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TR-Vorschau Six Nations: Frankreichs Corona-Rumpftruppe gegen Schottland und das ewige Duell England
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 25. Februar 2021

Maro Itoje und Alun Wyn Jones kämpfen in der Luft um das Rugby-Ei.
Das ewige Duell: Wales gegen England, Samstag-Abend live bei DAZN. Foto (c) Kessler

Das dritte Wochenende der Six Nations steht vor der Tür. Für die bisher dominanten Franzosen wird es zur Nagelprobe auf dem Weg zum ersten Titel seit 2010. Mehr als die Hälfte des in Dublin siegreichen Teams ist von einem Corona-Ausbruch betroffen (TR berichtete). Gegen ambitionierte Schotten dürfte es auch daheim in Paris eng werden. Schon am Samstag lädt Wales den großen Bruder England zum ewigen Duell. Irland muss zum Auftakt in Rom den Stolperstein Italien überwinden. Update: Frankreich Schottland wurde (Stand 15:00 Uhr Donnerstag) soeben abgesagt - weitere Details weiter unten!

Die Ausgangslage vor dem dritten Spieltag

Rang Team Spiele Siege Punkte Differenz
1. Frankreich 2 2 9 42
2. Wales 2 2 9 6
3. England
2 1 6 18
4. Schottland 2 1 5 4
5. Irland 2 0 2 -7
6. Italien 2 0 0 -63


Italien - Irland
Samstag 27. Februar 15:15 Uhr, Stadio Olimpico Rom (live bei DAZN)

Ansprechende Azzurri-Leistungen hat es in den letzten Jahren reichlich gegeben. Doch der letzte große Triumph der Italiener liegt nun schon mehr als vier Jahre zurück - im November 2016 gewann das Team unter dem Iren Conor O’Shea gegen Südafrika. Seitdem gab es keinerlei positive Resultate gegen vermeintlich große Gegner zu verzeichnen.

Gleiches galt auch nach 80 Minuten in Twickenham vor zwei Wochen, als Italien über 80 Minuten mithalten konnte, selbst zwei Versuche legte aber am Ende doch 18-41 unterlag. Immerhin ist spielerisch ein Aufwärtstrend zu erkennen - speziell der blutjunge Verbinder Garbisi weiß mehr und mehr zu überzeugen.

So waren auch beide Italien-Versuche herausgespielt und keine Resultate kapitaler Fehler des Gegners. Wenn Italien es darüber hinaus noch schaffen sollte, die eigenen Defensivfehler abzustellen oder zumindest stark zu reduzieren, könnte den Azzurri durchaus der erste Sieg gegen Irland seit 2013 gelingen. Für das stark verjüngte italienische Team könnte ein solcher Sieg einer Initialzündung gleichkommen.

Der letzte Azzurri-Triumph über Irland liegt nun schon acht Jahre zurück

Trainer Franco Smith glaubt jedenfalls an sein Team und bietet genau dieselbe XV auf, die auch gegen England startete. Einzig auf der Bank gibt es einige verletzungsbedingte Änderungen. Bei Irland kehrt derweil Verbinder und Kapitän Jonathan Sexton nach seiner Gehirnerschütterung zum Auftakt gegen Wales zurück. Jordan Larmour kommt für Keith Earls auf Außen und damit gibt es erstmals eine irische Hintermannschaft, die komplett aus Leinster-Profis besteht.

Zusammen mit drei Leinster-Stürmern in der Start-XV macht das immerhin zwei Drittel der Mannschaft aus, die in Rom von Beginn aufläuft. Größere Überraschungen gibt es bei Andy Farrells Aufstellung nicht. Nach zwei knappen Niederlagen ist der Sieg für Farrells Iren Pflicht. Den Titel kann man sich sowieso bereits abschminken, was die Entscheidung einen personellen Umbruch nach hinten zu schieben, durchaus fragwürdig erscheinen lässt.

Denn Johnny Sexton feiert in diesem Sommer noch seinen 36. Geburtstag und wenn, wann nicht gegen Italien, könnt man einen seiner potenziellen Nachfolger testen - das zumindest fragen sich viele Irland-Fans. Immerhin rotiert Farrell die erste Reihe aus - mit Dave Kilcoyne, Hakler Ronan Kelleher und Tadhg Furlong kommen gleich drei neue Stürmer. Ex-Siebener-Star Will Connors, der in den beiden ersten Partien von der Bank kam, startet diesmal. James Ryan rückt wiedergenesen in die zweite Sturmreihe.

TotalRugby-Prognose: Die wohl größte Hürde auf dem Weg zu einem italienischen Sieg dürfte das Defensivverhalten der Azzurri sein. Zu viele einfache Versuche hat Italien seinen Gegnern in den letzten Jahren geschenkt. Die Offensive ist in diesem Jahr merklich besser geworden, immerhin konnte sich Italien im bisherigen Turnierverlauf sogar einen Versuch mehr rausspielen, als die Iren. Bei sonnigen 20 Grad in Rom am Samstag könnte Italiens kombinationsfreudige Hintermannschaft wieder für einige Punkte gut sein. Die Frage ist: Wird die Defensive genügen, um mit einer Chance in die Schlussphase zu gehen. Wir denken, dass Irland dem ersten Sieg seit 2015 bei den Six Nations näher kommt, an diesem Samstag dürfte Irland aber noch zu routiniert sein. Die Iren gewinnen ein ansehnliches Duell in Rom mit +10 Zählern.

Wales - England
Samstag 27. Februar 17:45 Uhr, Millennium Stadium Cardiff (live bei DAZN)

Es wird das 138. Duell zwischen Wales und dem Rugby-Mutterland sein und besonders für die Gastgeber ist dieses Duell jedes Jahr aufs neue das wichtigste Spiel im Kalender. Normalerweise müsste sich England auf ein schwieriges Gastspiel im pickepackevollen Hexenkessel Millennium Stadium einstellen, vor 74.000 lautstarken walisischen Fans, die allesamt schlecht auf den Vizeweltmeister zu sprechen sind. Doch bekanntlich ist dieses Jahr alles ein wenig anders.

Trotzdem dürfte die Motivation für die Waliser auch in diesem Jahr gegen die Engländer noch Mal ein wenig größer sein, als bei anderen Spielen. Zudem geht Wales nach gleich zwei Überraschungssiegen zum Auftakt mit Rückenwind in diese Partie - hatten Wales-Fans nach einem Herbst zum vergessen um die Chancen ihrer XV gebangt, herrscht nun plötzlich verhaltener Optimismus in und um Cardiff.

Zumal eine Reihe von vormals verletzten Leistungsträgern wieder ins Wales-Team zurückkehrt: Jonathan Davies zusammen mit George North auf Innen, sowie Außen Josh Adams komplettieren eine Dreiviertelreihe der Extraklasse, in der Dan Biggar, Jungstar Rees-Zammit, sowie Liam Williams erneut zum Zug kommen. Auch im Sturm gibt es einen wichtigen Rückkehrer: Der im Vorjahr so formstarke Flanker Josh Navidi komplettiert die dritte Reihe gemeinsam mit Tipuric und Faletau.

Rückblick auf 2019: Beim letzten Duell an gleicher Stelle triumphierte Wales gegen England

Auch in der vordersten Sturmreihe wenig Überraschungen und die gleichen fünf Front Five wie gegen Schottland. Dauern Alun Wyn Jones führt die Waliser in seinem 155. Einsatz wie gewohnt als Kapitän aufs Feld. Die einzige größere Überraschung: Neuner Kieran Hardy kommt zu seinem erst dritten Einsatz für Wales und erhält damit den Vorzug vor Routinier Gareth Davies.

Bei Eddie Jones heißt die Devise, wie gewohnt, keine Experimente. Der Australier vertraut bei seiner Start-XV mit einer Ausnahme auf genau dieselben XV, wie bereits gegen Italien. Einzig der wiedergenesene Mark Wilson, der bereit zum Auftakt gegen Schottland spielte, rückt für den sowieso verletzten Lawes auf die Sechser-Position.

Einzig auf der Bank gibt es mit einem Debütanten eine faustdicke Überraschung: George Martin war unerwarteterweise  für den verletzten Flanker Jack Willis in den Kader gerutscht, ohne dass jemand ernsthaft mit seinem Debüt gerechnet hatte. Der erst 19-jährige 1,98-m-Mann für die zweite und dritte Sturmreihe hat erst sieben Premiership-Einsätze sammeln dürfen.

Englands Trainer Eddie Jones lobt ihn als „starken Defensivspieler, guten Ballträger und wichtige Gasseoption“. Insgesamt sei Martin ein „klassischer Sechser“, obwohl er in der Premiership meist in der zweiten Reihe auflief - dass er Exeters Sam Simmonds vorgezogen wurde, der als der wohl formstärkste Premiership-Spieler gilt, befeuerte die seit Monaten anhaltende Kritik an Jones Arbeit.

Der England-Coach sprach auf der Pressekonferenz vor der Partie von einem richtungsweisenden Spiel. Auf die Frage welches Team mehr unter Druck stehe, antwortete Jones: „Beide Teams stehen stark unter Druck. Aber auch der Schiedsrichter {Pascal Gaüzère} wird unter Druck stehen und hoffentlich richtige Entscheidungen treffen.“

TotalRugby-Prognose: Tatsächlich sitzt Wales-Trainer Wayne Pivac nach zwei Siegen zum Auftakt wieder fester im Sattel als Wales-Coach. Die 13-24 Niederlage gegen England im Ausweichstadion Parc Y Scarlets im November ist mittlerweile vergessen und Pivac sieht sein Team gewappnet um gegen „Englands Siegertaktik“ zu kontern. Sein Team sei noch lange nicht da, wo der Neuseeländer es haben will, doch sehe er seine Jungs auf dem richtigen Weg. Vor allem die Effektivität der Waliser um ihren erst 20-jährigen Superstar Rees-Zammit, der mit drei Versuchen der bisher erfolgreichste Spieler im Turnier ist, hat bisher beeindruckt. England hingegen zeigte sich auch gegen Italien eher bieder, trotz eines am Ende überzeugenden Resultats. Gegen starke Waliser dürfte Jones: Marschroute klar sein: Farrell und Ford werden versuchen mit ihrem Kickspiel Wales unter Druck zu setzen und mit dem starken Sturm daraus dann Kapital zu schlagen. England hatte vor zwei Jahren an gleicher Stelle zuletzt gegen Wales verloren und unserer Meinung nach könnte es den Walisern am Samstag erneut gelingen. Wenn die Gastgeber sich regelmäßig aus dem englischen Kick-Würgegriff befreien können und ihre spektakulären Dreiviertelspieler bedienen, können sie das Spiel gewinnen. Wales gewinnt ein unglaublich enges Spiel mit +4 Punkten.

Frankreich - Schottland (VERSCHOBEN!)
Sonntag 28. Februar 16:00 Uhr, Stade de France Paris (live bei DAZN)

Für beide Teams waren die letzten Tage eine echte Achterbahn. Während die Schotten mit der Ungewissheit leben mussten, ob dieses Spiel überhaupt gespielt werden kann, wurde Frankreichs Vorbereitung komplett durcheinandergewirbelt. Seit unserem Bericht am Dienstag über den COVID-Ausbruch (Link zum TR-Artikel) sah es gestern nach einer negativen Testrunde so aus, als könne das Spiel tatsächlich stattfinden.

Am heutigen (Donnerstag) Morgen dann aber die nächste Schockmeldung. Bei der folgenden Testrunde ist der elfte positive Fall eines Spielers aufgetaucht, der zusammen mit dem Betreuerteam die Gesamtzahl auf 13 erhöht. Frankreich sagte das für heute angesetzte Training und isolierte alle Spieler erneut.

Schottland drängte indes weiter auf die Durchführung des Spiele - wenige Stunden später dann aber traurige Gewissheit: Das Spiel muss verschobene werden. Für Frankreich wohl die erlösende Nachricht, hatten doch eine Reihe von Stars gefehlt.

Wann die Partie nachgeholt wird, könnte schon bald bekanntgegeben werden. Das frei Wochenende in neun Tagen böte sich tatsächlich an, aber aufgrund des weiterhin bestehenden Infektionsrisikos wäre der Termin am 6. oder 7. März ein Risiko. Direkt im Anschluss an die Six Nations folgen Europacupspiele und heiße Phase der Vereinssaison.

Das wiederum könnte dazu führen, dass diese Partie erst nach dem Ende der Vereinssaison ausgetragen wird, wenn die Lions-Tour ansteht. Je nachdem, wie die beiden abschließenden Runden der Six Nations laufen, steht der Sieger bis dahin nicht fest.


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