Siebener ist zurück: Argentinien gewinnt in Madrid Superstar Baker mit schwerer Verletzung
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 22. Februar 2021
Einer der größten Superstars im Siebener: Speedster Perry Baker, der sich am Wochenende in Madrid schwer verletzte. Foto (c) Perlich
Das erste richtige Siebener-Turnier mit einer Reihe von Stars seit einer gefühlten Ewigkeit. Fans der World Series mussten sich lange gedulden und bekamen am Wochenende nur eine Handvoll Teams zu sehen, trotz riesigem organisatorischen Aufwand seitens der Veranstalter. Corona macht Siebener-Turniere mit mehr als einem Dutzend Nationalteams aus allen Ecken des Erdballs aktuell fast unmöglich. Beim DRV hatte man die Einladung aufgrund der schwierigen Corona-Situation dankend abgelehnt.
Mittlerweile ist es fast ein Jahr her, dass sich die weltbesten Teams in der olympischen Kurzform unseres Sports das letzte Mal zu einem regulären Turnier der World Series getroffen haben. Es war in Vancouver, beim ausverkauften Turnier im spektakulären BC Place im Zentrum der kanadischen Westküstenmetropole. Neuseeland gewann und sah sich auf dem Weg zum World-Series-Gesamtsieg, bei noch vier ausstehenden Turnieren.
Das letzte Mal so etwas, wie Normalität: Die Kanada 7s am 9. März 2020
Neuseeland gewann tatsächlich die Series, jedoch ohne eine weitere Minute zu spielen - denn diese vier Turniere wurden nie ausgetragen, was damals noch keiner erahnen konnte, obwohl die Hong Kong 7s zu diesem Zeitpunkt bereits auf Oktober 2020 verschoben waren. Rückblickend war es das letzte große Hurra fürs Siebener vor einer langen dunklen Pause, der auch die Oktoberfest 7s 2020 zum Opfer fielen.
Diese endete zumindest zum Teil am letzten Wochenende beim ersten von zwei Wochenenden der Madrid 7s. World Rugby musste vier Millionen US-Dollar in die Hand nehmen, damit erstmals wieder so etwas wie Normalität einkehrte. Ein Turnier mit zwölf Nationalmannschaften, die an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden gegeneinander spielen. Das Ganze vor verschlossenen Türen in Madrid und damit für Teams aus der ganzen Welt gut erreichbar.
Wie schwierig ein solches Unterfangen mit Nationalmannschaften von verschiedenen Kontinenten aktuell ist, mussten World Rugby und der spanische Verband als Organisatoren bereits in den letzten Wochen erfahren. Neuseeland und Australien hatten wegen ihrer strengen Wiedereinreiseregeln ihrer Länder sowieso kein Interesse und trugen lieber Test-Turniere daheim aus. Dann mussten die Blitzboks vor rund zwei Wochen absagen, weil Spanien die aktuelle Einreisesperre für Südafrika verlängert hatte, wegen der dort grassierenden Corona-Variante.
Schließlich mussten auch Frankreichs Siebener-Stars letzten Mittwoch in allerletzter Minute absagen. Das Team hatte zusammen mit der Fünfzehner-Mannschaft im Leistungszentrum von Marcoussis trainiert und war vom gleichen Corona-Ausbruch betroffen, wie die XV de France. Ersatzweise konnte man angesichts der Umstände natürlich niemanden einladen.
Nun waren es nur noch fünf Herren- und vier Frauen-Nationalteams, die laut World-Rugby-Darstellung zur Vorbereitung auf Olympia in Madrid antraten. Wobei mit Gastgeber Spanien und Portugal zwei Teams am Start waren, die rein theoretisch auch keine Chance mehr auf das Tokio-Ticket haben. Vielmehr war es auch für den Weltverband ein Testlauf, der im Dezember mit den Dubai 7s in eine neue World-Series-Saison starten möchte.
Ohne das bunte Drumherum, aber immerhin mit viel Action auf dem Feld: Das Finale der Madrid 7s zwischen Argentinien und Kenia
Neben dem Rasen fehlte die übliche Stimmung, die ausgelassene Atmospähre, die man sonst in Dubai, Hongkong oder Kapstadt bei den World-Series-Events sieht. Auf dem Feld zeigte sich durchaus ein wenig die mangelnde Spielpraxis bei einigen Siebener-Stars. Doch für Rugby-Fans war es wieder einmal großartig ein wenig kurzweilige Sevens-Action ohne Caterpillar-Rucks und Kick-Tennis zu sehen. Kenia und Argentinien schafften es bei den Männern bis ins Finale, wo sich die Gauchos in einem packenden Finale durchsetzen konnten.
Weit weniger erfolgreich verlief das erste Wochenende für die US-Boys, die es in Tokio immerhin auf eine Medaille abgesehen haben. Nicht nur unterlag das Team von Mike Friday Kenia und spielte nur im kleinen Finale - Superstar Perry Baker brach sich das Wadenbein, als er von hinten getackled wurde und der Kenianer mit vollem Gewicht auf seinem Bein landete. Der Supersprinter mit einer persönlichen Bestzeit von 10,5 auf 100 Meter droht damit lange auszufallen - keine guten Nachrichten fünf Monate vor dem Olympia-Turnier.
Dennoch hatte sein Coach ein positives Fazit: „Es ist einfach verdammt gut endlich wieder auf dem Platz zu stehen!“ Bei den Frauen landeten die US-Amerikanerinnen ebenso auf dem dritten Platz. Im Finale besiegte Russland die Französinnen mit 17:5, nachdem sie auf der World Series in der abgebrochenen Saison 2019/2020 noch knapp hinter Frankreich in der Endabrechnung Sechste waren.
Das DRV-Wolfpack war von World Rugby laut TR-Informationen auch eingeladen worden, um am Turnier in Madrid teilzunehmen. Jedoch hatte man beim DRV frühzeitig abgewunken, aufgrund der derzeitigen Umstände, sowie dem Infektionsrisiko. Sicherlich hätte man im Wolfpack-Management liebend gerne die Chance wahrgenommen, sich mit einer Reihe von World Series Teams zu messen, zumal auf Kosten des Weltverbands - doch am Ende siegte das Verantwortungsbewusstsein bei den DRV-Verantwortlichen.