigt: Zivilcourage ist definitiv keine Selbstverständlichkeit in der deutschen Gesellschaft. Deshalb betont Baro auch selbst, dass er nur deswegen von seinem Fall erzählt. „Ich will mich nicht in den Vordergrund spielen, glaube aber, dass das ein wichtiges Thema für jeden sein sollte.“
Baro im Einsatz für die Zweite des BRC: Das Rugby-Training hat ihm in der Notsituation geholfen
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