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TR Top 6: Die Newcomer bei den 6 Nations
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 3. Februar 2021

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Unsere Spieler im Fokus 2021 bei den Six Nations - drei Debütanten und zwei Rückkehrer.

Samstag hat das Warten endlich ein Ende, die Six Nations 2021 starten. Wir sind für euch über die Kaderlisten der Teams gegangen und stellen euch die spannendsten Namen vor, von denen ihr bis dato wahrscheinlich noch nichts gehört habt. Unsere TR Top 5 sind nicht allesamt Neulinge, dürften aber aufgrund ihrer Form zu wichtigen Stützen ihrer Teams werden. Bereits letzte Woche hatten wir euch eine XV der fehlenden Superstars vorgestellt (Link). Hier findet ihr den Fahrplan zu den Six Nations mit allen Terminen und Kommentatoren (Link).

Paolo Odogwu (23, Außendreiviertel, Wasps, England)

Eine der größten Überraschungen im Six-Nations-Kader war der nur 1,74 m große Außendreiviertel der Wasps. Nicht, dass er mit seinen spektakulären Auftritten eine Nominierung nicht verdient hätte. Doch meist interessiert England-Coach Eddie Jones die aktuelle Form seiner Schützlinge in der Premiership recht wenig. Odogwu attestiert der Trainer des Vizeweltmeister einen „Instinkt, den man nicht antrainieren kann".

Zyniker behaupten, dass Jones Odogwu lediglich nominiert habe, um zu verhindern, dass dieser sich für Italien entscheide. Der in England mit nigerianisch-italienischen Eltern aufgewachsene Odogwu war zuletzt nämlich von den Azzurri umworben worden. Sollte sich der kometenhafte Aufstieg des Wasps-Außen fortsetzen hätte England mit ihm ein absolutes Ass in der Hinterhand.

Paolo Odogwu war in den letzten Wochen eine absolute Highlight-Maschine in der englischen Premiership

Der kleine bullige und untersetzte Außen hatte erstmals 2019 bei den Premiership 7s auf sich aufmerksam gemacht, als er die meisten Versuche erzielte. In der regulären Saison brauchte Odogwu eine Weile um sich durchzusetzen - in drei Jahren bei Sale kam er nur auf 29 Spiele und sieben Versuche.

Doch spätestens seit dem Wechsel zu den Wasps sind die Leistungen des 23-jährigen durch die Decke gegangen. In nur acht Spielen in der laufenden Saison legte er ebensoviele Versuche wie in drei Jahren für Sale. Der Hattrick gegen Bath sorgten dafür, dass sein Name in aller Munde war. Er selbst ärgerte sich im Interview darüber, dass er erst einige Tage vor seiner Galavorstellung seinen Vertrag verlängert habe und scherzte „diese Woche hätten sie noch Mal eine Null dranhängen müssen.“

Bei den Six Nations dürfte er ausgerechnet gegen Italien und damit das Heimatland seines Vaters zum ersten Einsatz kommen. Denn auch wenn er mit spektakulären Steps, Läufen und Versuchen für Schlagzeilen gesorgt hat, er ist noch immer ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt und dürfte aufgrund seiner Größe das Ziel vieler taktischer Kicks sein.

Cameron Redpath (21, Bath Rugby, Innendreiviertel, Schottland)

Eigentlich müsste man meinen, dass für einen Sohn einer schottischen Legende wie Bryan Redpath nur schottische Nationalmannschaft in Frage kommt. Sein Vater lief von 1993 bis 2003 ganze 60 Mal für die Bravehearts auf. Sohn Cameron kann aber gerade wegen der illustren Karriere des Vaters für gleich drei Nationalteams auflaufen.

Er wurde im französischen Narbonne geboren, als Vater Bryan gerade für den dortigen RC (den jetzigen Klub von Adler-Verbinder Raynor Parkinson), spielte und folgte ihm acht Jahre lang auf dessen Stationen in England bei Sale und Gloucester. So aufgewachsen kommt Redpath auch mit einem eher englischen Akzent daher, doch in Schottland ist man natürlich dennoch froh darüber, dass sich der hochtalentierte Innen nun für Schottland entschieden hat.

Cameron Redpath mit einem Versuch gegen Wasps in einem Spiel, in dem Paolo Odogwu einen Hattrick erzielte

Denn im Jugendbereich spielte Redpath für England und erzielte 2019 im U-20-Turnier der Six Nations einen Versuch gegen Schottland. Er hatte sich das Lob von England-Coach Jones erarbeitet und sollte als Entwicklungsspieler mit ins England-Camp, was nur durch eine Verletzung verhindert wurde. Nun doch die Entscheidung für Schottland, die sein Talent auf der 12er-Position gut gebrauchen können.

Redpath ist eine Art Hybrid aus einem durchbruchsstarken Innen à la Tuilagi und einem spielstarken Innendreiviertel nach dem Muster Owen Farrells. Nachdem die Innen-Paarung für die Schotten in den letzten Jahren immer wieder wechselte, könnte sich Redpath relativ schnell festspielen. Ob Coach Stuart Townsend den sehr jungen Redpath allerdings direkt gegen England am ersten Six-Nations-Wochenende ins heiße Wasser schmeißen wird, dürfte bezweifelt werden. 

Harry Randall (23, Gedrängehalb, Bristol Bears, England)

England hat die meisten aktiven Rugbyspieler aller Länder auf dem Planeten. Das äußert sich auch in der unglaublichen Tiefe des Nationalteams. Eddie Jones hat auf jeder Position eine Auswahl an Weltklasse-Spielern, um die ihn fast alle anderen Coaches auf der Welt beneiden, mit einer einzigen Ausnahme. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist Ben Youngs auf der 9er-Position gesetzt, ohne dabei zu brillieren. Im Gegenteil, in den letzten beiden Jahren zeigte Youngs wieder und wieder durchwachsene Leistungen und gilt in der englischen Rugby-Öffentlichkeit schon lange nicht mehr als unumstritten.

Doch Jones vertraut bisher weiter auf Youngs und gibt den anderen Kandidaten nur spärliche Spielzeit, wenn überhaupt. Jetzt schickt sich ein 23-jähriger an, um die Nachfolge von Ben Youngs anzutreten. Ob Harry Randall die englische Antwort auf das englische Neuner-Problem ist, wird sich zeigen. Er ist jedenfalls ein dynamischer Antreiber des Spiels seiner Bristol Bears und wird diese Dynamik auch ins England-Trikot einbringen, sofern er nicht in ein allzu enges taktisches Korsett von Jones gepresst wird.

Der nur 1,73 m große und selbst für einen Neuner schmächtige Randall ist für seine Support-Läufe und die Fähigkeit, das Spiel aus jeder Situation schnell zu machen bekannt. Sollte Eddie Jones nur nach einem soliden Boxkicker auf der Neun gesucht haben, hätte er Randall vielleicht übergangen. Vielleicht bewegt sich England mit dem Bristol-Ass ja auch von seiner äußerst Kick-lästigen Taktik weg. Sollte sich Randall durchsetzen, kann man sich in England glücklich schätzen - mit walisischen Großeltern hätte Randall auch für Wales auflaufen können, wie sein Bristol Teamkollege Callum Sheedy.

Arthur Vincent (21, Innendreiviertel, Montpellier, Frankreich)

Zugegeben, Vincent ist im Frankreich-Aufgebot kein absoluter Neuling. Der Star der beiden U-20-Weltmeisterteams in den Jahren 2018 und 2019 feierte bereits letzte Saison sein Six-Nations-Debüt im Spiel von les Bleus gegen Italien. Doch nun dürfte Vincent für les Bleus wichtiger denn je werden - eine Woche vor dem Turnier erreichte das Frankreich-Camp eine Meldung, durch die dem junge Centre noch mehr Verantwortung zu Teil wird. Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Virimi Vakatawa muss Vincent in sehr große Fußstapfen treten.

Arthur Vincent mit einem tollen Versuch für seinen Klub Montpelier

Mit seiner Geschwindigkeit, seinem Step und seiner Spielfreude ist Vincent ein hervorragender Kandidat dafür, aber ob er mit dem Druck klarkommt, wird man sehen müssen. Zuletzt lief es mit dem Verein in der Top 14 überhaupt nicht - Montpellier liegt, angesichts des riesigen Budgets und der eigenen Ansprüche - am falschen Ende der Tabelle. Im Frankreich-Camp herrscht allerdings eine gänzlich andere Stimmung, dort will man nämliche den ersten Six-Nations-Titel seit elf Jahren einfahren.

Gary Graham (28, Achter, Newcastle Falcons, Schottland)

Ein weiterer Sohn eines Schottland-Stars, der zwischen England und Schottland schwankte. Graham war nach Einsätzen in der schottischen U20 im Jahre 2012 drei Jahre lang in der zweiten englischen Liga aktiv und spielte für die Jersey Reds, das Team von einer der Kanalinseln. Graham war weit weg von beiden Nationalteams und spielte sich erst nach seinem Transfer zu Newcastle in den Fokus der Nationaltrainer Englands und Schottlands.

Die dreifache Pirouette des Dritte-Reihe-Stürmers Graham im Einsatz für Newcastle

2018 wurde er erst in den erweiterten England-Kader nominiert, doch der 1,88 m große Achter entschied sich last minute noch um und landete im Schottland-Kader. Seitdem hatte es noch nicht für den richtigen Durchbruch gereicht, auch aufgrund von Verletzungen. Doch in den letzten Wochen spielt Graham überragend für Aufsteiger Newcastle, der aktuell in der Spitzengruppe der englischen Premiership alle Erwartungen übertrifft.

Graham wird von seinen Teamkollegen als „ein Verrückter, der in andere Volldampf reinrennen will“ beschrieben. Genau daran mangelte es im Schottland-Team zuletzt, wo sich niemand auf der Achter-Position festspielen konnte. Wenn Graham es schaffen sollte, die Schotten regelmäßig über die Vorteilslinie zu bringen, könnte er damit für das Team das fehlende Puzzle-Teil sein, nachdem Coach Gregor Townsend seit Jahren sucht.

James Lowe (28, Außendreiviertel, Leinster, Irland)

James Lowe absolviert seine ersten Six Nations, ist dabei aber alles andere als grün hinter den Ohren. Der 28-jährige hat immerhin schon gegen die British and Irish Lions gespielt und könnte kurioserweise diesen Sommer für das Auswahlteam spielen. Der gebürtige Neuseeländer hat nämlich bereits für die Maori All Backs gespielt.

Für das neuseeländische A-Team wurde der Ex-Winger der Chiefs nie nominiert, also packte er vor gut 3,5 Jahren seine Koffer und ging nach Dublin. Als durchbruchsstarker und dennoch schneller Außen machte sich Lowe einen Namen - so sehr, dass man in Irland die Tage bis zum 13. November herunterzählte.

Für Leinster ein Punktelieferant, auf internationaler Ebene noch unerfahren: Außen James Lowe

Denn seit Mitte November des letzten Jahres ist Lowe für das irische Team spielberechtigt und feierte im Autumn Nations Cup prompt sein Debüt, das er mit einem Versuch in der Schlussminute krönte. Jedoch offenbarte er auch noch Schwächen im Positionierungsspiel und zwar nur eine Woche danach gegen England.

Bei der Niederlage gegen den Vizeweltmeister wurde er mehrmals überkickt und konnte offensiv nicht wie gewohnt Akzente setzen. Lowe ist in der Pro 14 für Leinster überragend, wird sich aber auf internationaler Bühne noch ein wenig zurechtfinden müssen. Bei seinen allerersten Six Nations wird er Gelegenheit dazu bekommen.

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