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Siebener bei Olympia, Lions-Tour und World Cup - was wird aus den ovalen Großereignissen 2021?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 22. Januar 2021

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Die drei großen Rugby-Highlights 2021 - was wird aus ihnen?

Das Siebener-Turnier bei Olympia in Tokio, die British & Irish Lions Series in Südafrika und die Frauen-WM in Neuseeland - drei Großereignisse, die absolute Highlights auf dem Rugby-Kalendar 2021 sind. Jedoch stehen sie allesamt mehr oder weniger auf der Kippe. Wir blicken voraus auf die drei größten Rugby-Events des Jahres.

Olympia 2021 in Tokio (Juli)

Über 80% der Japaner sind laut einer neuesten Umfrage des öffentlichen TV-Senders NHK dafür, die olympischen Spiele in Tokio entweder erneut zu verschieben, oder gar gleich ganz abzusagen. Nur gut 150 Tage vor dem Start sind dies sehr schlechte Nachrichten für das Organisationskomitee und das IOC.

Über 15 Milliarden US$ hat Japan bereits in die für das Großevent nötige Infrastruktur investiert. Die Organisatoren betonen auch deshalb bisher, trotz sich mehrender Gerüchte über eine Absage, dass wie geplant am 21. Juli die olympische Flamme im neuen Nationalstadion erleuchten wird.

Auch für Rugby ist der sechstägige Auftritt im Tokyo Stadium auf der weltgrößten Sportbühne eine riesige Chance. 2016 war die Rugby-Rückkehr ein unglaublicher Erfolg - die Spiele im Deodoro-Stadion zählten zu den meistgesehenen Olympia-Events weltweit und bescherten dem ovalen Ballsport Millionen neue Fans und Interessenten. Das ZDF verzeichnete trotz unchristlicher Ankickzeiten ein Millionen-Publikum für Rugby, mehr Menschen als je zuvor bekamen in Deutschland Rugby zu sehen.

Fidschis Rugby-Märchen bei Olympia 2016 faszinierte die Sportwelt, auch in Deutschland und bescherte dem Sport neue Fans

Selbst in der deutschen Presse sorgten das Fidschi-Goldmärchen und Martin Langers Monolog über die beeindruckenden Rugger für Dutzende Schlagzeilen. Selbst die BILD, in der normalerweise Nichts über den ovalen Ballsport zu lesen ist, solange kein Blut oder Sex-Skandal involviert ist, brachte eine Geschichte nach der anderen.

Japan war bisher vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gekommen. Bis zu 8.000 Neuinfektionen pro Tag zuletzt haben aber Offizielle wie weite Teile der Bevölkerung aufgeschreckt. Ein Bericht aus der Times of London suggerierte, dass man im japanischen Kabinett bereits nach Alternativen suche, wurde vom offiziellen Regierungssprecher heute bestritten.

Dennoch scheinen die Spiele auf Messers Schneide - mit den Winterspielen 2022 in Peking vor der Tür, die am 4. Februar 2022 starten, scheint eine weitere Verschiebung unrealistisch. Eine Lösung könnte Tokio 2032 sein, da die Ausrichter für 2024 (Paris) und 2028 (Los Angeles) bereits feststehen.

Unsere TR-Presseschau damals - selten wurde in Deutschland so viel über Rugby berichtet, wie während Olympia



Die British & Irish Lions Series in Südafrika (Juli/August)

„Ich würde sogar Plan Z akzeptieren“, so Rassie Erasmus Anfang, Springboks-Weltmeistertrainer und mittlerweile Sportdirektor des Verbands SARU, Anfang der Woche mit Blick auf die anstehende Lions-Tour. Erasmus und damit wohl auch der südafrikanische Verband insgesamt, werden wohl alles dafür tun, damit die Lions-Tour tatsächlich diesen Sommer stattfindet - sei es ohne Zuschauer oder auf britischem Boden.

Letzteres könnte, sollte Großbritannien weiter große Fortschritte bei der Impfung der Bevölkerung machen, sogar mit Zuschauern stattfinden - aktuell haben 8% aller Briten mindestens eine der zwei Impfungen erhalten, während es in Deutschland lediglich 1,8% sind. Bis Mitte Februar sollen es 15 Millionen geimpfte Personen sein und zum Herbst soll die gesamte Bevölkerung des Vereinigten Königreichs immunisiert werden.

Sollte im Juli tatsächlich eine Tour vor zehntausenden Zuschauern in London, Cardiff und Edinburgh möglich sein, wäre dies rein kommerziell gesehen die beste Option. Einnahmen in Millionenhöhe, die wohl zwischen den Südafrikanern und den Ersatz-Gastgebern aufgeteilt werden dürften. Die finanziell stark angeschlagenen Verbände dürften sich nach einer solchen Lösung sehnen.

Die Lions-Tour um jeden Preis - die Ansicht vertritt Weltmeister-Coach Rassie Erasmus

Auch für Fans in Europa wäre eine einmalige Jahrhundert-Tour auf heimischen Boden etwas Besonderes - die Eintrittskarten dürften, speziell nach mehr als einem Jahr ohne Fans bei Länderspielen auf den Rängen, sicherlich ihre Abnehmer finden. Jedoch bleibt die Skepsis in Rugby-Zirkeln groß - Ex-Lions-Coach Sir Ian McGeechan erklärte in seiner Kolumne für den Telegraph, dass viele dies als Sakrileg sehen würden. Er selbst sei gespalten, natürlich würden die Spiele nach einem Jahr Pause eine Perspektive bieten, jedoch könne er als Traditionalist auch mit einer Verschiebung um ein Jahr leben.

Ein wenig mehr Klarheit dürfte wohl Ende kommender Woche einziehen, denn dann gibt es Medienberichten zufolge ein virtuelles Meeting aller Beteiligten. Eine Verschiebung auf das Jahr 2022 hätte sicherlich viele Befürworter, doch würde dies den internationalen Rugby-Kalender extrem durcheinanderwirbeln.

Der Rugby World Cup 2021 in Neuseeland (September/Oktober)

Erst vor wenigen Wochen war es Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern höchstpersönlich, die im Dezember in Auckland die Gruppen für das im September und Oktober 2021 stattfindenden Turnier ausgelost hatte. Ardern ließ dabei keinerlei Zweifel darüber aufkommen, ob das Turnier überhaupt stattfinden werde. Dennoch steht Neuseeland als Ausrichterland des neunten World Cups der Frauen vor einer logistischen Herausforderung.

Das Land ist soweit vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen und konnte mit zwei harten Lockdowns das Virus im eigenen Land ausrotten. Noch ist aber keine Öffnung der neuseeländischen Grenzen in Aussicht. Seit dem Beginn der Corona-Krise können lediglich Staatsbürger Neuseelands in ihre Heimat zurückkehren, diese müssen dafür aber in eine zweiwöchige strikte Zwangsquarantäne in hermetisch abgeriegelten Hotels, die rund um die Uhr überwacht wird.

Selbst eine Öffnung der Grenzen zum großen Nachbarn Australien, der nach einigen lokalen Ausbrüchen nun wieder seit einigen Tagen COVID-frei ist, dürfte frühestens im April erfolgen. Dabei sind die Touristen-Dollar, die die alljährlich aus dem fünf Mal so bevölkerungsreichen Nachbarland nach Neuseeland einreisenden Aussies mitbringen, für die Wirtschaft des Landes dermaßen wichtig.

Die neuseeländische Regierung will aber weiterhin um jeden Preis verhindern, dass es im Land zu erneuten Corona-Ausbrüchen kommt. Mit der Einreise von elf World-Cup-Teams, die jeweils um die 30 Spielerinnen und noch ein Mal mehr als ein Dutzend Betreuerinnen und Betreuer mit ins Land bringen, wird die Gefahr, dass die gut 600 World-Cup-Gäste, sowie Journalisten und TV-Crews das Virus mitbringen, keineswegs vernachlässigbar sein.

2017 krönte sich Neuseeland bei der WM - in diesem Jahr soll auf heimischem Boden die Titelverteidigung erfolgen

Wie man es besser nicht macht, konnten sich die Neuseeländer dieser Tage beim Blick aufs Nachbarland vor Augen führen. Im australischen Bundesstaat Victoria, wo erst Ende Oktober ein dreimonatiger ultrastrikter Lockdown endete, um die Infektionszahlen dort auf Null zu drücken, werden im Februar die Australien Open stattfinden. Die Tennis-Profis, die in den letzten Tagen mit 17 Charter-Flügen Down Under ankamen, müssen sich dabei an strenge Quarantäne-Regeln halten.

Das schmeckte dem Einen oder Anderen nicht. Superstar Novak Djokovic, der noch im Sommer 2020 auf dem Balkan eine Turnierserie unter Missachtung aller Corona-Vorsichtsregeln organisierte und sich, wenig überraschend, selbst mit dem Virus ansteckte, stellte einen Forderungskatalog auf. Es solle, so Djokovic, weniger strenge Quarantäne-Regeln für die Tennis-Cracks geben. Die Antwort des Premierministers von Victoria darauf fiel ebenso kurz wie eindeutig aus: „Jeder kann gerne Forderungen stellen, meine Antwort wird aber nein lauten!“  

Nach insgesamt vier Corona-Fällen unter den Tennis-Profis, darunter auch eine Spielerin, die sich kurz davor noch per Twitter über die Quarantäne-Pflicht echauffiert hatte, sieht sich Premierminister Daniel Andrews bestätigt. Dennoch gibt es vehemente Kritik bei der eigenen Bevölkerung - Australien hatte zuletzt die Zahl der Staatsbürger, die pro Woche ins Land zurückkehren dürfen, fast halbiert, da man bei der Hotel-Quarantäne an die logistischen Grenzen stoße. Bereits gebuchte Flüge von heimkehrwilligen Australiern wurden storniert, während hunderte Tennis-Profis eine Sonderbehandlung erfahren und nach Down Under dürfen.

Neuseeland wird sich daran orientieren und es beim World Cup besser machen wollen. Für die Regierung des Landes und den Rugby-Verband ist das Turnier ein Vorzeigeprojekt. Auch wenn das Turnier wohl ohne internationale Gäste und mit starken Sicherheitsvorkehrungen stattfinden dürfte, ist die Austragung ziemlich sicher.

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