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Nach Rot für Jubel in Frankreich: Die kuriosesten Platzverweise im Rugby
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 10. Januar 2021

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Es war die wohl kurioseste rote Karte, die es jemals im professionellen Rugby gab. Freitag Abend bekamen die Fans in Frankreich nicht nur großartiges Rugby, sondern auch eine Kirsche auf die Sahnetorte mit einem bizarren Ende eines Zweitligaduells. Wir haben dies als Anlass genutzt, um Mal in unseren Archiven nach weiteren ungewöhnlichen Platzverweisen zu suchen.

Freitag-Abend im südfranzösischen Béziers, zu Gast in der Mittelmeer-Stadt sind die Zentralfranzosen aus Nevers - das Duell der beiden direkten Playoff Konkurrenten verspricht ein richtungsweisendes zu werden. Tatsächlich liefern sich die beiden Aufstiegsanwärter eine sehenswerte Schlacht - Nevers dreht einen 3:22 Rückstand Ende des ersten Durchgangs und gewinnt am Ende mit 30:25 auswärts. Doch allein damit hätte das Spiel nicht für dermaßen viele Schlagzeilen gesorgt.

In der Schlussphase verteidigten die Gäste mit dem Messer zwischen den Zähnen auf der eigenen Linie, bis in die Nachspielzeit hinein. Béziers versuchte es nach einer Fünf-Meter-Gasse mit unzähligen Pick-and-Gos. Tatsächlich schaffen es die in Rot spielenden Gastgeber ins Malfeld - das wäre der Ausgleich bzw. mit der Erhöhung gar der Sieg. Doch weder der Unparteiische, noch der Video-Schiri sehen den Ball am Boden.

Die gesamte Szene: Schiri Millotte verkündet das Spielende, Außen Raisuqe jubelt auf ungewöhnliche Art und Weise

Schiedsrichter Millotte schritt schließlich Richtung Mallinie und verkündete seine Entscheidung umringt von Spielern beider Seiten - die Anspannung war quasi zu greifen. Als er dann „kein Versuch, wir starten mit einem Gedränge, aber da die Zeit abgelaufen ist, war es das“ sagte, brach unter den weiß-gelben Gästen aus Nevers ausgelassener Jubel aus. Dabei übertrieb es einer besonders - der 26-jährige fidschianische Außen Josaia Raisuqe, der bereits für Fidschis Siebener-Team und Stade Français aufgelaufen ist.

Er steht zum Zeitpunkt hinter Schiri Millotte und hebt diesen in Manier des Trickfilms König der Löwen in die Höhe, lässt ihn nach zwei Sekunden wieder herunter. Im Jubel des restlichen Teams geht der Dialog zwischen Schiri und Übeltäter unter, aber das Resultat ist für alle ersichtlich: Millotte zeigt dem verdutzt dreinschauenden Raisuqe die rote Karte. Ihm drohen nun wegen seines überschwänglichen Jubels mehrere Spiele Sperre. Der Kommentar von Nigel Owens auf Twitter: "Ich hätte gepfiffen und gesagt sowas bitte nur bei Strictly come Dancing (in Deutschland als let's Dance bekannt)." Es wäre wohl der bessere Umgang mit dem überschwänglichen Jubel gewesen.

Rot fürs Zeigen einer Roten

Ähnlich kurios ging es 1998 in Südafrika beim Duell Lions gegen die Griquas im Currie Cup zu. Prop Balie Swart, einer der WM-Helden von 1995, fand auf dem Rasen die rote Karte des Schiris Andre Watson, die dieser allem Anschein nach verloren hatte. Während einer Ansprache Watsons an Lions-Käpitan Andre Vos zeigte Prop Swart Ref Watson den Karton. Dieser fand dies aber überhaupt nicht lustig, riss ihm die Karte aus der Hand und drehte den Spieß um. Swart kassierte Rot und da er zunächst einige Sekunden verdutzt dreinschaute, verlegte Watson das Spielgeschehen weitere zehn Meter Richtung Lions-Linie.

Wenig Humor bewies 1998 der Weltklasse-Ref Andre Watson

Eine sehr ähnliche Situation ereignete sich 2018 in der Rugby Europe Trophy beim Duell Tschechien gegen die Schweiz. Doch beim Duell in Yverdon reagierte der Unparteiische weitaus gelassener, als ihm Schweiz-Außen Florian Escoffier die Gelbe zeigte, die er zuvor wohl verloren hatte. Er bedankte sich und ließ das Spiel einfach weiterlaufen - sicherlich die bessere Variante, um ein Spiel nicht wegen eines missverstandenen Scherzes zu entscheiden.


Rot für Hands in the …. Pants?

Als Joe Marler Wales-Kapitän Alun Wyn Jones bei den Six Nations letztes Jahr beherzt in den Schritt griff, um diesen zu provozieren, zog dies eine riesige Diskussion nach sich. Unsportlich, kein Platz dafür im Rugby, schlechtes Vorbild, so die fast einhellige öffentliche Meinung. Wenige Monate später schien sich Charlie Rorke von Stade Francais ein Beispiel daran zu nehmen. Der ehemalige Rugby-League-Profi aus Australien griff beim Duell gegen Benneton Treviso ebenso beherzt in den Schritt von Leonardo Sarto.

Doppel-Rot nach Intimgriff: Bei Stade Français vs Benneton fehlten einem Australier die nötigen Manieren

Dieser nahm dies aber nicht mit einer derartigen Gelassenheit hin, wie Wyn Jones und befreite sich aus der intimen Umklammerung mittels eines Ellbogenschlages. Beide kassierten Rot - immerhin war die spätere Sperre für den grabschenden Australier mit neun Wochen weitaus schlimmer als die einwöchige gegen den italienischen Nationalspieler Sarto.

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