Frankreich-Coach Fabien Galthié muss nun mindestens eine Woche in häusliche Isolierung.
Seit langem stand Frankreich nicht mehr derart gut da. Der 15:13 Auswärtssieg in Irland hat les Bleus in die Pole Position in Sachen Six-Nations-Sieg gebracht - es wäre der erste seit 2010. Doch nun tut sich eine Hürde auf, die nicht sportlicher Natur ist. Ein Corona-Ausbruch im Frankreich-Camp droht zumindest die Vorbereitung auf das Schottland-Spiel gehörig durcheinander zu wirbeln. Beim Verband FFR will man mit weiteren Testreihen sicherstellen, dass sich nicht noch mehr Aktive infizieren.
Frankreich war seit dem Grand Slam 2010 nach zwei Spielen bei den Six Nations nicht mehr in einer derart guten Ausgangslage. Zwei Auftaktsiege, neun Zähler, die Tabellenführung, zwei von drei ausstehenden Partien daheim und viel Selbstbewusstsein. In Frankreich glaubt man an den möglichen Triumph, das haben auch die Rekordeinschaltquoten mit 7,2 Millionen TV-Zuschauern am Sonntag bei France 2 unter Beweis gestellt.
Nach zwei Spieltagen ist Frankreich an der Spitze der Six Nations
Rang |
Team |
Spiele |
Siege |
Punkte |
Differenz |
1. |
Frankreich |
2 |
2 |
9 |
42 |
2. |
Wales |
2 |
2 |
9 |
6 |
3. |
England
|
2 |
1 |
6 |
18 |
4. |
Schottland |
2 |
1 |
5 |
4 |
5. |
Irland |
2 |
0 |
2 |
-7 |
6. |
Italien |
2 |
0 |
0 |
-63 |
Doch seit dem Triumph von Dublin, dem ersten seit zehn Jahren dort, herrscht Unruhe im Frankreich-Camp. Der Grund ist nicht sportlicher Natur, sondern ein Corona-Ausbruch, der ausgerechnet Trainer Fabien Galthié erwischt hat. Der ehemalige Weltklasse-Gedrängehalb der XV de France war einer von rund 20.000 Menschen, die gestern in die Corona-Statistik Frankreichs als Neuinfizierte eingeflossen sind.
Hoffen auf einen milden Verlauf bei Galthié
Mit 51 Jahren zählt Galthié definitiv nicht zur Risikogruppe, was ihn aber nicht zwangsläufig vor einem schweren Krankheitsverlauf schützt - Großbritanniens Premierminister ist nicht einmal fünf Jahre alter als Galthié und landete trotz bester medizinischer Versorgung mit COVID auf der Intensivstation.
Der exzentrische Trainer, der als Vereinscoach nicht immer erfolgreich war, gilt als der Schlüssel zu Frankreichs Transformation. Nach jahrelangem sportlichen Durchhänger hat er aus dem Team wieder einen Titelkandidaten geformt und dabei nebenbei noch den French Flair zurückgebracht - also die spielfreudige Art Rugby zu interpretieren, die den Franzosen abhanden gekommen war.
Galthié gilt in Frankreich als der Vater der jüngsten Erfolge des Nationalteams
Bei der ersten Testrunde nach dem Spiel am Montag hatte Galthiés Schnelltest noch ein widersprüchliches Ergebnis geliefert. Ein weiterer PCR-Test am gestrigen Dienstag ergab dann traurige Gewissheit: Galthié hat sich mit dem Coronavirus infiziert und ist nun zunächst sieben Tage in häuslicher Isolierung - bisher leidet Galthié dem Verband zufolge nur unter leichten Symptomen.
Auch wenn der Zeitpunkt aus französischer Sicht Glück im Unglück ist - immerhin steht nun das spielfreie Wochenende an - wird Galthié mindestens die erste Hälfte der Turnierwoche vor dem Heimspiel gegen Schottland verpassen und das gilt bei einem optimalen Verlauf und zwei negativen Tests Anfang nächster Woche.
Weitere Testungen und Isolierung der Spieler um den Ausbruch unter Kontrolle zu bekommen
Beim Verband FFR will man nun sicherstellen, dass es bei diesen beiden Fällen bleibt. Seit dem Positiv-Test wurde die Mannschaft im nationalen Rugby-Leistungszentrum von Marcoussis isoliert. Dabei wurde der Kontakt unter den Spielern weitestgehend unterbunden.
Nach einer weiteren Testreihe am heutigen Mittag dürfen die Spieler bei negativem Resultat bis Sonntag zu ihren Familien. In der Zwischenzeit soll es einen weiteren Test am Freitag geben, um eine weitere Verbreitung auszuschließen. Dann beginnt, Stand heute, die Vorbereitung auf das wichtige Schottland-Heimspiel am darauffolgenden Sonntag.
Wie schnell sich COVID trotz regelmäßiger Testungen und Vorsichtsmaßnahmen innerhalb einer theoretisch sicheren Corona-Blase ausbreiten kann, haben bereits mehrere Beispiele gezeigt. Bei den Fidschianern, die im Herbst am Autumn Nations Cup teilnahmen, wurden aus zwei Fällen rasend schnell zwei Dutzend, obwohl im Camp auf die Trennung der einzelnen Spieler geachtet wurde.
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Ähnliches erlebte auch Adler-Ass Julius Nostadt, der mit seinem französischen Klub Castres Olympique einen Corona-Ausbruch miterlebte. Auch dort breitete sich das Virus rasend schnell im Kader aus, obwohl positiv getestete Spieler sofort isoliert wurden (TR berichtete).
Sollte es dabei bleiben, dass lediglich Trainer Galthié und ein Mitarbeiter für sieben Tage ausfallen, käme Frankreich mit einem blauen Auge davon. Für Spieler und Coaches aller involvierten Teams dürfte es jedoch eine Warnung sein. Die neue Realität mit Geisterspielen inmitten einer Pandemie steht zumindest auf wackligen Füßen.
UPDATE 10:45 Uhr: In der zweiten Testrunde am Dienstag-Abend sind weiterhin alle Spieler negativ, jedoch wurde nun auch Sturmtrainer William Servat positiv auf das Coronavirus getestet. Damit dürfte die Vorbereitung der Franzosen für das Schottland-Spiel noch ein wenig holpriger werden, da sich Servat mindestens bis nächsten Mittwoch häuslich isolieren muss und erst nach zwei negativen Tests zum Kader darf.
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